# taz.de -- Gewalt im Südsudan: Vergewaltigt und verbrannt | |
> Die UN-Mission wirft Regierungstruppen grausame Verbrechen an der | |
> Bevölkerung vor. Die Schilderungen erinnern an Ruandas Völkermord. | |
Bild: Lebensmittelausgabe im UN-“Schutzlager für Zivilisten“ in Bentiu. | |
Die UN-Blauhelmmission im Südsudan (UNMISS) hat gegen die Regierung des | |
Landes schwere Vorwürfe erhoben. Regierungssoldaten hätten Mädchen | |
vergewaltigt und bei lebendigem Leibe in ihren Hütten verbrannt, heißt es | |
in einem neuen UNMISS-Menschenrechtsbericht. Gruppenvergewaltigung und | |
Folter seien Merkmale eines Militärfeldzuges, der sich durch seine „neue | |
Brutalität und Intensität“ auszeichne, so der Bericht über die jüngste | |
Regierungsoffensive gegen Rebellen im ölreichen Bundesstaat Unity. | |
Im April hatte die Regierungsarmee SPLA (Südsudanesische | |
Volksbefreiungsarmee) von Präsident Salva Kiir in Unity eine Großoffensive | |
gegen die Rebellen des ehemaligen Vizepräsidenten Riek Machar gestartet. | |
Die Kämpfe konzentrierten sich auf den Distrikt Mayom, Siedlungsgebiet des | |
Nuer-Volkes, dem Machar angehört. | |
„Die SPLA und verbündete Milizen aus Mayom führten einen Feldzug gegen die | |
lokale Bevölkerung, der Zivilisten tötete, Dörfer plünderte und zerstörte | |
und [1][über 100.000 Menschen in die Flucht trieb]“, heißt es in dem | |
UN-Bericht, der noch nicht veröffentlicht ist, aber von einzelnen | |
Journalisten eingesehen wurde. UNMISS wartet noch auf eine Reaktion der | |
südsudanesischen Regierung, bevor sie ihn freigibt. | |
In mindestens neun getrennten Fällen hätten die UN-Untersucher von | |
Überlebenden erfahren, dass Frauen und Kinder erst Opfer von | |
Gruppenvergewaltigungen geworden und dann in ihren Hütten lebendig | |
verbrannt worden seien, heißt es. Auch junge Mütter mit Säuglingen wurden | |
nicht verschont. | |
## Zehntausende auf der Flucht | |
Direkten Zugang zu den angeblichen Tatorten erhielten die UN-Mitarbeiter | |
nicht. „Das Ausmaß und das Niveau der Grausamkeit deutet auf eine Tiefe von | |
Feindseligkeit hin, die weit über politische Differenzen hinausgeht“, so | |
der UN-Bericht weiter. | |
Verbrechen gegen Zivilisten der Gegenseite kommen in Südsudans Bürgerkrieg, | |
der im Dezember 2013 begann, häufig vor – schon im Befreiungskrieg von 1983 | |
bis 2005 standen die beiden großen Volksgruppen Dinka und Nuer immer wieder | |
auf unterschiedlichen Seiten. Vor den Gräueltaten, die an Ruandas | |
Völkermord 1994 erinnern, flohen schon 2013 Zehntausende von Menschen in | |
UN-Basen im Südsudan. | |
Derzeit sind nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration | |
über 2,1 Millionen Südsudanesen auf der Flucht. Rund 140.000 leben in | |
„Zivilen Schutzlagern“ (POCs) in UN-Basen. Im POC von Unitys Hauptstadt | |
Bentiu lebten bis vor kurzem rund 40.000 Menschen. | |
Während UNMISS zu Beginn des Krieges oft vorgeworfen worden war, Südsudans | |
Regierung in Schutz zu nehmen, hat sich dies offenbar geändert, seit die | |
Regierung die UN-Blauhelme als störend empfindet. Der neue Bericht folgt | |
auf Südsudans Ausweisung des humanitären UN-Koordinators Toby Lanzer vor | |
vier Wochen. | |
30 Jun 2015 | |
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## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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