# taz.de -- Ausspähung von Regierungschefs: Merkel und Hollande sollen aufklä… | |
> Nicht nur Merkels Handy war Zielscheibe der NSA, offenbar wurden 35 | |
> weitere internationale Spitzenpolitiker abgehört. Bis zum EU-Gipfel im | |
> Dezember soll Aufklärung her. | |
Bild: Merkel und Hollande wollen nicht belauscht werden. | |
BRÜSSEL/LONDON dpa | Deutschland und Frankreich sollen mit den USA den | |
Skandal um Spähaktionen des Geheimdienstes NSA klären. Es sei eine | |
deutsch-französische Initiative, der sich andere Länder anschließen | |
könnten, sagte EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy nach Gipfel-Beratungen in | |
Brüssel am Freitagmorgen. | |
Beim Dezember-Gipfel der EU sollen die amtierende Bundeskanzlerin Angela | |
Merkel und der französische Präsident François Hollande Bericht erstatten. | |
Unterdessen wurde bekannt, dass die NSA offenbar bei zahlreichen | |
Spitzenpolitiker mithörte. | |
„Misstrauen erschwert die gemeinsame Arbeit“, sagte die amtierende | |
Kanzlerin in Richtung Washington. Eine Unterbrechung der Gespräche über ein | |
Freihandelsabkommen mit den USA sei bei den Gipfel-Beratungen aber nicht | |
gefordert worden, erklärte sie. Das hatte der Präsident des | |
Europaparlaments, Martin Schulz, vor dem Treffen ins Gespräch gebracht. | |
Das Allerwichtigste sei jetzt, mit den USA eine Basis für die Zukunft zu | |
finden, sagte Merkel. „Für die Zukunft muss etwas verändert werden und zwar | |
gravierend.“ So müsse das Thema Datenschutz vorrangig behandelt werden. | |
## US-Beamter gab Nummern weiter | |
Die NSA überwachte nach einem Zeitungsbericht die Telefon-Kommunikation von | |
35 internationalen Spitzenpolitikern. Die Nummern habe die NSA von einem | |
Beamten der US-Regierung erhalten, [1][schrieb der britische] [2][Guardian] | |
am Donnerstag unter Berufung auf Unterlagen des Informanten Edward Snowden. | |
Das NSA-Dokument stamme aus dem Jahr 2006, schrieb der Guardian. Namen | |
seien darin nicht genannt. Die Telefone der 35 Top-Politiker seien unter | |
insgesamt 200 Nummern gewesen, die der Beamte dem Abhördienst übergeben | |
habe. Diese Informationen hätten auch den Zugang zu weiteren Telefonnummern | |
ermöglicht, hieß es. Die Überwachung habe allerdings wenig berichtenswerte | |
Informationen gebracht. | |
US-Sicherheitsbehörden warnen derzeit [3][laut einem Bericht der Washington | |
Post] befreundete Geheimdienste vor möglichen Enthüllungen auf Basis von | |
Snowden-Dokumenten. Er habe Zehntausende Unterlagen mitgenommen, die | |
Informationen über Spionage-Aktionen zum Beispiel gegen den Iran, Russland | |
oder China mit Hilfe von Diensten anderer Länder enthielten, schrieb das | |
Blatt in der Nacht zum Freitag. Darunter seien zum Teil auch Staaten, die | |
nicht offiziell mit den USA verbündet seien. | |
Die beteiligten ausländischen Dienste würden jetzt nacheinander vom Büro | |
des US-Geheimdienstdirektors James Clapper informiert, hieß es. In einem | |
der Fälle gehe es zum Beispiel um eine Spionage-Aktion gegen Russland, die | |
von einem NATO-Land aus laufe. „Wenn die Russen davon wüssten, wäre es für | |
sie nicht schwer, dem ein Ende zu setzen.“ | |
## Beteiligung der US-Botschaft in Berlin | |
„Die Vereinigten Staaten nehmen die Bedenken der internationalen | |
Gemeinschaft sehr ernst“, sagte die sicherheitspolitische Sprecherin des | |
Weißen Hauses, Caitlin Hayden, der Nachrichtenagentur dpa am | |
Donnerstagabend (Ortszeit). Es gebe regelmäßig Gespräche mit „betroffenen | |
Partnern“. Laufende diplomatische Diskussionen wolle sie aber nicht | |
kommentieren. Auch die NSA äußerte sich auf dpa-Nachfrage nicht zu dem | |
Bericht der Washington Post. | |
An der vermuteten Spionageattacke gegen Merkel war möglicherweise die | |
US-Botschaft in Berlin beteiligt. Dieser Verdacht soll sich, [4][wie die | |
Süddeutsche Zeitung erfuhr], aus Unterlagen von Snowden ergeben. Auch die | |
Welt berichtete unter Berufung auf Sicherheitskreise in Berlin von dem | |
Verdacht. | |
Der amtierende Außenminister Guido Westerwelle (FDP) bestellte | |
US-Botschafter John B. Emerson zum Rapport – ein ziemlich beispielloser | |
Vorgang unter engen Verbündeten. | |
## Friedrich fordert Aufklärung | |
Deutsche Sicherheitsbehörden vermuten, dass Merkels Handy längere Zeit | |
angezapft wurde. In Dokumenten, die Snowden entwendet habe, befinde sich | |
eine alte Handy-Nummer Merkels, berichtete die Welt unter Berufung auf | |
Sicherheitskreise. Merkel nutzte das betroffene Handy demnach von Oktober | |
2009 bis Juli 2013. Auch die Bundesanwaltschaft prüft die Hinweise. | |
Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) verlangt rasche Aufklärung | |
von den USA. In der Bild-Zeitung forderte Friedrich Emerson zur Herausgabe | |
von Informationen auf. Es sei klar, dass das „Abhören von Telefonen unter | |
Partnern ein massiver Eingriff in die Souveränität unseres Landes und ein | |
Vertrauensbruch“ ist. Die USA müssten sich bewusst werden, „dass unsere | |
Bürger es nicht akzeptieren, ausgespäht zu werden. Es schadet dem Image der | |
USA massiv, wenn sie so auftreten. Ich erwarte eine Entschuldigung der | |
USA.“ | |
25 Oct 2013 | |
## LINKS | |
[1] http://www.theguardian.com/world/2013/oct/24/nsa-surveillance-world-leaders… | |
[2] http://www.theguardian.com/world/2013/oct/24/nsa-surveillance-world-leaders… | |
[3] http://www.washingtonpost.com/world/national-security/officials-alert-forei… | |
[4] http://www.sueddeutsche.de/politik/ausspaehung-von-merkels-handy-spionageve… | |
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