| # taz.de -- US-Präsident zur Überwachungs-Affäre: Obama geht in die Offensive | |
| > Die Kritik scheint angekommen zu sein: Der US-Präsident kündigt Reformen | |
| > der Geheimdienste an. An der Schnüffelei selbst will er aber wenig | |
| > verändern. | |
| Bild: Nachdenklich geworden? US-Präsident Barack Obama bei der Pressekonferenz… | |
| WASHINGTON dpa | Nach massiver Kritik an dem weitreichenden Spähprogramm | |
| seiner Geheimdienste hat US-Präsident Barack Obama Pläne für eine bessere | |
| Informationspolitik vorgestellt. Er wolle die Behörden künftig strenger | |
| kontrollieren lassen und ihre Arbeit transparenter machen, versprach Obama | |
| am Freitagabend in Washington. Im Kongress werde er sich um konkrete | |
| Gesetzesänderungen bemühen. „Wir können und müssen transparenter sein.“ | |
| Er wolle, dass so viele Informationen wie möglich öffentlich gemacht | |
| würden. „Es genügt mir nicht, als Präsident Vertrauen in diese Programm zu | |
| haben. Das amerikanische Volk muss ihnen auch vertrauen.“ Nötig sei dabei | |
| ein Gleichgewicht zwischen Sicherheit und Schutz der Privatsphäre, | |
| bekräftigte er. Aufmerksam verfolge er auch, wie diese Themen außerhalb der | |
| USA gesehen werden: „Amerikanische Führung in der Welt hängt vom Beispiel | |
| amerikanischer Demokratie und Offenheit ab.“ | |
| Weniger einfach werden solle künftig etwa die Regelung zum Sammeln von | |
| Telefondaten. Auch die Abläufe in dem Geheimgericht, das die verdeckte | |
| Auswertung der Kommunikation über Telefonleitung und im Internet erlaubt, | |
| sollen verändert werden. Bislang scheinen die Richter die Sicherheit der | |
| Bürger höher zu bewerten als deren Rechte, meinte Obama. | |
| Der unter Beschuss geratene Geheimdienst NSA solle eine Stelle einrichten, | |
| die sich um Bürgerrechte und Datenschutz kümmere. Das Justizministerium | |
| werde ihre juristische Einschätzung der Gesetze veröffentlichen. Und die | |
| Geheimdienste sollen auf Webseiten besser informieren. | |
| ## Unabhängige Experten sollen prüfen | |
| Zudem sollen regierungsunabhängige Experten die Überwachungsprogramme | |
| bewerten und innerhalb von 60 Tagen einen Zwischenbericht mit Empfehlungen | |
| vorlegen. Bis Ende des Jahres wolle er einen endgültigen Bericht haben. „Es | |
| ist richtig, Fragen zur Überwachung zu stellen, vor allem, da die | |
| Technologie jeden Aspekt unseres Lebens verändert“, sagte Obama. | |
| Die Aufdeckung des Ausmaßes der globalen Internetüberwachung durch den | |
| US-Geheimdienst NSA hatte international, aber zunehmend auch in den USA | |
| Besorgnis hervorgerufen. Bei Internet-Nutzern entstand der Eindruck, dass | |
| der Abhördienst nach Belieben persönliche Daten sammeln könne. Im | |
| US-Repräsentantenhaus war eine parteiübergreifende Initiative zur | |
| Einschränkung der Geheimdienstschnüffelei nur knapp gescheitert. Obama | |
| hatte das Vorgehen der NSA bisher immer als legal und wichtig für die | |
| Sicherheit und den Kampf gegen den Terrorismus verteidigt. Von dieser Linie | |
| wich er auch am Freitag nicht ab. | |
| Der Informant Edward Snowden, der den Skandal mit seinen Veröffentlichungen | |
| ausgelöst hatte, war ins Ausland geflohen und fand in Russland vorerst | |
| Asyl. Obama sagte deswegen erbost ein Treffen mit dem russischen | |
| Präsidenten Wladimir Putin ab. | |
| ## Snowden soll sich stellen | |
| Obama forderte Snowden in der Pressekonferenz auf, sich der amerikanischen | |
| Justiz zu stellen, wenn er denke, dass seine Handlungen legal gewesen | |
| seien. „Ich denke nicht, dass Mr. Snowden ein Patriot ist“, sagte Obama. | |
| Aber nach seinen Enthüllungen müsse die Politik sich mit der Kritik an den | |
| Überwachungsprogrammen beschäftigen. „Ich glaube, die Menschen haben Fragen | |
| zu diesen Programmen.“ Snowden habe die Diskussion beschleunigt, dabei aber | |
| die Sicherheit der USA gefährdet. | |
| Es war Obamas erste Pressekonferenz seit gut einem Vierteljahr und sein | |
| vorletzter Auftritt vor einem einwöchigen Familienurlaub. | |
| 10 Aug 2013 | |
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