# taz.de -- Kolumne Konservativ: Stalin, Mao und ein Ideal | |
> „Was ist konservativ?“, fragt die Publizistin Bettina Röhl. Und liefert | |
> eine Antwort, die zumindest sie logisch findet: Idealbilder, die nicht | |
> utopisch sind. | |
Bild: Auf diesem Foto sind mehrere extrem unsympathische Menschen versteckt. | |
Vergessen Sie, was Sie über Konservatismus zu wissen glaubten. Die | |
Publizistin Bettina Röhl liefert eine neue Definition. Dabei rückt sie | |
einiges gerade. Auch Dinge, von denen ich nicht wusste, dass sie schief | |
hingen. | |
„Was ist konservativ?“, fragt Röhl [1][in ihrer Kolumne auf der | |
Internetseite] der Wirtschaftswoche. Die Tochter Ulrike Meinhofs versteht | |
sich als Konservative. Was antwortet jemand, der beide Seiten des alten | |
ideologischen Grabens kennt? | |
„Konservativismus ist also im Prinzip eine systematisch vorgehende, eine im | |
historischen Kontext denkende Herangehensweise. Und zwar eine | |
Herangehensweise an die Menschen, die Gesellschaft und die Welt. | |
Konservativismus ist demnach eine wissenschaftliche Methodik mit Herz und | |
Verstand.“ Und ich dachte, das nähmen die Traditionsgegner des | |
Konservativen in Anspruch: Sozialismus und Kommunismus. | |
Da lag ich falsch. Denn Röhl fährt fort: „Vergessen Sie unbedingt den | |
fanatischen und grenzenlos ideologischen, sich irreführend wissenschaftlich | |
nennenden Sozialismus! Sozialismus ist Fiktion, ein Ersatz für irgendeine | |
furchtbare, aber für edel und hehr erklärte Scheinrealität, Utopie | |
genannt.“ Eine Utopie, dachte ich, ist ein gesellschaftliches Idealbild. | |
Konservative aber misstrauen Idealbildern. Aber auch da lag ich falsch. | |
## Bessermachen ist das neue Konservativ | |
Denn „Konservativismus ist ein Ideal“, schreibt Röhl. „Dieses Ideal | |
verpflichtet dazu, permanent in inspirierter, empathischer, kreativer, und | |
[…] informierter Weise darüber nachzudenken, was kann man, was kann ich, | |
besser machen. Im Bessermachen (wollen) liegt bereits der Kern des | |
Konservativismus.“ Und ich glaubte, die Bewahrung des Bestehenden sei | |
konservativ. | |
Über Röhl schrieb Spiegel Online einst: „Wegen ihrer Kindheit unter der | |
RAF-Frau Meinhof hasst sie alles, was links ist, fühlt sich von Kommunisten | |
umzingelt.“ Falsch. Denn Röhl schreibt: „Konservativ sein ist eine | |
menschliche Eigenschaft, eine humanistische Haltung, die das Leben licht, | |
warm, froh und nachhaltig werden lässt.“ | |
Weil ihr Leben voller Licht, Wärme und Nachhaltigkeit ist, ist Röhl bereit | |
zum Dialog: „Konservative lehnen Ideologien nicht einfach ab, sondern | |
setzen sich mit ihnen kritisch auseinander und führen sie aus einer | |
überlegenen Position heraus ad absurdum.“ Genau: Sie gehen unvoreingenommen | |
auf Leute zu, von denen sie von vornherein wissen, dass sie Unrecht haben. | |
Diese Unvoreingenommenheit fehlt Linken: „Das heutige furchtbare | |
’Gesellschaftsspiel‘, dass die geistigen Enkel und Urenkel Mao Tse Tungs | |
und Stalins im linken Mainstream mit dem Begriff ’Rechts‘ alles nicht Linke | |
als braun mindestens bemakelt attackieren, ist ein permanenter | |
unmoralischer Angriff auf diese Gesellschaft als Ganze.“ Genau: | |
Rufmörderische Verbindungen zu ziehen zwischen massenmörderischen | |
Diktatoren und heutigen Personen, ist schändlich. Wann merken Maoisten und | |
Stalinisten das endlich? | |
Röhl ist da anders. Dem Konservativen „geht es um das Argument. Er ficht | |
mit dem Instrumentarium der Logik.“ Und manchmal unterliegt in dem Duell | |
die Logik. | |
29 Jan 2014 | |
## LINKS | |
[1] http://www.wiwo.de/politik/deutschland/bettina-roehl-direkt-was-ist-konserv… | |
## AUTOREN | |
Matthias Lohre | |
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