# taz.de -- Syrer in Deutschland: Brauchen Christen mehr Schutz? | |
> Deutschland will 5.000 Syrer aufnehmen. Dass von ihnen ein großer Teil | |
> christlichen Glaubens sein soll, stößt jedoch auf Kritik. | |
Bild: In Sicherheit: Syrische Asylbewerber in Bad Belzig, bei Berlin. | |
BERLIN taz | Das UN-Flüchtlingskommissariat nennt es ein „starkes Zeichen | |
der Solidarität“, auch SPD und Grüne spendeten Lob. So viel Zuspruch | |
bekommt Innenminister Hans-Peter Friedrich nur selten. | |
Am Mittwoch hatte die Bundesregierung angekündigt, sie wolle 5.000 | |
Flüchtlinge aus Syrien aufnehmen – in erster Linie Familien, elternlose | |
Kinder und Schutzbedürftige, die in Deutschland bereits Verwandte haben, | |
sagte der Bundesinnenminister in Berlin. | |
Die ersten sollen Anfang Juni nach Deutschland kommen. „Wir gehen davon | |
aus, dass ein besonderer Verfolgungsdruck auf Christen aus Syrien lastet | |
und deshalb eine hohe Zahl von Christen unter diesen Begriff der | |
Schutzbedürftigkeit fallen wird“, ergänzte Friedrich. | |
Diese Bemerkung stößt nun auf Kritik, Grünen-Parteichefin Claudia Roth | |
nennt sie gar „unverantwortlich“. Das Kriterium der „besonderen | |
Schutzbedürftigkeit“ unterscheide gerade nicht nach der Religion, sagte sie | |
der taz. | |
„Es wäre ein fatales Signal an Muslime in der Region, aber auch in | |
Deutschland, wenn die Bundesregierung den Eindruck erweckt, das Schicksal | |
der christlichen Flüchtlinge sei ihnen wichtiger.“ | |
Auch der stellvertretende SPD-Fraktionschef Gernot Erler mahnte: „Die | |
Aufnahmebereitschaft darf sich nicht nach dem Gebetbuch richten.“ | |
Friedrichs Kurswechsel sei „überfällig“, sagte Erler der taz, bilde aber | |
„nur einen Tropfen auf den heißen Stein“. | |
## Unbürokratischer Familiennachzug | |
„Wir hätten uns einen mutigeren Schritt gewünscht“, sagt auch Claudia Rot… | |
„Die Bundesregierung muss nun auch die Visaerteilung für Syrer nach | |
Deutschland erleichtern und den Familiennachzug für die hier lebenden Syrer | |
unbürokratisch vereinfachen. Außerdem brauchen die bereits hier geduldeten | |
Flüchtlinge aus Syrien endlich ein unbefristetes Bleiberecht und einen | |
sicheren Aufenthaltstitel.“ | |
Ähnlich sehen das Flüchtlingsorganisationen. Die Präsidentin der Diakonie | |
Katastrophenhilfe, Cornelia Füllkrug-Weitzel, fordert darum jetzt eine | |
„großzügige Ausgestaltung“ des Kontingents. | |
„Das Kontingent ist zu klein“, fürchtet auch der Geschäftsführer von Pro | |
Asyl, Günter Burkhardt. 40.000 Syrer leben derzeit in Deutschland. Syrische | |
Flüchtlinge, die hier Familienangehörige haben, sollten auch außerhalb des | |
Kontingents aufgenommen werden, sonst sei es schnell ausgeschöpft. | |
Dazu müsste man die Visabestimmungen lockern, denn: „Das deutsche Visarecht | |
ist auf Abwehr gebürstet“, so Burkhardt. Er fürchtet: „Viele Flüchtlinge | |
müssen weiter illegale Wege nach Europa suchen und auf die Boote aufs | |
Mittelmeer gehen.“ | |
Mehr als eine Million Syrer sind, nach UN-Angaben, seit Beginn des | |
Bürgerkriegs in Syrien auf der Flucht. Die meisten sind in die | |
Nachbarländer geflohen, vor allem nach Jordanien, dem Libanon und der | |
Türkei. | |
Die Zahl der Flüchtlinge aus Syrien, die im vergangenen Jahr Asyl in Europa | |
beantragten, hat sich gegenüber 2011 fast verdreifacht. Mehr als die Hälfte | |
von ihnen stellten Aufnahmeanträge in Schweden und Deutschland. | |
21 Mar 2013 | |
## AUTOREN | |
D. Bax | |
S. Reinecke | |
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