# taz.de -- Energiewende für Hamburg: Es geht wieder rund | |
> Die Hamburger Bürgerschaft verhandelt über die Rekommunalisierung der | |
> Energienetze. Danach diskutiert sie über Gefahrengebiete und | |
> Lampedusa-Flüchtlinge. | |
Bild: Dies ist keine Sitzung der Hamburger Bürgerschaft zur Energiewende. | |
HAMBURG dpa | Die erste Sitzung der Hamburgischen Bürgerschaft in diesem | |
Jahr steht im Zeichen der Rekommunalisierung der Energienetze und der | |
jüngsten Krawalle. Auf Antrag von FDP und SPD debattieren die Abgeordneten | |
am Mittwoch zunächst über den von Senat und Vattenfall vereinbarten | |
Rückkauf der Strom- und Fernwärmenetze durch die Stadt. | |
Während die SPD ihren Antrag für die Aktuelle Stunde mit „Ein guter Weg zur | |
Umsetzung des Volksentscheids“ überschrieben hat, erklärte die FDP: | |
„Milliarden machen noch keine Hamburger Energiewende.“ | |
Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) und Vattenfall hatten sich am Mittwoch | |
vergangener Woche darauf verständigt, dass die Stadt die Strom- und | |
Fernwärmenetze von dem schwedischen Energiekonzern übernimmt. Allein das | |
Stromnetz wird die Stadt dabei alles in allem wohl mindestens 655 Millionen | |
Euro kosten. | |
Und für das allerdings erst 2019 zur Disposition stehende Fernwärmenetz | |
werden noch einmal mindestens 950 Millionen Euro fällig. Die Verträge sind | |
ein erster Schritt zur vollständigen Rekommunalisierung der Energienetze, | |
wie sie eine knappe Mehrheit bei einem Volksentscheid am 22. September | |
verlangt hat. In einem zweiten Schritt muss sich die Stadt nun im | |
Konzessionsverfahren gegen mögliche Konkurrenz durchsetzen. | |
Am Donnerstag kommen voraussichtlich die teils schweren Ausschreitungen der | |
vergangenen Wochen im Parlament zur Sprache, dann geht es auch um ein | |
Verbot von Gefahrengebieten. Wochenlang stand Hamburg wegen der schweren | |
Ausschreitungen bei und nach einer Demonstration zum Erhalt des | |
linksautonomen Kulturzentrums „Rote Flora“ am 21. Dezember, vor allem aber | |
wegen der Anfang Januar eingerichteten Gefahrengebiete bundesweit im Fokus. | |
CDU, Grüne und Linke nehmen dies zum Anlass, um die Ereignisse auch im | |
Parlament zu diskutieren. Die einzelnen Fraktionen haben sich dabei jedoch | |
unterschiedliche Blickwinkel ausgesucht. Während die Linken „politische | |
Konflikte politisch lösen“ wollen, verlangt die CDU „Solidarität mit der | |
Polizei - keine Toleranz für linke Gewaltdemonstranten“. | |
Die Grünen wiederum sehen die „Lampedusa-Flüchtlinge“ als Verlierer der | |
Debatte - „der Senat tut weiterhin nichts für eine politische Lösung“. Die | |
Grünen und Linken sind es auch, die mit eigenen Anträgen ein generelles | |
Verbot von Gefahrengebieten durchsetzen wollen. | |
Die Erfolgschancen sind jedoch gering, da die alleinregierende SPD hinter | |
den Polizeieinsätzen steht, und auch die CDU-Opposition als „Erfinderin“ | |
der Gefahrengebiete kein Interesse an deren genereller Abschaffung hat. | |
Weitere Themen der Bürgerschaftssitzung am Mittwoch und Donnerstag sind | |
unter anderem die Überwachung ehemaliger Sicherungsverwahrter, eine | |
Änderung des Schulgesetzes für die Einschulung, Möglichkeiten einer | |
Online-Petition und die Vorratsdatenspeicherung. Außerdem beraten die | |
Abgeordneten über Teilhabemöglichkeiten von Flüchtlingen, über eine | |
Veröffentlichung von Schulinspektionsergebnissen und über Quartiers- und | |
Stadtteilbeiräte. | |
22 Jan 2014 | |
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