| # taz.de -- Ungarns Jobbik-Partei in Rumänien: Importiertes Naziproblem | |
| > Ungarische Rechtsradikale sind auch im Nachbarland aktiv. Gegen die | |
| > Provokationen regt sich Widerstand – und Protest von Regierungsseite. | |
| Bild: In Rumänien nicht sonderlich wohlgelitten: der ungarische Neonazi Gabor … | |
| BERLIN taz | „2013 ist das letzte Jahr, in dem sich ungarische Politiker | |
| ungestört in Rumänien bewegen können“, erklärte am Montag der rumänische | |
| Präsident Traian Basescu. Die Ankündigung des Staatschefs ist eine Reaktion | |
| auf die jüngsten diplomatischen Verstimmungen zwischen Budapest und | |
| Bukarest. Diese hatte Gábor Vona, der Chef der rechtsradikalen ungarischen | |
| Partei Jobbik („Bewegung für ein besseres und gerechteres Ungarn“) | |
| ausgelöst. | |
| Vona hatte in einer Rede vor Teilnehmern an einem Sommercamp | |
| rumänienungarischer Jugendlicher am Wochenende gesagt, er wolle „einen | |
| Konflikt mit Rumänien in Kauf nehmen, um die Autonomie der ungarischen | |
| Minderheit durchzusetzen. Gute Beziehungen zwischen den beiden benachbarten | |
| Ländern seien keine Priorität, sondern der Schutz „unserer Rasse“ und die | |
| Verteidigung der Rechte der siebenbürgischen Ungarn, erläuterte Vona vor | |
| der Organisation der Ungarischen Jugend aus Siebenbürgen (Erdélyi Magyar | |
| Ifjak-EMI). | |
| Als Schutzstaffel der Veranstaltung, die in dem mehrheitlich von | |
| Rumänienungarn bewohnten Bezirk Harghita stattfand, wurde die | |
| paramilitärische „Zivile Garde zur Sicherung der nationalen Traditionen“ | |
| eingesetzt. | |
| Gegen Jobbik und die paramilitärische Schutzstaffel protestierte am Montag | |
| das Zentrum zur Bekämpfung des Antisemitismus in Rumänien (MCA) und | |
| bezeichnete sie als „chauvinistisch, rassistisch und antisemitisch. „Als | |
| rumänische Juden und rumänische Staatsbürger“, heißt es wörtlich in der | |
| MCA-Erklärung, die der taz vorliegt, „können wir den Export und Import von | |
| Extremismus und Rassismus durch die antisemitische Jobbik […] nicht | |
| gleichgültig hinnehmen. Gleichzeitig forderte das MCA die rumänischen | |
| Behörden auf, die bestehenden „antirassistischen und antifaschistischen | |
| Gesetze anzuwenden. | |
| ## Willkommener Anlass für Hetze | |
| Eine ähnliche Forderung formulierte auch das Institut zur Erforschung des | |
| rumänischen Holocaust in Rumänien „Elie Wiesel“. Das rumänische | |
| Außenministerium reagierte bereits am Sonntag auf die Brandrede des | |
| ungarischen Jobbikführers, die sie als „äußerst schwerwiegend bezeichnete, | |
| und verlangte von der ungarischen Regierung, sich von den Äußerungen Vonas | |
| zu distanzieren. In einem Pressekommuniqué teilte das ungarische | |
| Außenministerium mit, die Jobbik sei eine Oppositionspartei und vertrete | |
| somit auch nicht die Ansichten der Regierung. | |
| Rumänische Nationalisten nutzten den Zwischenfall als ein willkommenes | |
| Mittel, um ihre antiungarische und fremdenfeindliche Hetze zu legitimieren. | |
| Der Chef der rechtsradikalen Partei Großrumänien (PRM), Gheorghe Funar, | |
| forderte, in den von Ungarn bewohnten Bezirken den Ausnahmezustand | |
| auszurufen. Das Parlament solle sich in einer außerordentlichen Sitzung mit | |
| dem „geheimen Plan Ungarns zum Anschluss Siebenbürgens“ auseinandersetzen. | |
| Dieser Plan, fügt Funar in seiner in der rechtsradikalen Postille | |
| NapocaNews veröffentlichten Erklärung hinzu, sei die Folge eines „Diktats | |
| der europäischen Behörden aus Brüssel und werde 2014 umgesetzt. Im Einklang | |
| mit dem Programm seiner großrumänischen Partei wiederholte er die | |
| Forderung, den Demokratischen Verband der Rumänienungarn (UDMR) sofort zu | |
| verbieten. | |
| Der Vorsitzende des Ungarnverbandes, Hunor Kelemen, der die 1,2 Millionen | |
| ethnischen Ungarn vertritt, bezeichnete die Ansichten der Jobbik als | |
| „dümmlich und sprach sich gegenüber Radio France Internationale dafür aus, | |
| dem Extremismus entgegenzuwirken. | |
| 12 Aug 2013 | |
| ## AUTOREN | |
| William Totok | |
| ## TAGS | |
| Ungarn | |
| Rumänien | |
| Rechtsradikalismus | |
| Jobbik | |
| Rumänien | |
| Budapest | |
| Jobbik | |
| Rumänien | |
| Ungarn | |
| Ungarn | |
| Ungarn | |
| Ungarn | |
| Niederlande | |
| Ungarn | |
| Viktor Orbán | |
| Jobbik | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Erinnerungskultur in Rumänien: Ein Friedhof begraben unter Beton | |
| Jüdisches Leben ist in Rumänien fast verschwunden. Mit „Spaced Memory“ | |
| erforscht eine US-Künstlerin Spuren des Judentums in Bukarest. | |
| Geplantes Holocaust-Mahnmal in Ungarn: Ein skandalöses Kitsch-Monument | |
| Der Regierung Orbán wird Geschichtsklitterung vorgeworfen. Ein | |
| Holocaust-Mahnmal in Budapest sorgt für Streit, denn Juden werden nicht | |
| erwähnt. | |
| Jobbik-Partei in Ungarn: Bezeichnung als „Neonazis“ rechtens | |
| Die rechtsextreme Jobbik-Partei darf „neonazistisch“ genannt werden. Ein | |
| Budapester Gericht wies damit eine Klage von Jobbik gegen den Historiker | |
| Laszlo Karsai ab. | |
| Skandal um Weihnachtslied in Rumänien: Festlich den Holocaust verherrlicht | |
| Im staatlichen rumänischen Fernsehen hat ein Chor ein Lied aufgeführt, in | |
| dem Juden beschimpft werden. Der Außenminister des Landes fordert | |
| Aufklärung. | |
| Harte Zeiten für Ungarns Obdachlose: Kein Nachtschlaf im Freien | |
| Das Übernachten auf der Straße ist Obdachlosen künftig verboten, so will es | |
| die Mehrheit im ungarischen Parlament. Menschenrechtler kritisieren das | |
| Gesetz. | |
| Theater und Ultrarechte in Ungarn: Geliebter Róbert, gehasster Róbert | |
| Ungarns Ultrarechte hassen den Theatermann Alföldi. Als Intendant des | |
| Nationaltheaters in Budapest sind sie ihn losgeworden, als radikalen | |
| Künstler nicht. | |
| Gesetz zum Kauf von Ackerland: Ungarns Land in Ungarnhand | |
| Ein neues Gesetz macht den Grunderwerb für Ausländer faktisch unmöglich. | |
| Der rechtsextremen Jobbik-Partei ist die Linie noch nicht hart genug. | |
| Urteil gegen Mörder von Roma in Ungarn: Rechte bekommen lebenslänglich | |
| Ihr beharrliches Leugnen half nichts: Ein Gericht in Budapest verurteilt | |
| vier Rechtsradikale. Sie hatten 2008 und 2009 sechs Roma erschossen. | |
| Allianz rechter Parteien: Die europafeindliche Supergroup | |
| Der Niederländer Geert Wilders bastelt an einer neuen taktischen | |
| Rechtsallianz. Sie könnte bei den Wahlen zum EU-Parlament 2014 erfolgreich | |
| sein. | |
| Oppositionelle Ungarn in Deutschland: Jenseits von Orbanistan | |
| Immer mehr Ungarn halten es unter der Orbán-Regierung nicht mehr aus und | |
| verlassen das Land. Viele kommen nach Deutschland. | |
| Jüdischer Weltkongress in Budapest: Orbáns verpasste Gelegenheit | |
| Wegen der aktuellen Entwicklungen tagte der Jüdische Weltkongress in | |
| Budapest. Eine Verurteilung antisemitscher Vorfälle durch Ungarns | |
| Ministerpräsident blieb aus. | |
| Antisemistismus in Ungarn: Aufmarsch unterm Hakenkreuz | |
| Einen Tag vor der Vollversammlung des World Jewish Council in Budapest hält | |
| die faschistische Jobbik- Partei eine Kundgebung ab. |