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# taz.de -- UN berichtet von Rekordanstieg: Acht Millionen neue Flüchtlinge
> Seit dem Zweiten Weltkrieg haben nicht mehr so viele Menschen innerhalb
> eines Jahres die Flucht ergriffen. Insgesamt sind es 60 Millionen.
Bild: Die Hälfte der Flüchtlinge sind Kinder.
BERLIN taz | Die Zahl der Flüchtlinge weltweit ist 2014 auf einen
Rekordwert gestiegen. Nach Zählung des UN-Flüchtlingswerks UNHCR waren im
Dezember 59,5 Millionen Menschen auf der Flucht. Ein Jahr zuvor waren es
51,2 Millionen – ein Anstieg um etwa 16 Prozent. Ein höherer Zuwachs wurde
noch nie dokumentiert. Schon der Vorjahreswert war der höchste seit dem
Zweiten Weltkrieg. Rund zwei Drittel aller Flüchtlinge bleiben im eigenen
Land, mehr als die Hälfte sind Kinder.
Das UNHCR veröffentlicht die Statistik jedes Jahr zum Tag des Flüchtlings
am 20. Juni. „Wir geraten in eine Epoche, in der das Ausmaß der globalen
Flucht und Vertreibung sowie die zu deren Bewältigung notwendigen
Reaktionen alles davor Gewesene in den Schatten stellen“, sagte
UN-Flüchtlingskommissar António Guterres.
Es sei erschreckend zu beobachten, dass „jene straflos bleiben, die
Konflikte auslösen“. Die internationale Gemeinschaft sei offenbar unfähig
zur Zusammenarbeit, um Kriege zu beenden sowie Frieden zu schaffen und zu
sichern.
Im Jahr 2014 wurden täglich durchschnittlich 42.500 Menschen zu
Flüchtlingen, Asylsuchenden oder Binnenvertriebenen im eigenen Land, heißt
es in dem Bericht. Das entspreche einer Vervierfachung während der
vergangenen vier Jahre.
Insgesamt 13,9 Millionen Menschen wurden 2014 zur Flucht gezwungen –
viermal so viele wie noch 2010. Der Zuwachs geht überwiegend auf die
Syrienkrise zurück: 7,6 Millionen SyrerInnen sind im eigenen Land auf der
Flucht, rund 3,9 Millionen in den Nachbarländern.
## Schatten der Syrienkrise
Die meisten Flüchtlinge kommen nicht weit: Die Top 10 der Aufnahmeländer
liegen in Afrika oder Asien. Über 40 Prozent aller Flüchtlinge außerhalb
ihres Herkunftslandes halten sich in der Türkei, Pakistan, Libanon, Iran
und Äthiopien auf.
Fast zwei Drittel aller Flüchtlinge weltweit flohen 2014 aus Syrien,
Afghanistan, Somalia, Sudan und Südsudan. Das UNHCR beklagte, dass die
Konflikte in Afrika oft in den Schatten der Syrienkrise treten. Dabei seien
durch die Auseinandersetzungen in der Zentralafrikanischen Republik, dem
Südsudan, in Somalia, Nigeria, der Demokratischen Republik Kongo und
anderen Ländern fast ebenso viele Menschen vertrieben worden wie im Nahen
Osten.
Guterres kritisierte Defizite bei der Finanzierung und große Lücken im
System zum Schutz von Kriegsopfern. „Die Menschen, die Mitgefühl,
Unterstützung und sichere Zuflucht benötigen, werden im Stich gelassen.“
Eine Zeit beispielloser Massenflucht und -vertreibung bedürfe „ebenso
beispielloser humanitäre Unterstützung“.
18 Jun 2015
## AUTOREN
Christian Jakob
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Schwerpunkt Flucht
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