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# taz.de -- Tod von Suhrkamp-Gesellschafter Barlach: Eine gefräßige Geschichte
> Alles gewagt, alles verloren: Hans Barlach, der jahrelang um die
> Herrschaft bei Suhrkamp gekämpft hat, ist gestorben. Mit nur 59 Jahren.
Bild: Ein Ritter von tragischer Gestalt: Hans Barlach
So viel Streit. Und dann, als doch alles vorbei war und alle längst zum
Business as usual übergehen wollten, noch so eine Schlusspointe.
Hans Barlach ist gestorben. Überraschend. Mit gerade einmal 59 Jahren. An
Lungenentzündung, wie dpa meldet. Alles gewagt, alles verloren – manches an
der Aufregung, die Hans Barlach in den vergangenen Jahren verursacht hat,
hatte etwas Romanhaftes oder auch etwas von einem Hollywoodfilm. Wie ein
klassischer Bösewicht sah Hans Barlach für viele aus, für die Autoren von
Suhrkamp, die ein Ausverkauf ihres Verlages fürchteten, sowieso. Suhrkamp
ist immer mehr als ein normaler Verlag gewesen, es war und ist auch so
etwas wie eine Heimat. Die haben die Autoren gegen den Eindringling Barlach
verteidigt.
In manchem hatte dieser Hamburger Medienunternehmer aber auch etwas von
einem Ritter von der tragischen Gestalt, und sein erbitterter Machtkampf
mit der Verlegerin Ulla Unseld-Berkewicz um die Herrschaft im
Suhrkamp-Verlag hatte auch etwas von einem Kreuzzug.
Nun, da Hans Barlach nach vielen juristischen Zwischensiegen auch den
letzten Prozess, den er gegen die Suhrkamp-Führung angestrebt hatte,
endgültig verloren hatte, dachte man, dass ein wenig Ruhe um den so
renommierten und literarisch wie intellektuell so wichtigen Verlag
einkehren würde. War auch eingekehrt. Ulla Unseld-Berkewicz, das ist längst
beschlossen und verkündet, wird sich auf die Verlegerinnen-Position
zurückziehen und das operative Geschäft an Jonathan Landgrebe übergeben –
was, wie viele Beobachter der Verlagsszene glauben, eine gute Lösung ist.
Auch die Umwandlung von Suhrkamp in eine Aktiengesellschaft ist längst
eingetütet. Da erreicht einen noch die Meldung vom Tod von Hans Barlach.
## Etwas Trauriges und Dunkles
Auf die Geschicke des Verlages hat sie keinen Einfluss mehr. Aber sie hat
etwas Trauriges und Dunkles. Natürlich gibt es keinen direkten Zusammenhang
mit der Suhrkamp-Geschichte. Aber irgendwie, scheint es, hat diese
Geschichte etwas Gefräßiges. Auch diese letzte Wendung, diesen
überraschenden Tod musste sie noch nehmen.
„Der Schrecken des Suhrkamp-Verlages“, „Barlach unterliegt mit Eilantrag�…
„Suhrkamp-Autoren sprechen sich gegen Barlach aus“, „Kulturkampf vorm
Landgericht“ - mit solchen Schlagzeilen hielt diese Auseinandersetzung die
Kulturinteressierten in Atem. Es war ein Kampf bis aufs Messer und bis um
den letztmöglichen juristischen Winkelzug. Er wird einem nun als der Mann
in Erinnerung bleiben, der den Kampf um das Haus Suhrkamp versucht hat und
dabei gescheitert ist.
Hans Barlach wurde 1955 in Ratzeburg in Schleswig-Holstein geboren. Er war
der Enkel des Bildhauers Ernst Barlach, dessen Nachlass er auch verwaltete.
Immobilienprojekte, Galeriengründungen, auch sie verliefen nicht immer
glücklich. Bei der Einstellung der Zeitschrift Hamburger Rundschau war er
beteiligt, am Verkauf der Hamburger Morgenpost auch.
Zusammen mit dem Hamburger Investmentbanker Claus Grossner hat Barlach Ende
2006 29 Prozent des Suhrkamp-Verlages übernommen, nach dem Ausscheiden
desMitgesellschafters Joachim Unseld 2009 erhöhte sich dieser Anteil auf 39
Prozent. Ulla Unseld-Berkewicz hielt über die Siegfried und Ulla Unseld
Familienstiftung die übrigen 61 Prozent.
15 Jul 2015
## AUTOREN
Dirk Knipphals
## TAGS
Literatur
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Verlagswesen
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Kunst
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Unter Schmerzen
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Suhrkamp Verlag
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