| # taz.de -- Schwarzgeldkonten in der Schweiz: Staat darf CDs kaufen | |
| > Ermittelt wird nicht. Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf hält den | |
| > staatlichen Kauf illegal beschaffter Steuerdaten für okay. | |
| Bild: Unschön für Steuerbetrüger: CD-Kauf geht juristisch durch. | |
| BRAUNSCHWEIG taz | Wenn der Staat illegal kopierte Steuer-Daten ankauft, | |
| ist das nicht strafbar. Das erklärte jüngst die Staatsanwaltschaft | |
| Düsseldorf. Entsprechende Strafanzeigen gegen NRW-Finanzminister Norbert | |
| Walter-Borjans (SPD) hätten keinen Anlass zu Ermittlungen gegeben. Seit | |
| 2006 kauft der Staat CDs mit Daten vermeintlicher Steuerhinterzieher auf. | |
| Die CDs sollen Hinweise auf Schwarzgeldkonten in der Schweiz und | |
| Liechtenstein enthalten. | |
| Erst vor wenigen Tagen war bekannt geworden, dass Rheinland-Pfalz für 4,4 | |
| Millionen Euro eine CD mit 40.000 Datensätzen von Kunden Schweizer Banken | |
| erworben hat. | |
| Seit Beginn dieser CD-Ankäufe ist aber umstritten, ob sie rechtlich | |
| zulässig sind. Erst am Mittwoch sprach FDP-Fraktions-Chef Rainer Brüderle | |
| von „fragwürdigen“ Vorgängen. | |
| Bisher gibt es nur wenige Urteile, zum Beispiel des Finanzgerichts Köln und | |
| des Landgerichts Düsseldorf, die den Ankauf solcher CDs ausdrücklich für | |
| rechtmäßig erklären. Das Bundesverfassungsgericht ließ die Frage des | |
| Ankaufs in einer Entscheidung von November 2010 ausdrücklich offen. Es | |
| erklärte nur die "Verwertung" der Daten als Anlass für eine | |
| Hausdurchsuchung für rechtmäßig. | |
| Im vorigen Sommer erstatteten dann mehrere Piraten-Politiker – unter | |
| anderem die NRW-Landtagsabgeordneten Nico Kern und Dirk Schatz sowie der | |
| Anwalt Udo Vetter – eine Strafanzeige gegen den Düsseldorfer Finanzminister | |
| Norbert Walter-Borjans. Es bestehe der Verdacht, dass er zumindest Beihilfe | |
| zur unbefugten Verwertung von unbefugt erlangten Betriebs- und | |
| Geschäftsgeheimnissen begangen habe – ein Delikt aus dem Gesetz gegen den | |
| unlauteren Wettbewerb (UWG). | |
| ## Kein Eigennutz | |
| Einige Wochen später zog der Düsseldorfer Rechtsanwalt Thomas Koblenzer mit | |
| einer deutlich ausführlicheren Strafanzeige nach. Er erweiterte die | |
| Vorwürfe auf die beteiligten Finanzbeamten und sprach zudem von strafbarer | |
| „Untreue“, weil im Haushalt des Finanzministeriums eigentlich kein Geld für | |
| den Ankauf solcher Steuer-CDs vorgesehen sei. | |
| Nach mehrmonatiger Prüfung hat die Staatsanwaltschaft Ende März mitgeteilt, | |
| dass sie keinen Anfangsverdacht erkenne. Die Schreiben an die | |
| Anzeigenerstatter liegen der taz vor. | |
| Ein UWG-Verstoß liege demnach nicht vor, weil das Land weder aus Eigennutz | |
| gehandelt habe, noch um der Bank zu schaden. Die Verwertung der Daten zu | |
| Steuerzwecken sei auch nicht unbefugt. Eine Beihilfe an einer | |
| entsprechenden Tat des Verkäufers komme laut Staatsanwaltschaft ebenfalls | |
| nicht in Betracht, da dem Ankäufer dabei „zumindest die wesentlichen | |
| Umstände der konkreten Haupttat bekannt sein müssen“. Eine Veruntreuung von | |
| Landesgeldern könne nicht vorliegen, so die Ermittler, weil der CD-Ankauf | |
| in der Regel zu Steuernachforderungen führe. | |
| Anwalt Koblenzer ist aber weiterhin davon überzeugt, dass der Ankauf der | |
| CDs „offensichtlich illegal“ ist. Die Erklärung der Staatsanwaltschaft | |
| nannte er „anfängerhaft“. Der Piraten-Abgeordnete Nico Kern, auch er ein | |
| Anwalt, nannte die Ausführungen der Ankläger „vertretbar, aber nicht | |
| überraschend“, da die Staatsanwaltschaft weisungsabhängig sei. | |
| 18 Apr 2013 | |
| ## AUTOREN | |
| Christian Rath | |
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