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# taz.de -- Kolumne Konservativ: Vernünftige Hintern
> Die AfD-Jugend fürchtet Political Correctness und Gleichmacherei. Dabei
> beweist sie selbst, dass ihre Angst unbegründet ist.
Bild: Inhaltsangabe: Die Junge Alternative kann in puncto Sachlichkeit viel von…
Im Folgenden geht es um Hintern. Genauer gesagt: um nur mit Bikinihöschen
bekleidete, wohlgeformte Hintern junger Frauen. Nebenbei handelt diese
Glosse von Vernunft, Ideologie und der Jungen Alternative (JA). Aber vor
allem geht es um Hintern.
Sollte ich nun Ihre volle Aufmerksamkeit haben, dann hat die
Jugendorganisation der AfD einiges richtig gemacht. Vor zwei Wochen
schaffte es die JA mit geringen Mitteln, sich ins Gespräch zu bringen. Auf
ihrer Facebook-Seite präsentierte sie ein Foto von fünf schlanken, nur mit
Bikinis bekleideten Frauen, die dem Betrachter ihre Hintern zeigen.
Darunter steht: „Gleichberechtigung statt Gleichmacherei – P(r)o Vielfalt
in Europa!“
Pflichtschuldig und etwas gelangweilt kritisierten einige Medien die
Fließbandprovokation. Über die Mischung aus Achtklässlerwitz und
Sixt-Werbung schrieben FAZ und taz, Freitag und Neues Deutschland. Auf den
FAZ-Artikel reagierte die JA mit dem Kommentar: „Wenn es nach der
Journalistin Denise Peikert geht, darf man in Deutschland offenbar keine
Haut mehr zeigen. Saudi-Arabien lässt grüßen. Möglicherweise sollten wir
Frauen in Zukunft nur noch in Burkas oder Burkinis abbilden.“
Die Bild kürte die JA an der Stelle, an der bis 2012 das Seite-1-Girl
prangte, zum „Verlierer des Tages“. Daraufhin präsentierte die JA,
gerichtet an den „lieben Kai Diekmann“, als vermeintliches Entgegenkommen
ein neues Motiv: nur ein Frauenhintern statt fünf. Daneben steht: „Gegen
Political Correctness“.
## Bitte keine Angst vor „Gleichmacherei“
Es ist ein bekannter Vorwurf erklärter Konservativer, unsere Gesellschaft
versinke dank linker Gesinnungspolizisten in geistiger Gleichförmigkeit.
Aber ich kann die Jungkonservativen beruhigen. Wie sie sich an den
Bild-Chefredakteur wandten, so möchte ich ihnen schreiben: Liebe JAler, Sie
brauchen keine Angst vor „Gleichmacherei“ zu haben. Sie selbst beweisen,
dass es damit nicht weit her ist. Denn wer würde bestreiten, dass Sie in
mancherlei Hinsicht anders denken als die meisten?
Wer sonst käme auf die Idee, den Slogan „Gleichberechtigung statt
Gleichmacherei“ ausgerechnet mit nahezu baugleichen Hintern zu
illustrieren? Und nur wenigen Menschen gelingt der gedankliche Spagat, in
einer Gesellschaft, in der selbst Katzen- und Hundefutter mit Nackten
beworben wird, sich als Opfer eines prüden Mainstreams zu begreifen.
Und wer außer Ihnen käme nach der Lektüre eines FAZ-Artikels zum Schluss,
die Autorin dränge darauf, dass die JA „Frauen in Zukunft nur noch in
Burkas oder Burkinis“ abbildet? Nein, liebe JAler, das macht Ihnen keiner
nach. Warum auch?
Nur an Ihrem Motto „Vernunft statt Ideologie“ ließe sich feilen. Der Duden
definiert „Ideologie“ als ein „an eine soziale Gruppe, eine Kultur oder
Ähnliches gebundenes System von Weltanschauungen, Grundeinstellungen und
Wertungen“. Demnach verbinden die Jung-AfDler keine gemeinsamen Werte. Wenn
das stimmt, sind Sie selbst so, wie Sie es den sogenannten Alt-Parteien
vorhalten: austauschbar. Wenn nicht, eint Sie eine Ideologie.
Und woran mangelt es, Ihrem Motto zufolge, Anhängern einer Ideologie?
Richtig. Haben wir also doch was gemeinsam.
29 Apr 2014
## AUTOREN
Matthias Lohre
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