# taz.de -- Riskante Energiewende: Angst vor einem Millionengrab | |
> Eine Bürgerinitiative verlangt vom Bremer Senat, das neue | |
> Schwerlastterminal nicht öffentlich zu finanzieren. | |
Bild: Das geht heute schon: Anlagenteile des Herstellers Areva vor der Verschif… | |
BREMEN taz | Gegen den Plan des rot-grünen Bremer Senats, Bremerhaven mit | |
viel öffentlichem Geld zu einem Zentrum der Offshore-Windenergie zu machen, | |
regt sich zaghafter Widerstand. Eine kleine Initiative hat auf der Website | |
der bremischen Bürgerschaft eine [1][Online-Petition] dagegen gestartet, | |
die seit Montag von knapp 300 Leuten unterzeichnet worden ist. Die Debatte | |
wird befeuert durch die kürzlich bekannt gewordene Entscheidung von | |
Siemens, die Maschinenhäuser seiner Windkraftanlagen in Cuxhaven | |
zusammenbauen zu lassen. | |
Der Senat plant, an der Weser südlich von Bremerhaven einen | |
Schwerlastterminal zu bauen, von dem aus die Errichterschiffe zu den | |
Windpark-Baustellen auf See fahren sollen. Für das Projekt sind 180 | |
Millionen Euro veranschlagt. Der Versuch ist gescheitert, private | |
Unternehmen zu finden, die den Bau und Betrieb dieses „Offshore Terminals | |
Bremerhaven“ (OTB) auf eigene Rechnung finanzieren. Trotzdem hält die | |
bremische Bürgerschaft über alle Fraktionen hinweg an dem Plan fest. | |
Die Online-Petenten um den Bremer Unternehmer Ingo Oehlkers finden, | |
angesichts seiner hohen Verschuldung dürfe sich der Stadtstaat Bremen nicht | |
auf ein solches Wagnis einlassen. Die Auslastungsprognosen seien | |
realitätsfremd, weil das neue Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) den | |
Windenergieausbau Offshore deckele. Zu den versprochenen Neuansiedlungen | |
habe der Senat keine Vertragsabschlüsse vorgelegt. Außerdem lägen „keine | |
unabhängigen Gutachten vor, welche eine wirtschaftliche Sinnhaftigkeit | |
belastbar darstellen“. | |
Dabei hatte der Senat im Frühjahr die Firma Planco beauftragt, eine ältere | |
Prognose-Studie zum Marktpotenzial eines Offshore-Terminals auf | |
Plausibilität zu prüfen. Die Gutachter schlagen vor, die Chance zu nutzen, | |
dass zwei der fünf Windturbinenhersteller Europas bereits in Bremerhaven | |
sitzen. Diese müssten gepäppelt werden, um im härter werdenden Wettbewerb | |
zu überleben. In einem „optimistischen Szenario“ würden zwischen 2020, we… | |
der Terminal fertig ist, und 2025 „nachhaltige Ansiedlungseffekte | |
wahrscheinlich“. | |
Aus der Sicht eines potenziellen Betreibers sieht das die Firma Buss Port | |
Logistics weniger optimistisch. „Für uns ist es nicht rentabel, das | |
aufzubauen“, sagt Sprecherin Karin Lengenfelder. Der Bedarf sei nicht | |
gegeben. Die aus Sicht von Buss konkurrierenden Häfen Eemshaven, | |
Bremerhaven, Cuxhaven und Esbjerg könnten bis zu 1.100 Windkraftanlagen pro | |
Jahr verschiffen. Nach den derzeitigen Planungen würden in deren | |
Einzugsgebiet bis 2030 aber höchstens 630 gebaut. | |
Weil die teuren Errichterschiffe nicht so weite Wege zurücklegen sollen, | |
bezieht Buss anders als Planco nur die Seegebiete der Niederlande und | |
Deutschlands ein aber nicht den großen Markt Großbritanniens. Jan Rispens | |
vom Cluster Erneuerbare Energien Hamburg erklärt sich die Zurückhaltung | |
privater Investoren mit der Novelle des EEG. Zum einen wegen der | |
Herabsetzung des Ausbauziels, zum anderen weil sie ab 2016 die | |
Windparkprojekte ausschreiben will, wobei die Details noch unklar sind. „Es | |
ist nicht möglich zu sagen, man braucht so und so viele Terminalflächen“, | |
sagt Rispens. | |
Uwe Knickrehm von der Arbeitsgemeinschaft Offshore-Windenergie hält die | |
Position des bremischen Senats für „standortpolitisch nachvollziehbar“. Sie | |
setze aber in der Bundespolitik „die Einsicht voraus, dass der Ausbau der | |
Offshore-Windenergie Sinn macht“. Hinter das Ziel 15.000 Megawatt 2030 | |
dürfe die Bundesregierung nicht zurückfallen. | |
Der Bremer Ökonom Rudolf Hickel dagegen hegt Zweifel: Es sei nicht gewiss, | |
dass die beiden Turbinenhersteller in Bremerhaven blieben. „Meine Sorge | |
ist, dass der OTB bezogen auf die Arbeitsplätze zur großen Enttäuschung | |
führt“, sagt Hickel. Er regt an, bisherige Potenziale zu bündeln und | |
möglicherweise eine kleinere Lösung zu finden. | |
11 Aug 2015 | |
## LINKS | |
[1] https://petition.bremische-buergerschaft.de/ | |
## AUTOREN | |
Gernot Knödler | |
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