# taz.de -- Homosexuelle in Polen: Zufluchtsort für Homophobie-Opfer | |
> Polen plant Notunterkünfte für verfolgte Homosexuelle. Auch eine | |
> konservative Stiftung beteiligt sich an der Finanzierung des Projektes. | |
Bild: Homo-Parade am 14. Juni in Warschau. | |
WARSCHAU taz | Geheim soll der Ort sein, geschützt von Bodyguards und | |
Überwachungskameras: In Polens Hauptstadt Warschau soll die erste | |
Notunterkunft für Gewaltopfer unter Lesben und Schwulen sowie | |
Transsexuellen entstehen. Schon heute bieten die LGBT-Stiftungen Lambda und | |
Trans-Fuzja rechtliche und psychologische Hilfe an. Doch immer wieder | |
zeigte sich, dass Gewaltopfern aus lesbischen oder schwulen Beziehungen die | |
Aufnahme in Frauenhäusern oder Obdachlosenasylen verweigert wurde. | |
Insgesamt zwölf Personen sollen in dem anzumietenden Haus oder den | |
Wohnungen für drei Monate Schutz finden. Die konservative | |
Stefan-Batory-Stiftung unterstützt das Hilfsprojekt mit umgerechnet knapp | |
100.000 Euro. Die LGBT-Stiftungen Lambda und Trans-Fuzja haben zusammen | |
rund 11.000 Euro an steuerabzugsfähigen Spenden sammeln können. „Ohne den | |
Zuschuss wären wir kaum in den Lage, unser Hilfsprojekt auch in die Tat | |
umzusetzen“, erklärt die Lambda-Sprecherin Yga Kostrzewa. „Jetzt können w… | |
uns auf die Suche nach einem geeigneten Haus oder auch nach Wohnungen | |
machen. Das Geld sollte für anderthalb Jahre reichen.“ | |
Noch gebe es keinen genauen Termin für die Einweihung der Notunterkunft, so | |
Kostrzewa. Denn nach der Anmietung eines geeigneten Objekts müsse dieses | |
nicht nur renoviert und auf die Bedürfnisse der Gewaltopfer zugeschnitten | |
werden, sondern es seien auch eine ganze Reihe formal-rechtlicher Fragen zu | |
klären und Genehmigungen einzuholen. „Anfang nächsten Jahres möchten wir | |
jedoch mit allem fertig sein.“ | |
Der genaue Ort solle geheim bleiben, um die Opfer vor ihren Peinigern zu | |
schützen und ihnen ein größtmögliches Maß an Sicherheit und Ruhe zu | |
gewährleisten. Umfragen zufolge halten knapp 40 Prozent der Polen | |
Homosexualität für eine Krankheit. Zudem fordern immer häufiger radikal | |
eingestellte Publizisten, Politiker und Priester das möglichst vollständige | |
Verschwinden von Schwulen und Lesben aus dem öffentlichen Leben Polens. | |
## Regenbogen als „Homo-Provokation“ | |
Dies betrifft sogar Kunstinstallationen wie den neun Meter hohen Regenbogen | |
aus bunten Papierblumen im Zentrum Warschaus. Siebenmal schon seit 2012 | |
haben ihn homophobe Fanatiker abgefackelt. Dass die Künstlerin Julita | |
Wojcik ihre Installation vor allem als farbenfrohe Himmelserscheinung | |
sieht, die schon immer als Symbol des Bundes mit Gott, als Friedens- und | |
Hoffnungszeichen interpretiert wurde und einfach „unglaublich schön“ sei, | |
interessiert die Täter nicht. Sie interpretieren den Regenbogen als | |
„Homo-Provokation“, die sie auf keinen Fall dulden würden. | |
Die nationalrechten Oppositionsparteien im Stadtrat von Warschau machten | |
sich die Meinung des Straßenmobs zu eigen und kündigten bereits an, dass | |
der Regenbogen endgültig aus dem Stadtbild Warschaus verschwinden werde, | |
sollten sie die Kommunalwahlen im Herbst gewinnen. | |
17 Aug 2014 | |
## AUTOREN | |
Gabriele Lesser | |
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