# taz.de -- Importstop von US-Getreide: Illegaler Gentech-Weizen | |
> In Oregon wurden auf einem Acker illegale Gentech-Pflanzen des | |
> Monsanto-Konzerns entdeckt. Mehrere Länder stoppen deshalb ihre | |
> Weizenimporte aus den USA. | |
Bild: Protest gegen gentechnisch veränderten Weizen in Seoul | |
BERLIN taz | Japan und Südkorea haben ihre Weizenimporte aus den USA | |
teilweise gestoppt. Die Länder befürchten, dass Lieferungen mit einem nicht | |
zugelassenen gentechnisch veränderten Weizen des Saatgutkonzerns Monsanto | |
verschmutzt sein könnten. Die gegen das [1][Monsanto-Herbizid Round Up] | |
widerstandsfähige Pflanze wurde vor kurzem auf einem Acker im | |
US-Bundesstaat Oregon gefunden, obwohl sie weltweit in keinem Land | |
zugelassen ist. | |
Untersuchungen des US-Landwirtschaftsministeriums ergaben, dass der | |
illegale Weizen identisch ist mit Gentech-Pflanzen, die Monsanto | |
versuchsweise in der Zeit von 1998 bis 2004 angebaut hatte. Die Experimente | |
mit der als MON71800 bezeichneten Variante des Grundnahrungsmittels waren | |
unter anderem wegen der weltweiten Vorbehalte gegen Gentech-Pflanzen | |
eingestellt worden. | |
Die Gegner befürchten – bisher unbewiesene – gesundheitliche Schäden, aber | |
auch eine Landwirtschaft, die mit Gentechnik noch stärker auf | |
umweltschädliche Monokulturen setzen kann. Nach Behördenangaben wurde der | |
Anbau von MON71800 zu Testzwecken seinerzeit in 16 Bundesstaaten erlaubt. | |
Nach Abbruch des Versuchsanbaus will Monsanto die Pflanzen nach eigenen | |
Angaben vorschriftsmäßig gesichert oder vernichtet haben. | |
Wie der Gentech-Weizen auf den Acker in Oregon kam, ist unklar. In der Nähe | |
der Fundstelle soll es keinen Versuchsanbau gegeben haben. Eine Auskreuzung | |
wird so gut wie ausgeschlossen: „99 Prozent der Weizenpollen fallen nach 10 | |
Metern zu Boden“, heißt es in der Monsanto-Mitteilung. Auch im Boden übrig | |
gebliebenes Saatgut komme nicht infrage: Das sei in der Regel nach ein bis | |
zwei Jahren nicht mehr keimfähig. | |
Zwei Möglichkeiten kommen daher in Betracht: Entweder gibt es doch noch | |
kleine Refugien, wo der ehemalige Versuchsweizen sich halten konnte. Oder | |
aber es gab doch noch einen Wissenschaftler, der mit Resten des | |
Monsanto-Saatgutes experimentierte. | |
Monsanto hofft, dass sich die Kontamination als Einzelfall eingrenzen | |
lasse. Bisher sei MON71800 noch „nicht in kommerziellen Lebens- oder | |
Futtermitteln nachgewiesen worden“, betont die Firma. Andernfalls müsste | |
der Konzern auch mit Schadenersatzklagen rechnen. Als vor Jahren in den USA | |
nicht zugelassener Gentech-Reis gefunden wurde, musste die Bayer AG über | |
510 Millionen Euro Entschädigungen zahlen. | |
## Anbau-Anträge in der EU | |
Auch sonst läuft es derzeit nicht gut für Monsanto. [2][Vergangene Woche | |
hatte der Konzern angekündigt], in der Europäischen Union vorerst keine | |
Zulassungen für den Anbau neuer gentechnisch veränderter Pflanzen zu | |
beantragen. Begründung: die geringe Nachfrage der Bauern und | |
[3][politischer Widerstand]. Monsanto-Sprecher Brandon Mitchener ergänzte | |
nun, dass die bestehenden Zulassungsverfahren weiter liefen. „Es kostet | |
sehr viel Geld, diese Anträge vorzubereiten, und überhaupt nichts, sie | |
weiter laufen zu lassen“, sagte Mitchener am Dienstag. | |
Laut EU-Kommission sind neun Verfahren anhängig. Allerdings wurden alle | |
weit vor 2011 eingeleitet. In jenem Jahr entschied Monsanto, Mitchener | |
zufolge, die Lobbyarbeit für den Anbau von Gentech-Saatgut in Europa | |
einzustellen. | |
4 Jun 2013 | |
## LINKS | |
[1] /!37144/ | |
[2] /!117205/ | |
[3] /!116800/ | |
## AUTOREN | |
Wolfgang Löhr | |
Jost Maurin | |
## TAGS | |
USA | |
Schwerpunkt Monsanto | |
Schwerpunkt Gentechnik | |
Bio | |
Schwerpunkt Genmais | |
Schwerpunkt Monsanto | |
EU | |
Schwerpunkt Monsanto | |
Schwerpunkt Monsanto | |
Landwirtschaft | |
Saatgut | |
Saatgut | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Tiernahrung in den USA: Öko-Futter für Köter | |
Manchmal muss es eben Bio sein. Der Preis ist da nicht so wichtig. | |
US-Amerikaner füttern selbst ihre Haustiere zunehmend mit gesunden | |
Produkten. | |
Genpflanzen in Europa: Monsanto setzt auf Importe | |
Der US-Agrarkonzern kündigt an, in der EU keine Zulassungen mehr für neue | |
Genpflanzen zu beantragen. Kritiker halten das für einen üblen Trick. | |
EU-weiter Rückzieher bei Genpflanzen: Monsanto fehlt die Perspektive | |
In Europa sind genetisch veränderte Pflanzen nicht besonders beliebt. Der | |
US-Konzern Monsanto hat alle Anträge auf Anbau-Zulassung in der EU | |
zurückgezogen. | |
EU streitet über Genmais-Import: Im Zweifel für Monsanto | |
Der Saatgut-Konzern Monsanto will Gen-Mais in die EU einführen. Weil sich | |
die EU-Länder nicht über die Zulassung einigen können, wird wohl Brüssel | |
entscheiden. Mit Ja. | |
Fallende Weizenpreise: Klage gegen Monsanto | |
Die Weizenpreise fielen kurzzeitig wegen der Entdeckung von Gen-Weizen in | |
den USA. Nun klagt ein Farmer gegen den Saatgutkonzern Monsanto. | |
Sieg für Anti-Gentech-Bewegung: Monsanto gibt Europa auf | |
Der US-Saatgutkonzern kämpft nicht mehr dafür, dass seine Gen-Pflanzen in | |
Europa angebaut werden dürfen. Gentech-Gegner suchen sich andere Themen. | |
Weltweiter Protest gegen Agrarkonzern: Märsche mahnen Monsanto | |
Am Samstag gehen Menschen in über 45 Ländern der Welt gegen den Genkonzern | |
auf die Straße. Sie fordern mehr Vielfalt von Saatgut und Nahrungsmitteln. | |
Weltmarkt für Saatgut: Die Macht über den Samen | |
Immer weniger Züchter haben einen steigenden Marktanteil: Aktivisten | |
fürchten um die Vielfalt auf dem Acker – und auf dem Teller. | |
Neues Saatgutrecht der EU: Die Ausnahmeregelung ist gestrichen | |
Biolandwirte befürchten, dass sie gegenüber internationalen Konzernen | |
benachteiligt werden. Auch werde die Monopolisierung des Saatgut zunehmen. |