# taz.de -- Schiffbaumesse SMM in Hamburg: Die Oligarchen sind schon da | |
> Ein Drittel der Großwerften in Deutschland gehört russischem Kapital. Die | |
> Branche zeigt sich bislang von den Sanktionen der EU eher unbeeindruckt | |
Bild: Deutsche Schiffbauer geben sich trotz Sanktionen gelassen. | |
HAMBURG taz | Die neuen Russland-Sanktionen der EU sind das Gesprächsthema | |
auf der weltgrößten Schiffbaumesse SMM in Hamburg. Der deutsche Schiffbau | |
sorgt sich um lukrative Aufträge aus dem Osten. Stefan Sprunk, Sprecher der | |
Werftengruppe Nordic Yards, wiegelt aber ab: „Nee, bisher spüren wir von | |
den EU-Sanktionen nichts.“ Russland sei zwar der Kernmarkt des | |
Unternehmens. Das Geschäft laufe aber bislang „wie normal“. | |
Derweil rüstet Russlands maritime Wirtschaft auf. Unter anderem beflügelt | |
die Offshore-Förderung von Öl und Gas in der Arktis die Fantasie der | |
Investoren. Nutznießer davon sind auch deutsche Werften in russischer Hand: | |
Die Hochseeschiffbauunternehmen in Wismar und Warnemünde gehören ebenso wie | |
seit Juni Nordic Yards in Stralsund dem russischen Investor Vitaly Yusufov. | |
Deutschlands älteste Werft, die insolvente Sietas, wurde im März vom | |
Konzern Pella Shipyard aus Sankt Petersburg übernommen. Ein Drittel der | |
Großwerften in Deutschland gehört russischem Kapital. | |
Um die Zukunft sorgen diese sich durchaus. Aber man könne die Anfang der | |
Woche angekündigten EU-Sanktionen, über deren Inkrafttreten bis | |
Redaktionsschluss noch beraten wurde, „in ihrer Wirkung noch nicht | |
abschätzen“, sagt Sietas-Sprecherin Natallia Dean. | |
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Auch hiesige Geldgeber sitzen bei den deutsch-russischen Werften mit im | |
Boot: Mecklenburg-Vorpommern steht mit einer Bürgschaft über 400 Millionen | |
Euro im Wort, von der wohl hauptsächlich die drei Nordic-Yards-Werften | |
zehren. Der Bund und seine Staatsbank KfW sind an der Finanzierung mehrerer | |
Projekte beteiligt. „Bisher sind die Sanktionen kein Problem“, heißt es von | |
Seiten des deutsche Schiffbauverbands VSM. Geschäftsführer Christian | |
Schilling verweist jedoch auf „die eigenen deutschen Interessen“. So wären | |
vor allem Zulieferer aus Süddeutschland wie Auma, MAN oder Siemens von | |
einem Totalboykott betroffen. | |
Um ihre Oligarchenkundschaft scheinen sich die Yachtbauer zu sorgen: „Wenn | |
die an ihr Spielgeld im Westen nicht mehr herankommen, bleiben nur reiche | |
Scheichs als Kunden“, klagt ein Luxusbranchenkenner, der anonym bleiben | |
möchte. Es gilt allerdings: Russland ist nur ein kleiner Spieler auf den | |
Weltmeeren Das zeigt auch die Messe: Die imposantesten Stände unter den | |
mehr als 2.000 Ausstellern kommen aus China, Japan und Südkorea. Noch bis | |
Freitag erwartet die Hamburger Messe 50.000 Besucher aus 150 Staaten. | |
11 Sep 2014 | |
## AUTOREN | |
Hermannus Pfeiffer | |
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