# taz.de -- Berliner CDU stimmt über Homo-Ehe ab: So viele Möglichkeiten | |
> Die Berliner CDU scheut ein klares „Ja“ oder „Nein“ und bietet | |
> stattdessen sieben (!) Antwortmöglichkeiten an. Das Ergebnis darf die | |
> Parteispitze interpretieren. | |
Bild: Sollen sie so richtig heiraten dürfen? Es ginge auch teils/teils, sagt d… | |
Die rund 12.500 Mitglieder der Berliner CDU sollen ab Ende nächster Woche | |
über die Haltung des Landesverbands zur Homo-Ehe abstimmen können. Darauf | |
hat sich das Parteipräsidium am Mittwoch festgelegt. Entscheiden sollen die | |
CDUler bis zum 15. Juli und auch via Internet. Die Mitglieder können dabei | |
zwischen sieben Antwortmöglichkeiten wählen. Eine Mindestbeteiligung gibt | |
es nicht. „Es wird geschaut: Was ist das Ergebnis? Und das wird dann vom | |
Landesvorstand interpretiert“, sagte ein Parteisprecher der taz. Mit der | |
Auszählung will die CDU wegen des Poststreiks bis zum 24. Juli warten | |
Das Thema hatte die rot-schwarze Koalition vor zwei Wochen an den Rand | |
eines Koalitionsbruchs gebracht. Damals verweigerte sich die CDU einem | |
Berliner „Ja“ im Bundesrat zur Homo-Ehe und kündigte an, ihre Basis zu | |
befragen. Regierungschef Michael Müller (SPD) hielt sich daraufhin an die | |
Koalitionsvereinbarung, die bei unterschiedlichen Positionen zwischen SPD | |
und CDU eine Enthaltung vorsieht. Abgestimmt wurde nur über eine | |
Resolution, die sich symbolisch für die Homo-Ehe aussprach. Nach der | |
Sommerpause soll ein Gesetzentwurf auf der Tagesordnung des Bundesrats | |
stehen, der parallel zur Resolution eingebracht wurde. | |
Die Unterlagen, die die CDU-Mitglieder ab dem 3. Juli in den Händen halten | |
sollen, enthalten die Stimmkarte – bei der sich ein Code zur | |
Online-Abstimmung frei rubbeln lassen soll – sowie Pro- und | |
Contra-Argumente. Der zentrale Begriff der Diskussion, „Homo-Ehe“, kommt im | |
Abstimmungstext jedoch nicht vor. Dieser lautet wie folgt: „Die CDU Berlin | |
setzt sich seit langem gegen jegliche Form der Diskriminierung | |
gleichgeschlechtlicher Lebenspartnerschaften ein. Sind Sie dafür, dass auch | |
gleichgeschlechtliche Paare die Ehe eingehen können?“ | |
Antworten können die Parteimitglieder darauf mit „voll und ganz“, „eher�… | |
„teils/teils“, „eher nicht“ und „überhaupt nicht“. Ankreuzen lasse… | |
aber auch „Enthaltung“ oder die Einschätzung, dass man das Thema nicht für | |
wichtig halte. „Ich glaube, dass es bei dieser Frage nicht nur Schwarz und | |
Weiß gibt“, sagte der Generalsekretär der Berliner CDU, Kai Wegner, der | |
taz. Die Antwortmöglichkeiten seien von Wissenschaftlern empfohlen worden. | |
Das Ergebnis soll für den Vorstand bindend sein. | |
In dessen Vollmacht soll es aber auch liegen, das Resultat zu | |
interpretieren, wenn es nicht klar ausfällt. Offen bleibt, welchen Wert | |
beispielsweise eine „eher“-Wertung gegenüber einer eindeutigen pro- oder | |
contra-Aussage haben wird. „Wir haben noch keine Gewichtung vorgenommen“, | |
sagte Parteisprecher Johann von Dienst. | |
Wegner mochte keine Schätzung zur Beteiligung abgeben. „Wir werben für eine | |
Teilnahme“, sagte er und verwies auf zahlreiche Veranstaltungen in den | |
Orts- und Kreisverbänden. Aus der Partei ist derzeit zu hören, dass das | |
Thema nur bei einem kleineren Teil der Mitglieder zu hitzigen Debatten | |
zwischen Befürwortern und Gegner der Homo-Ehe führt, der Großteil es aber | |
für nachrangig hält. Wer die CDU-Haltung beeinflussen will, ist laut Wegner | |
„herzlich willkommen“, noch kurzfristig in die Partei einzutreten: „Wer am | |
7. Juli in der Mitgliederdatei ist, darf noch mitstimmen.“ | |
24 Jun 2015 | |
## AUTOREN | |
Stefan Alberti | |
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