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# taz.de -- Heino covert die Ärzte: Auch Punkrock ist Volksmusik
> Jahrelang wurde Schlagersänger Heino von der linken Szene verspottet. Nun
> schlägt er zurück – und covert die Ärzte, Fanta Vier und Peter Fox.
Bild: Macht Songs wie „Junge“ von den Ärzten zu genau dem, was im Original…
Heino, der Wirtschaftswunder-Zombie mit der Sonnenbrille, Hassfigur von
zwei westdeutschen Nachkriegsgenerationen, ist wieder da. Jahrelang war er
Spottobjekt der linken Szene, als Antipode geradezu identitätsstiftend. Die
Toten Hosen zogen mit dem „Wahren Heino“ als Aktionssatire durch das Land,
der noch wahrere Heino reagierte verkniffen und ging gerichtlich gegen
seinen Wiedergänger vor, der dafür letztlich ins Gefängnis musste.
„Mit freundlichen Grüßen“ heißt nun das neue Album des inzwischen
74-jährigen Bariton mit dem Roll-R des Grauens, das am 1. Februar
erscheint. Es enthält Coversongs kommerziell erfolgreicher Akteure des
deutschen Rock-/Pop-Wesens von den Fantastischen Vier über Westernhagen bis
Peter Fox.
Die Markteinführung wird geschickt flankiert von der ihn allseits
umschwänzelnden Bild-Zeitung, die prompt einen „Rockerkrieg gegen Heino!“
ausruft und kolportiert, die gecoverten Bands, namentlich Die Ärzte und
Rammstein, schäumten wegen des alten Mannes (“Ein solches Wut-Beben hat es
in der deutschen Rockmusik noch nicht gegeben“) und versuchten, sich
juristisch zu wehren.
Dazu passend trägt die Heino-CD den Untertitel „Das verbotene Album“. Die
betroffenen Bands ließen zwar rasch dementieren, der Eindruck aber, da habe
einer den Spieß gehörig umgedreht und die vermeintlich coolen Stars richtig
schön provoziert, dürfte haften bleiben.
Das ist so perfide wie die klug gesetzten Statements von Heino. „Ein
wirklich schönes Stück Volksmusik“, sagt er etwa zu Rammsteins „Sonne“,
und: „Die Kollegen haben durchaus Talent für volkstümliche Texte.“
Bösartiger wurde selbst im HipHop selten gedisst. Die [1][Heino-Version des
Ärzte-Songs „Junge“] kursiert schon vorab im Netz. Das tief ironische Stü…
über genau jenen reaktionären Mief der Heino-Elterngeneration wird mit
Heinos Stimme und seinem typischen Bigband-Soundmatsch zu genau dem, was es
im Original eigentlich vorführen sollte.
Bei allem Respekt für diesen satirischen Coup: Die Vorstellung, dass beim
nächsten „Musikantenstadl“ eine Bierzeltmenge ganz unironisch und sich
endlich mal verstanden fühlend über die verkommene Jugend schunkelt, macht
Angst. Am Ende haben wir Heino doch sträflich unterschätzt.
25 Jan 2013
## LINKS
[1] http://www.youtube.com/watch?v=xJ3-xGdai44
## AUTOREN
Heiko Werning
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