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# taz.de -- Griechenland und die Bundestagswahl: Milde oder ein neues Diktat?
> Viele Griechen haben sich mit einem Sieg von Angela Merkel abgefunden.
> Verunsicherung herrscht darüber, wohin Berlins Krisenpolitik geht.
Bild: Nacktes Entsetzen: Ein Grieche auf dem Weg zu einer Protestaktion gegen e…
ATHEN taz | Griechische Medien bauen derzeit ihr Korrespondentennetz um.
Vorbei sind die Zeiten, als Frankreich als „Laboratorium“ europäischer
Politik galt. Krisenbedingt blicken die Griechen heute verstärkt nach
Deutschland: Der Athener Nachrichtensender Skai berichtet in Zusammenarbeit
mit der griechischen Redaktion der Deutschen Welle über die größte
Volkswirtschaft Europas. Tageszeitungen sind meist durch freie oder
angereiste Journalisten vertreten.
Sie haben alle Hände voll zu tun. Noch nie in der Vergangenheit erschien
eine Bundestagswahl derart spannend in griechischen Gefilden – und das
obwohl sich viele Griechen damit abgefunden haben, dass Angela Merkel
weiterregieren wird, mit welchen Partnern auch immer.
Spannend ist für die Griechen vor allem die Frage, ob Berlin mit seiner
Europa- und Krisenpolitik nach der Wahl Milde walten lässt. „Alle wichtigen
Entscheidungen zur Bewältigung der Eurokrise sind auf die Zeit nach der
Bundestagswahl verschoben worden, man macht sich nicht mal die Mühe, uns
vom Gegenteil zu überzeugen“, klagt der Kommentator Nikos Fratzis im
Wirtschaftsblatt Naftemporiki. Sein Protest ist vor allem an die Athener
Regierung gerichtet. „Welches Alternativkonzept würden wir anbieten, wenn
wir wieder an den Verhandlungstisch kommen?“, fragt er sich und gibt gleich
die Antwort: Gar keins, die Regierung warte nur noch auf die deutschen
Vorschläge.
Für den Politikredakteur Tassos Tsakiroglou habe die Bundestagswahl eine
geradezu metaphysische Bedeutung in Griechenland gewonnen. Die einen
hoffen, dass die nächste Regierung die Geldschatulle aufmacht, während die
anderen befürchten, nach der Wahl gehe es erst richtig los mit der
Diktatpolitik gegenüber Griechenland.
## Keine andere Politik mit Peer Steinbrück
Dass SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück alles anders machen würde, glauben
nur wenige. Zumal sich viele Griechen an eine Passage aus dem
Steinbrück-Buch „Unterm Strich“ erinnern, das in Athen Schlagzeilen machte.
Dort erzählt Steinbrück von einem Treffen 2009 mit dem damaligen
sozialistischen Oppositionsführer Giorgos Papandreou. Der gewann wenige
Monate später die Parlamentswahlen und gab eine überraschende
Bankrotterklärung Griechenlands ab mit der Begründung, er hätte keine
Vorstellung gehabt vom Finanzchaos, das ihm die konservative
Vorgängerregierung vererbt habe.
Nach Steinbrücks Darstellung hatte Papandreou jedoch „keine Illusionen“
hinsichtlich der Wirtschaftslage und verabschiedete sich vom SPD-Gastgeber
mit der Bemerkung, er sei gar nicht mehr so sicher, ob er die Wahl gewinnen
wolle.
„Erwartet nicht, dass es Geld regnet, wenn die SPD gewinnt“, sagte der
sozialistische Fraktionschef im Europaparlament, Hannes Swoboda, unlängst
in einem Interview mit der Athener Tageszeitung Kathimerini. Und trotzdem:
„Das Beste für Griechenland wäre eine Regierung der SPD mir den Grünen“,
meint die auflagenstärkste Athener Wochenzeitung Proto Thema. Das Blatt
lobt die griechenlandfreundlichen Äußerungen von Sarah Wagenknecht und
Gregor Gysi, der als ein „Kumpel“ des linken Oppositionschefs Alexis
Tsipras bezeichnet wird.
Da Proto Thema boulevardmäßig daherkommt, beschäftigt die Redakteure auch
die Frage, welcher deutsche Politiker sexy ist. Die Antwort: Sahra
Wagenknecht, Katharina Nocun und Jürgen Trittin. Peinlich nur: Das
Trittin-Kurzporträt schmückt ein Foto von Steffen Seibert.
22 Sep 2013
## AUTOREN
Jannis Papadimitriou
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