# taz.de -- Zutrittsverbot für Journalisten: Schlechtes Klima im Camp | |
> In einem Lausitzer Protestlager kämpfen Kohlegegner gegen Vattenfall – | |
> und gegen eine vermeintlich einseitige Medienberichterstattung. | |
Bild: Generalprobe für die Menschenkette in der Lausitz: Kohlegegner am 8. Aug… | |
KERKWITZ taz | Der ganz große Widerstand muss sich noch formieren. Bereits | |
seit dem Wochenende läuft das „Lausitzer Klima- und Energiecamp“ gegen neue | |
Braunkohletagebaue in der Region. Doch bislang zelten nur rund 100 | |
Klimaschützer im brandenburgischen Kerkwitz – das Dorf soll für den Tagebau | |
Jaenschwalde Nord abgerissen werden. | |
„Die Energiewende muss von der Basis ausgehen“, sagt die Teilnehmerin | |
Rosemarie Kracheel. Das Camp setze auf „Vernetzung“ gegen Vattenfall, den | |
schwedischen Konzern, der Braunkohle fördern will. Auf dem Programm stehen | |
neben Kundgebungen und Workshops auch eine acht Kilometer lange | |
Menschenkette zwischen dem deutschen und dem benachbarten polnischen | |
Kohlerevier. 5.000 Menschen werden am Samstag erwartet. | |
Die Kohlegegner kämpfen jedoch nicht nur gegen Vattenfall, sondern auch | |
gegen angeblich schlechte Presse. Sie erklärten deshalb Journalisten des | |
RBB und der taz zu unerwünschten Personen. Zum Auftakt des Camps hatte der | |
RBB einen Beitrag im Regionalmagazin „Brandenburg aktuell“ ausgestrahlt. | |
Darin heißt es unter anderem, es seien „weniger Mitstreiter der Kohlegegner | |
erschienen als erwartet“. Auf den Zeltplätzen herrsche „gähnende Leere“. | |
„Tendenziös“ fanden das die Klimaschützer – und schrieben einen Brief an | |
RBB-Intendantin Dagmar Reimer. Es sei unerwähnt geblieben, dass die | |
Zeltplätze größer ausgelegt seien, um die Menschenketten-Besucher aufnehmen | |
zu können. Zwischen Vattenfall und dem Klimacamp herrsche „keine Gleichheit | |
der Mittel, Vattenfall verfügt über wesentlich größeren finanziellen und | |
politischen Einfluss“. Deshalb müsse wenigstens der öffentlich-rechtliche | |
Rundfunk auf „ausgeglichene und gerechte Berichterstattung“ achten. | |
## Wie die PR-Strategie von Vattenfall | |
„Die haben auch einen Satz unseres Sprecher gesendet, der so den falschen | |
Eindruck erweckt, dass das Camp nicht von der lokalen Bevölkerung | |
mitgetragen wird“, sagte eine Sprecherin der Camp-Pressegruppe. „Das ist | |
haargenau die PR-Strategie von Vattenfall.“ Die Pressegruppe habe darum | |
gebeten, dass künftig andere RBB-Journalisten über das Camp berichten. | |
RBB-Sprecher Justus Demmer bestätigte, dass es insgesamt drei Beschwerden | |
der Organisatoren gegeben habe. „Da trifft dann Pressefreiheit auf | |
Meinungsfreiheit“, sagt Demmer. Der Sender habe auf die Aufforderung, die | |
Berichterstattung in andere Hände zu geben, „nicht reagiert“. Über die | |
Menschenkette würden die Redakteure berichten, die der Schichtplan | |
vorsieht. | |
Auch taz-Energieredakteur Ingo Arzt soll nicht auf das Camp. „Der darf hier | |
nicht hin“, sagte eine Vertreterin der Pressegruppe. Arzt hatte zwar nicht | |
über das Camp berichtet, sei aber „insgesamt“ zu kohlefreundlich. An | |
welchen konkreten Berichten die Kohlegegner Anstoß nehmen, wollten sie | |
nicht sagen. | |
22 Aug 2014 | |
## AUTOREN | |
Christian Jakob | |
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