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# taz.de -- Kolumbianer wählen Bergbau-Projekt ab: Das Dorf will kein Gold
> In den Anden wächst der Widerstand gegen die Zerstörung der Natur durch
> den Bergbau. Ein Dorf hat nun gegen ein Megaprojekt votiert. Ob das
> hilft, ist fraglich.
Bild: Das bleibt von der Natur übrig: Goldabbau in Pascua-Lama (Chile).
BUENOS AIRES taz | Ein Dorf in Kolumbien schreibt Bergbaugeschichte. Die
Einwohner von Piedras in der zentralwestlichen Provinz Tolima durften am
Wochenende darüber abstimmen, ob auf ihrem Territorium eine Goldmine in
Betrieb gehen darf. Das Ergebnis war eindeutig: 2.971 Nein- und 24
Jastimmen gegen das Projekt der südafrikanischen Bergbaufirma Anglogold
Ashanti.
Es ging um die geplante Goldmine La Colosa. Der potenzielle Betreiber
Anglogold Ashanti ist nach eigenen Angaben der drittgrößte Goldproduzent
der Welt und gehört zu 60 Prozent US-amerikanischen und kanadischen
Anteilseignern. Im Jahr 2006 wurden die Goldvorkommen entdeckt. Es geht um
die Förderung von insgesamt rund 12,3 Millionen Unzen, etwa 350 Tonnen. 20
Jahre lang soll die Ausbeutung dauern.
Die knapp 5.500 Bewohner im 75 Kilometer entfernten Piedras wären nicht
direkt betroffen. Anglogold Ashanti hat jedoch die Erlaubnis, im Umkreis
von 100 Kilometern die für die Mine notwendige Infrastruktur zu bauen. In
Piedras sollte eine riesige Gold- und Gesteinswaschanlage errichtet werden.
Als das bekannt wurde, waren viele alarmiert. Es folgten Proteste, mehrfach
wurden Straßen blockiert.
Viele Lateinamerikaner haben böse Erfahrungen mit dem Bergbau gemacht. In
der wasserarmen Andenregion holen derzeit vor allem nordamerikanische und
chinesische Firmen in gigantischen Tagebauminen Erze aus dem Gestein. Dazu
werden ganze Gebirgsteile gesprengt, zermahlen und die Metalle unter dem
Einsatz von viel Wasser herausgelöst. Beim Goldwaschen wird dem Wasser
Zyankali beigemischt. In den Anden wächst seit Jahren der Widerstand gegen
diese Form der „Mega-Mineria“.
## Sorge um den Fluss
Vor allem ältere Menschen zog es am Sonntag zu den Urnen. Sie sei hier, um
den lokalen Río Opia zu verteidigen, sagte eine Anwohnerin. „Wenn sie uns
den Fluss abgraben, wovon soll das Dorf dann leben?“ „Ich werde tun, was
die Bevölkerung verlangt“, kommentierte Piedras Bürgermeister Arquímedes
Ávila Rondón das Ergebnis. Der Bürgermeister hatte die Abstimmung Anfang
Juli angeordnet.
Für Anglogold Ashanti ist das Ergebnis wegen der „tendenziösen
Fragestellung nicht überraschend“, sagte eine Firmensprecherin. Konkret war
das Einverständnis zum Bergbau in großem Stil, zum Einsatz von Zyankali und
zu den möglichen Problemen für die Trinkwasserversorgung der gesamten
Region abgefragt worden. Man werde das Resultat zwar anerkennen, sagte die
Sprecherin. Es spiegle jedoch nur die Unwissenheit über die Vorteile des
Projekts für die Region wider.
Die Volksbefragung von Piedras wird den Bau der Goldmine wahrscheinlich
nicht verhindern. Die Regierung untersagte Städten und Gemeinden erst vor
Kurzem, Bergbauaktivitäten auf ihren Territorien zu verbieten. Die
Bevölkerung von Piedras hat jedoch nach geltendem Recht gehandelt. Und
damit einen Präzedenzfall geschaffen, der die Entscheidung der Regierung
zumindest infrage stellt.
31 Jul 2013
## AUTOREN
Jürgen Vogt
## TAGS
Kolumbien
Bergbau
Goldmine
Goldabbau
Chile
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Kongo
Widerstand
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Naturschutz
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