# taz.de -- Ehe für alle: Bundesrat stimmt dafür | |
> Der Entwurf für die Gleichstellung von Homo-Paaren ist auf den Weg | |
> gebracht. Der Bundesrat stimme mit rot-rot-grüner Mehrheit für den | |
> Antrag. | |
Bild: Bekam durch den Volksentscheid in Irland neuen Aufwind: die Debatte über… | |
Berlin taz | „Nichts ist mächtiger als eine Idee, deren Zeit gekommen ist“, | |
sagte Malu Dreyer, die SPD-Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz zu | |
Beginn der Bundesrats-Debatte über die Ehe für alle. Sie sollte recht | |
behalten. Mit den Stimmen der rot-grün, rot-rot-grün und rot-rot regierten | |
Bundesländer wurde am Freitag ein Entschließungsantrag Niedersachsens zur | |
Öffnung der Ehe für homosexuelle Paare angenommen. | |
Darin fordern die Länder die Bundesregierung auf, die weiterhin bestehende | |
Benachteiligung gleichgeschlechtlicher Paare zu beenden. Dies umfasse auch | |
die Schaffung eines vollen Adoptionsrechts. Ein entsprechender | |
Gesetzentwurf, der die Große Koalition zwingen würde, über eine Abstimmung | |
im Bundestag Stellung zu beziehen, wurde zunächst in die Ausschüsse des | |
Bundesrates überwiesen. | |
In der einstündigen Debatte hatte lediglich ein Unions-Vertreter das Wort | |
ergriffen, um gegen den „Angriff auf die Ehe“ zu argumentieren. Das | |
aussichtslose Rückzugsgefecht überließen die Konservativen dem bayerischen | |
Justizminister Winfried Bausback. Dieser beklagte sich, man wolle | |
„diejenigen, die die Werte von Ehe und Familie verteidigen, in die Ecke der | |
Rückständigen stellen“. Auch er sollte Recht behalten – dafür sorgte er | |
ganz alleine. | |
Der CSU-Politiker hatte argumentativ wenig gegen die volle Gleichstellung | |
homosexueller Partnerschaften vorzubringen, die zuletzt in Irland die | |
Mehrheit bei einem Volksentscheid erreicht hatte. So blieb er etwa eine | |
Antwort auf die Frage schuldig, die Hamburgs Zweite Bürgermeisterin | |
Katharina Fegebank (Grüne) stellte: „Was würde sich für verheiratete | |
heterosexuelle Menschen durch die Ehe für alle verändern?“ Die Antwort gab | |
sie stattdessen gleich selbst: „Nichts.“ | |
## Ärger über Berlin und Hessen | |
Für den Antrag sprachen sich auch Thüringens linker Ministerpräsident Bodo | |
Ramelow und sein baden-württembergischer Amtskollege Winfried Kretschmann | |
(Grüne) aus. Keine Zustimmung erhielt der Antrag in den lager-gemischt | |
regierten Ländern Berlin (rot-schwarz) und Hessen (grün-schwarz). Die | |
Vorsitzenden der Grünen Jugend reagierten auf Twitter empört. [1][Erik | |
Marquardt nannte Hessens Abstimmungsverhalten „beschämend“], seine | |
[2][Kollegin Theresa Kalmer sprach von einem „No Go“]. | |
[3][Insbesondere in Berlin hatte bereits es im Vorfeld eine heftige Debatte | |
gegeben]. SPD-Bürgermeister Michael Müller hatte die Verweigerungshaltung | |
der CDU scharf kritisiert und für ein „Ja“ Berlins plädiert. „Wer nicht | |
mitgehen will, hat Berlin nicht verstanden“, sagte er noch am Donnerstag | |
bei einer Debatte im Abgeordnetenhaus. Letztlich fügte sich Müller aber der | |
CDU, die damit gedroht hatte, im Falle eines Alleingangs der SPD die | |
Koalition aufzukündigen. | |
Auch im Bundestag hatte es am Donnerstag eine heftige Auseinandersetzung um | |
die Frage gegeben. Dabei kam es zu einem Zwischenfall, der für viel | |
Aufregung sorgte. Als der CDU-Abgeordnete Helmut Brandt argumentierte, die | |
Ehe beruhe auf dem Prinzip der Fruchtbarkeit, wurde er von Staatsminister | |
Michael Roth (SPD) unterbrochen. „Und was ist mit der Bundeskanzlerin?“, | |
rief er dazwischen. Das Besondere daran: Roths Attacke auf die kinderlose | |
Bundeskanzlerin kam von der Regierungsbank. | |
Vor dem Bundesrat demonstrierten am Freitagmorgen etwa 100 Menschen für die | |
Öffnung der Ehe. „Wir wollen endlich die gleichen Rechte“, forderte Jörg | |
Steinert, Geschäftsführer des Lesben- und Schwulenverbandes | |
Berlin-Brandenburg. Auch der Grünen-Vorsitzende Anton Hofreiter | |
solidarisierte sich mit den Demonstranten, die sich insbesondere gegen die | |
Position der Union richteten. Die Gewissheit, dass ihre Zeit gekommen sei, | |
brachte ein Teilnehmer auf den Punkt: „Am Ende werden sie die Öffnung nicht | |
aufhalten können“, sagte er. | |
12 Jun 2015 | |
## LINKS | |
[1] http://twitter.com/ErikMarquardt/status/609291151212986368 | |
[2] http://twitter.com/theresakalmer/status/609289793189621760 | |
[3] /!5203520/ | |
## AUTOREN | |
Erik Peter | |
Luca Schulte-Günne | |
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