# taz.de -- Reden über Essen: „Ich esse auch Fleisch“ | |
> Michael Pollan ist Journalismus-Professor in Kalifornien und der | |
> wichtigste Food-Philosoph der USA. Sein Appell ist einfach: Kocht! | |
Bild: Fleisch. Kann man Schnitzel draus machen. Aber wo kommt es her? | |
Michael Pollan wird Food-Philosoph genannt. Klingt komisch? Er empfindet | |
diese Bezeichnung als Kompliment. Weil Essen nicht trivial ist, wie er | |
sagt, sondern eine der wichtigsten Industrien. Der Journalismus-Professor | |
aus Berkeley schreibt Bestseller über Lebensmittel und Esskultur. Und hat | |
der taz.am wochenende ein Interview dazu gegeben. Einige Auszüge, | |
gewissermaßen als Amuse-Gueule. | |
Sein schönster, griffiger Slogan: | |
Eat Food. Not too much. Mostly Plants. | |
Pollan schwärmt von Familien, die wieder zusammen essen. Klingt das nicht | |
zu sehr auch nach der guten alten Zeit, als Muttern kochte, Vater brummte | |
und die Kinder kuschten? | |
Das klingt vielleicht konservativ, aber das ist es nicht. Man kann nicht | |
zurück zu dem, was früher war. Wenn wir die Kultur des häuslichen Kochens | |
schaffen oder stärken wollen, so ist das nicht die Rückkehr, sondern eine | |
veränderte Kultur. Männer kochen, Kinder kochen, Frauen kochen. Es mag | |
andere Wege geben, aber es ist der schnellste Weg, Industriekonzerne rund | |
um die Essensfrage wieder aus dem eigenen Haus zu bekommen, in das sie sich | |
reingedrängt haben. | |
Ist gemeinsames Kochen nur etwas für die aufsteigende Mittelklasse? | |
Haben arme Leute keine Tische, gibt es da kein Abendessen? Das passiert da | |
doch genauso, das ist nicht klassenabhängig. Und vor Fast Food hat das doch | |
auch jeder gemacht. Die Idee der Familie, die zusammen um den Tisch sitzt | |
und Selbstgekochtes isst: Das ist klassenlos. Es gibt Elitekochen, klar, | |
aber die größten Erfindungen kamen von Leuten, die nicht viel Geld hatten | |
und sich etwas ausdenken mussten, wie man trotzdem gut essen kann. Sie | |
müssen eines verstehen: Wenn wir die Art verändern, wie wir essen, dann ist | |
das machtvoller als fast alles andere. | |
Viele sagen, Sie könnten sich Bio leider nicht leisten. | |
Man kann gut essen, ohne reich zu sein. Die Schlüsselentscheidung ist, | |
statt industriellen Nahrungsmittelimitaten richtige Lebensmittel zu essen. | |
Da kommt noch lange nicht die Regio- oder Biofrage. | |
Kann es grüne McDonalds oder Wal-Marts geben? | |
Es hätte bei der Größe des Unternehmens faktisch eine große Wirkung für die | |
Natur, die Böden, die Emissionen. Aber ich frage meine Zuschauer bei | |
Veranstaltungen oft: Wie würden Sie das finden, wenn McDonalds komplett bio | |
würde, Biofleisch, Biokartoffeln, Biosirup in den Getränken. | |
Und? | |
Dann sagen alle: Oooch, das wollen wir nicht. | |
Es gibt zwanzig Restaurants in Berlin, von denen behauptet wird, sie hätten | |
das beste Schnitzel. Die Herkunft des Fleischs spielt dabei fast nie eine | |
Rolle. | |
Geschmack ist wichtig, keine Frage. Aber man kann kein bestes Schnitzel | |
haben ohne Antworten auf die Fragen: Wo kommt das Fleisch her, und wie | |
haben die Tiere gelebt? | |
Über einen fleischfreien Tag in der Kantine? | |
Ich verstehe, warum Umweltlobbys sich nicht an das Thema herantrauen. Sie | |
haben Angst. Aber wer das Klimawandelproblem lösen will, muss an das | |
Fleischproblem ran, da gibt es keine zwei Meinungen. | |
Über Fleisch: | |
Na ja, beim Thema Fleisch werden die Leute ängstlich. Wenn ich sage, ich | |
esse auch Fleisch, dann entspannen sie sich. Ich denke aber nicht, dass es | |
darum geht, Fleischverzehr zu eliminieren. | |
Also weiter Tiere essen? | |
Es geht darum, Fleisch einzuschränken und dazu zu machen, was es einmal | |
war. Ein besonderes, rares, sehr geliebtes Essen. Heute ist es etwas, was | |
man so oft und so billig kriegt wie Gemüse. Wir haben hier in Deutschland | |
schon beim Frühstück Fleisch auf dem Buffet. | |
Das komplette Gespräch mit Michael Pollan lesen Sie in der aktuellen | |
[1][taz.am wochenende vom 25./26. Oktober 2014]. | |
24 Oct 2014 | |
## LINKS | |
[1] /Ausgabe-vom-25/26-Oktober-2014/!148243/ | |
## AUTOREN | |
Peter Unfried | |
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