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# taz.de -- Die „Bild“, die Bundesliga und Flüchtlinge: Engagement als gut…
> Die „Bild“ gibt sich mit ihrer „Wir helfen“-Kampagne siegesgewiss. Do…
> immer mehr Klubs steigen aus. Und noch eine Aktion befremdet.
Bild: Nicht von Springer verordnet: Spieler vom FC St. Pauli laufen beim Testsp…
Am Mittwoch schien St. Pauli mit seiner Absage noch allein im Abseits zu
stehen. Als einziger Verein hatte der Zweitligist verkündet, man werde am
Wochenende nicht an der von der Deutschen Fußball Liga, Hermes Logistik und
Bild-Zeitung initiierten Flüchtlingskampagne unter dem Motto „Wir helfen“
teilnehmen.
Die Hamburger werden also nicht mit dem Logo der Bild-Zeitung auf dem Ärmel
auflaufen, welches das Kampagnenemblem von Springer mit dem Schriftzug „Wir
helfen – #refugeeswelcome“ ziert. Für diese Aktion hat das
Logistikunternehmen Hermes für den kommenden Spieltag seine erkaufte
Werbefläche zur Verfügung gestellt.
Im Stile eines jakobinischen Tugendwächters reagierte dann der
Chefredakteur des Springer-Blatts auf die Nachricht aus Hamburg und stellte
via Twitter den Verein an den Pranger: [1][“Kein Herz für Flüchtlinge:
Schade eigentlich, @fcstpauli!“] Diekmann sprach gar von einem Boykott.
Dabei hatte die DFL dem Verein auf Nachfrage erklärt, die Teilnahme an der
Aktion sei freiwillig.
Allen anderen Klubs wurde vor Augen geführt, was sie von der Bild zu
erwarten haben, wenn sie nicht freiwillig mitmachen. Die zahlreichen
erbosten Reaktionen daraufhin in den sozialen Netzwerken, die dem Hashtag
„[2][#BILDnotwelcome]“ bei den Twittertrends eine Spitzenposition
einbrachte, sowie die Statements der organisierten Fanszene haben aber
offensichtlich einige Klubverantwortliche ins Grübeln gebracht.
## Ohne Freiburg, Bochum und Nürnberg
Union Berlin kündigte am Donnerstag an, seine frisch erworbenen Immobilien
diesen Winter als Unterbringungsmöglichkeit zur Verfügung zu stellen, und
erklärte fast beiläufig im Schlusssatz, der Verein werde „an der für den
kommenden Bundesligaspieltag geplanten Aktion einer Boulevardzeitung“ nicht
teilnehmen. Auch bei Eintracht Frankfurt wurde offenkundig über eine
derartige Entscheidung kontrovers debattiert. Gegenüber der taz erklärte
der Verein, man könne den vorgegebenen Zeitrahmen (Donnerstagvormittag) für
eine Antwort nicht einhalten. Es werde noch diskutiert.
Entschiedener zeigten sich der SC Freiburg, der VfL Bochum und der 1. FC
Nürnberg. Auch sie werden sich an der Bild-Aktion nicht beteiligen. Ihr
Verein engagiere sich „bereits seit Jahren in der Flüchtlingshilfe“ und
stehe bei seinem sozialen Engagement „für nachhaltige und langfristige
Unterstützung vor Ort“, erklärten die Freiburger am Donnerstag auf ihrer
Webseite. Wichtig seien vor allem die lokalen Initiativen. Deswegen habe
man sich entschieden, am Freitag „ohne den veränderten Ärmel-Aufnäher ‚W…
helfen‘ gegen die Bielefelder Arminia auf den Platz zu gehen.“
Vermutlich hat auch die sachliche Argumentation von St. Pauli Eindruck
gemacht. Dessen Geschäftsführer Andreas Rettig meinte: „Der FC St. Pauli
ist seit vielen Wochen auf verschiedenen Ebenen zu einem Thema, das seit
Monaten alle emotional bewegt, aktiv, um den Menschen, die nach Deutschland
geflohen sind, zu helfen. Daher sehen wir für uns nicht die Notwendigkeit,
an der geplanten, für alle Klubs freiwilligen Aktion der DFL teilzunehmen.“
Keinem Klub ist derzeit wohl schwerer mit der Moralkeule beizukommen als
dem FC St. Pauli, der bereits 2013 mit seinem Engagement für
Lampedusa-Flüchtlinge eine Vorreiterrolle auf diesem Gebiet einnahm.
## Undurchsichtiger Fan-Run
Am Dienstag hatte die Bild noch siegesgewiss vermeldet, alle
Bundesligaklubs würden sich ihre Trikots mit dem „Wir helfen“-Emblem
beflocken und ein gemeinsames Zeichen für eine aktive Willkommenskultur in
Deutschland setzen. Im Nachhinein eine Fehleinschätzung des
Springer-Verlags, der dennoch wild entschlossen scheint, den Fußball als
Marketingplattform zu nutzen.
Befremdlich ist derzeit auch eine zweite Initiative von Bild. In
Kooperation mit dem FC Bayern München soll am 10. Oktober ein
[3][FC-Bayern-Fan-Run] veranstaltet werden. Mit der Teilnahmegebühr von
knapp 30 Euro sollen die Hilfsorganisationen „Ein Herz für Kinder“ und „…
helfen: #refugeeswelcome“ unterstützt werden. Über Twitter veröffentlichte
der User Frank Helmschrott [4][eine bemerkenswerte Recherche], welche die
[5][Intransparenz dieses Projekts] offenlegt. Demnach sei weder klar,
welcher Anteil der Anmeldegebühr gespendet werden soll, noch wie seriös die
Organisationsstrukturen aufgebaut sind. Die FanRun GmbH ist offenbar noch
nicht einmal im Handelsregister eingetragen.
Dass in der Startgebühr für den Lauf ein Bild-Plus-Abo mit Bundesligapaket
enthalten ist, hat zudem einen merkwürdigen Beigeschmack. Aus dem neu
entdeckten sozialen Engagement könnte für Bild ein gutes Geschäft
erwachsen. Eine Hilfe zur Selbsthilfe der ganz anderen Art.
17 Sep 2015
## LINKS
[1] http://twitter.com/KaiDiekmann/status/644121151808122880
[2] http://twitter.com/search?q=%23BILDnotwelcome&src=tyah
[3] http://www.fcbayern.de/de/news/news/2015/fc-bayern-fanrun-in-der-allianz-ar…
[4] https://storify.com/Helmi74/der-fanrun-die-bild-und-der-fcbayern
[5] http://miasanrot.de/fanrun-fcbayern-fragezeichen/
## AUTOREN
Johannes Kopp
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