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# taz.de -- Handball-EM in Polen: Kein Regenbogen am Arm
> Bei der Handball-EM wollte Schwedens Kapitän Karlsson mit ein Zeichen
> gegen Homophobie setzen. Doch der Verband hat was dagegen.
Bild: Eindeutiges Zeichen: Tobias Karlsson mit Regenbogen-Kapitänsbinde bei ei…
Stockholm taz | „Das ist traurig“, sagt Tobias Karlsson: „Warum lässt man
uns nicht unseren Standpunkt zu einer Frage, wie man Mitmenschen behandeln
soll, zum Ausdruck bringen?“ Nach einem Training in Breslau am
Donnerstagnachmittag hatte der Kapitän der schwedischen
Handballnationalmannschaft erfahren, dass er nicht mit einer
regenbogenfarbenen Kapitänsbinde spielen darf. Das sollte ein Zeichen des
schwedischen Teams gegen Homophobie sein, die auch in Polen weit verbreitet
ist.
Einen Tag vor Beginn der Europameisterschaft in Polen hat der Europäische
Handballverband EHF [1][überraschend eine „Klarstellung“ veröffentlicht,]
wonach „Kapitänsbinden Teil der Spielkleidung“ des jeweiligen Teams seien
und deshalb nur einfarbig oder in den Nationalfarben sein dürften.
Eine plötzliche Kehrtwende: Noch Anfang der Woche hatte der EHF nichts
gegen die öffentlich angekündigte Absicht Karlssons einzuwenden gehabt, bei
der EM eine regenbogenfarbene Binde zu tragen.
Auch in der Vergangenheit hatte der EHF keine Probleme mit den
Regenbogenfarben auf einer Kapitänsbinde gehabt. In der Champions League,
einem EHF-Turnier, hatte beispielsweise der Kapitän der schwedischen
Erstligamannschaft IFK Kristianstad, Johan Jepson, diese getragen – auch
bei einem Spiel im Oktober im polnischen Kielce. Es war Jepson gewesen, der
Karlsson, den 34-jährigen Abwehrchef der SG Flensburg-Handewitt, auf die
Idee mit der Regenbogenbinde gebracht hatte.
Kristianstad hatte die letzten vier Jahre mit einer Binde in deutschen
Farben gespielt: „Wir hatten die mal bei einem Trainingslager in einer
Umkleidekabine gefunden und dachten, das ist ein cooler Gag“, erzählt
Jepson. Als der Klub mit Schwarz-Rot-Gold die schwedische Meisterschaft
errungen hatte, „überlegte ich, dass wir nun eine neue haben sollten und
kam auf die Regenbogenfarbene.
## Nun sollen die Zuschauer helfen
Der Verein habe mitgezogen und gleich 100 Stück anfertigen lassen, damit
man nun bei nationalen und internationalen Begegnungen auch jeweils eine an
den Kapitän der gegnerischen Mannschaft verschenken kann: „Viele haben
positiv reagiert, viele gar nicht und das interpretiere ich so, dass alle
es positiv finden. Jedenfalls gibt es die Binde jetzt schon überall in
Europa, und einige haben sie zumindest im Spiel gegen uns auch getragen.“
Auch in allen Jugendmannschaften komme sie zum Einsatz, sagt Jepson, der
für die diesjährige QX-Gaygala im Februar in Stockholm zum „Hetero des
Jahres“ nominiert ist.
Im Herbst des vergangenen Jahres hatte er dann Tobias Karlsson gefragt, ob
der eine Binde für die Europameisterschaft haben wolle. Über dessen
spontane Zusage habe er sich sehr gefreut. „Klar“, sagt Karlsson, der die
Binde bei den letzten Begegnungen der Nationalmannschaft schon getragen
hat: „Das ist ja eine kluge Art, um zu vermitteln, wofür wir im
schwedischen Handballsport stehen.“
Nach dem schwedischen Nationalteam hatten in den vergangenen Tagen auch die
Mannschaftskapitäne von Norwegen und Island angekündigt, in Polen mit der
Binde in den Regenbogenfarben spielen zu wollen. „Sollten Pfiffe von der
Tribüne kommen, wird mir das vollkommen egal sein“, hatte der norwegische
Kapitän Bjarte Myrhol noch wenige Stunden vor dem EHF-Verbot erklärt. „Es
bedarf wohl keiner großen Spekulation, dass Druck seitens des
Veranstalterlands Polen hinter dem plötzlichen Meinungswandel steht“, meint
die norwegische Tageszeitung Aftenposten. Das vermutet auch Karlsson
selbst: Es habe ja einige Medienaufmerksamkeit in Polen gegeben.
Die jetzige Entwicklung hat eine Parallele: Bei der Leichtathletik-WM in
Moskau 2013 hatte die schwedische Hochspringerin Emma Green mit ihren
Fingernägeln Aufmerksamkeit erregt. Die hatte sie für das
Qualifikationsspringen demonstrativ in Regenbogenfarben lackiert und das
auf Instagram gezeigt. Ein Protest gegen die russischen Anti-Gay-Gesetze.
Beim Hochsprungfinale durfte sie diesen „Nagelprotest“ nicht wiederholen.
Der Weltverband hatte mit Disqualifikation und Bußgeld gegen den
schwedischen Verband gedroht.
Tobias Karlsson hat nun an die schwedischen Fans appelliert, auf den
Tribünen „Farbe“ zu zeigen. Vor den Spielen seiner Mannschaft will er
jeweils einige Regenbogenbinden an ZuschauerInnen verteilen: „Wenn ich
schon nicht darf, sollen sie die damit verbundene Botschaft verbreiten.“
15 Jan 2016
## LINKS
[1] http://pol2016.ehf-euro.com/news/single-news/news/player-clothing-at-the-eh…
## AUTOREN
Reinhard Wolff
## TAGS
Fußball-EM 2024
Schwerpunkt Gender und Sexualitäten
Polen
Homophobie
Handball
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Polen
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