# taz.de -- Neues Konzept für Klinik: Der Osten soll weniger kosten | |
> Die geplante Umstrukturierung des Klinikums Bremen-Ost sorgt für Unruhe | |
> beim Osterholzer Beirat und der Linken. Das Verfahren sei intransparent. | |
Bild: Bald könnten OP-Säle leer stehen: Klinikum Bremen-Ost. | |
BREMEN taz | Das Klinikum Bremen-Ost (KBO) wird sich verändern – wenigstens | |
das ist sicher. Hinter verschlossenen Türen arbeitet die Klinik-Holding | |
Gesundheit Nord (Geno) an einem neuen Konzept für das Krankenhaus an der | |
Züricher Straße. | |
Die Umstrukturierung hat der Senat in Auftrag gegeben: Entsprechende | |
Prüfaufträge stehen im rot-grünen Koalitionsvertrag – und sollen zum | |
Jahresende umgesetzt sein. Doch statt die Zeit zu nutzen, kritisiert nun | |
die Linke, habe die Geno noch vor der politischen Diskussion in einer | |
Hauruck-Aktion Fakten geschaffen. | |
Gemeint ist damit die Schließung der Unfallchirurgie Anfang dieses Monats: | |
Als der bis dahin leitende Oberarzt Richard Delebinski als Chefarzt ans | |
Klinikum Nord wechselte, wurde die Stelle nicht neu besetzt und ein bereits | |
laufendes Bewerbungsverfahren gestoppt. Nicht nur die Opposition, sondern | |
auch die Osterholzer Beiräte sind alarmiert. Sie fürchten um die | |
Arbeitsplätze vor Ort und um den Ruf ihrer Klinik. | |
Wichtig für das Haus sei ein „breites Portfolio“, sagt der Osterholzer | |
Beiratssprecher Wolfgang Haase (SPD). Dazu gehören am KBO neben der | |
Psychiatrie derzeit noch die Zentren für Lungenmedizin und minimalinvasive | |
Chirurgie – beides Kürzungskandidaten. Die Beiräte befürchten die Erosion | |
der medizinischen Infrastruktur, selbst wenn die Grundversorgung im | |
Stadtteil sichergestellt sei, wie Geno und Senat betonen. | |
Der Koalitionsvertrag schlägt vor, den Schwerpunkt auf Psychiatrie, | |
Geriatrie und neurologische Frührehabilitation zu legen. Verabschieden | |
würde man sich so vor allem vom Operationsgeschäft, das im Klinikum Mitte | |
konzentriert würde. Die Unfallchirurgie ist bereits dort untergekommen – | |
„temporär“, wie es heißt. | |
Offene Fragen und Diskussionsbedarf gäbe es auch dann reichlich, wenn der | |
im Koalitionsvertrag vorgezeichnete Weg eingeschlagen würde. Die | |
Psychiatrie etwa zählt bereits heute zum Kerngeschäft des KBO, wird aktuell | |
jedoch grundsätzlich umgestaltet: Stationäre Betten werden reduziert und | |
die Schwerpunkte der einzelnen Fachbereiche stehen zur Diskussion. | |
Auch bei der Geriatrie, dem zweiten anvisierten Schwerpunkt, gibt es | |
Klärungsbedarf. Denn eine eigene Altenmedizin braucht im Grunde ohnehin | |
jeder Stadtteil, da die Einbeziehung der Lebenswelt alter Menschen | |
unstrittig als unerlässlich für den Heilerfolg gilt. | |
Der Diskussion – auch der ökonomischen – wolle sich der Beirat keinesfalls | |
versperren, sagt Sprecher Haase. Wichtiger scheint den Osterholzern zu | |
sein, die Argumente überhaupt erst einmal mitgeteilt zu bekommen. Zumindest | |
in Sachen Unfallchirurgie standen die AnwohnerInnen vor vollendeten | |
Tatsachen. | |
Auf der Beiratssitzung Ende Juli hatte Geno-Geschäftsführerin Jutta | |
Dernedde einen entsprechend schweren Stand. Aufgebrachte BürgerInnen und | |
Betriebsräte haben auch gleich ihre Mobilisierungsfähigkeit unter Beweis | |
gestellt: Fast 10.000 Unterschriften gegen die Eindampfung ihres | |
Krankenhauses konnten die Osterholzer der Geno überreichen. | |
Die geplanten Verschiebungen ans Klinikum Bremen-Mitte sind keine völlig | |
neue Idee. Bereits vor zehn Jahren hat sich aus dem Beirat eine | |
fraktionsübergreifende Bürgerinitiative gegen eine solche Klinikreform | |
gegründet – und mit für Stadtteilpolitik beachtlicher Personenstärke für | |
den Bestand ihres Krankenhauses gekämpft. Der Erfolg von damals ist nicht | |
vergessen: „Wir sind breit, auch diesmal wieder für unsere Klinik auf die | |
Straße zu gehen“, sagt Beiratssprecher Haase zur taz. | |
Immerhin hat die Geno-Geschäftsführung noch auf der Sitzung zugesagt, die | |
Stadtteilvertreter in die weitere Planung einzubinden. Laut Haase hat es | |
inzwischen auch tatsächlich erste Gespräche gegeben. Auch mit der neuen | |
Gesundheitssenatorin Quante-Brandt (SPD) habe er inzwischen telefoniert. | |
Aus dem Streit um die Unfallchirurgie aber hält sich die Politik heraus: | |
Die personelle Neubesetzung falle nicht in den Aufgabenbereich der | |
Regierung, antwortete der Senat auf Anfrage der Linksfraktion. Auch erkenne | |
man darin „keine Weichenstellung für die zukünftige Ausgestaltung der | |
medizinischen Leistungsangebote am Standort“. | |
Ob die mutmaßliche Sparmaßnahme denn wenigstens rechnerisch sinnvoll sei, | |
wusste der Senat auch nicht so genau: Verlässliche Aussagen über mögliche | |
Erlösausfälle seien für solche temporären Maßnahme schwer zu treffen, hieß | |
es. | |
Und überhaupt: Den Ausfällen im Osten stünden dann ja auch höhere Einnahmen | |
im Klinikum Mitte gegenüber. An gleicher Stelle bemerkte allerdings auch | |
der Senat, dass Kliniken im Umland zur Grundversorgung beitragen würden. | |
Zumindest deren Einnahmen dürften der Geno entgehen. | |
Konkrete Pläne für das KBO sollen laut Geno dann im September vorliegen. | |
Für Beiratssprecher Hasse heißt das „angespanntes Warten“, so sagt er – | |
„mit ein bisschen Misstrauen“. | |
17 Aug 2015 | |
## AUTOREN | |
Jan-Paul Koopmann | |
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