| # taz.de -- Rückkauf der Energienetze: Hamburg gewinnt Kampf ums Stromnetz | |
| > Das Stromnetz geht in die Hand der Stadt über, weil die Konkurrenten | |
| > überraschend abgesprungen sind. Der BUND lobt die Umsetzung des | |
| > Volksentscheids. | |
| Bild: Wird abgerissen und kleiner neu gebaut: das Umspannwerk Mitte am Gertrude… | |
| HAMBURG taz | Der Senat macht ernst mit der Umsetzung des Volksentscheids | |
| zum Rückkauf der Energienetze: Fünf Monate nach der Übernahme des | |
| Stromnetzes durch die Stadt hat sich die städtische Stromnetz Hamburg GmbH | |
| am Dienstag erstmals der Öffentlichkeit präsentiert und die Schwerpunkte | |
| ihrer künftigen Arbeit vorgestellt. Die lauten: Schnell von 130 auf über | |
| 1.000 MitarbeiterInnen wachsen und viele Hundert Millionen Euro in die | |
| Totalsanierung des alten Stromnetzes stecken. | |
| Denn das wird die neu gegründete Gesellschaft definitiv auch die kommenden | |
| zwanzig Jahre betreiben. Alle vier Konkurrenten um die neu zu vergebende | |
| Lizenz haben ihre Bewerbung in den vergangenen Tagen zurückgezogen, teilte | |
| am gestrigen Dienstag Hamburgs Umweltbehörde mit, die für die | |
| Konzessionsvergabe zuständig ist. | |
| Mehr als 160 Millionen Euro will Stromnetz Hamburg künftig pro Jahr | |
| investieren. Neben der Instandhaltung und Erneuerung des rund vierzig Jahre | |
| alten Verteilungsnetzes und der Schaltanlagen sind darin auch diverse | |
| Großprojekte inbegriffen: | |
| Bis Ende 2015 soll eine Landstromversorgung von Kreuzfahrtschiffen am | |
| Altonaer Terminal geschaffen werden, um die Emissionen der Passagierriesen | |
| im Hafen zu reduzieren. In Francop soll zudem ein Umspannwerk für | |
| Windkraftanlagen gebaut werden, damit hier ein Windpark entstehen kann. | |
| Das geht nicht aus dem laufenden Betrieb. Die Investitionen müssen über | |
| Kredite finanziert und später über Netznutzungsgebühren refinanziert | |
| werden. Dass diese steigen werden, ist für Geschäftsführer Dietrich Graf | |
| ausgemachte Sache: | |
| „Wir haben heute bundesweit mit die geringsten Entgelte, dass wird nicht | |
| auf alle Zukunft so bleiben können.“ Wahrscheinlich ist, dass die | |
| Energieversorger höhere Durchleitungsgebühren an ihre Kunden weitergeben | |
| und die Strompreise deshalb klettern werden. | |
| Die Mitarbeiterzahl der neuen Netzgesellschaft soll in eineinhalb Jahren | |
| von 139 auf über 1.000 wachsen. Dazu soll es vor allem durch die Übernahme | |
| von Vattenfall-Tochterunternehmen wie der „Netzservice Hamburg“ kommen, die | |
| bislang für die Betreuung des Stromnetzes zuständig ist. | |
| Mit diesem Paket geht Stromnetz Hamburg nun konkurrenzlos in das | |
| Konzessionsverfahren: Mit Eon Hanse, dem französischen Großkonzern Veolia | |
| und einer Bietergemeinschaft aus Alliander AG und Energienetz Hamburg eG | |
| sprangen alle Kontrahenten überraschend ab. | |
| Damit ist der Weg für die Umsetzung des Volksentscheides im Bereich | |
| Stromnetze frei. Der Rückzug überraschte selbst die Führungsspitze von | |
| Stromnetz Hamburg, die am Dienstagmittag noch davon ausging, es mit | |
| mindestens zwei Mitbewerbern zu tun zu bekommen. | |
| Fast schon überschwängliches Lob für den Auftritt der Stromnetz Hamburg | |
| GmbH gab es vom Bund für Naturschutz und Umwelt (BUND), der die | |
| Rekommunalisierung der Energienetze per Volksentscheid gegen die Hamburger | |
| Landesregierung maßgeblich mit durchgesetzt hatte. | |
| „Auf einem sehr guten Weg“ sei das Projekt, findet BUND-Geschäftsführer | |
| Manfred Braasch: „Die vorgestellten Eckpunkte und Investitionspläne stellen | |
| sich den wesentlichen Herausforderungen der Energiewende.“ | |
| 17 Jun 2014 | |
| ## AUTOREN | |
| Marco Carini | |
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