# taz.de -- Kommentar Verbrechen in Mexiko: Echo eines Massakers | |
> Ganze 71 Jahre regierte die PRI das Land. Das Einzige, was sie in Mexiko | |
> institutionalisiert hat, ist eine Kultur der Korruption und der | |
> Straflosigkeit. | |
Bild: Proteste am Samstag auf dem Zocalo-Platz in Mexico-City. | |
Die Regierung von Mexiko schiebt die Verantwortung für die Gewalt im Land | |
den Drogenbanden zu. Doch diese sind auch der entfesselte Wiedergänger | |
ihrer eigenen Skrupellosigkeit. In Iguala zeigte sich diese Nähe in | |
maximaler Deutlichkeit: Es waren Polizisten, die die Studenten entführten, | |
und Narcos, die sie anschließend umbrachten. | |
71 Jahre regierte die Partei der Institutionellen Revolution (PRI) das Land | |
ununterbrochen. Möglich war das nur durch eine beispiellose Mischung aus | |
Vetternwirtschaft und Gewalt. | |
Dies gibt es sicher auch anderswo, doch kaum irgendwo ist sie derart | |
bestimmend für einen Staat dieser Größe. Sie formte und durchsetzte ihn, | |
machte ihn schwach und käuflich. Nur so konnten die Kartelle in der | |
boomenden Volkswirtschaft von heute zum dominanten Machtblock in Mexiko | |
aufsteigen. | |
Das Einzige, was die PRI tatsächlich institutionalisiert hat, ist eine | |
Kultur der Korruption und Straflosigkeit. Sie etablierte die Gewalt als | |
Mittel sozialer Auseinandersetzungen. Der Mord an den Studenten in Iguala | |
ist deshalb auch ein spätes Echo des Massakers von Tlatelolco, das das | |
Militär 1968 an protestierenden Studenten in der Hauptstadt verübte. | |
Die auf Wachstum gepolte Technokratie der Post-PRI-Ära ab 2000 erklärte den | |
Narcos den Krieg. Ihr Sieg ist nicht in Sicht. Die Polizei ist in weiten | |
Teilen des Landes derart korrumpiert, dass die Zentralregierung zwar immer | |
wieder mit der Armee gegen sie vorgeht. Gleichzeitig wiederholt sie die | |
Fehler der Vergangenheit: Sie toleriert das extreme Wohlstandsgefälle, der | |
öffentliche Sektor ist unterfinanziert. Die Polizei begeht | |
Menschenrechtsverletzungen, die Straflosigkeit hält an, und die | |
Gewaltspirale bleibt so im Gang. Hinzu kommt eine USA-hörige Drogenpolitik, | |
die die Geschäftsgrundlage der Narcos festigt. | |
Gern heißt es, Mexiko werde zum Failed State. Doch so weit ist es nicht. | |
Gerade wegen der fast ewigen PRI-Herrschaft hat sich eine Zivilgesellschaft | |
gebildet, die ihresgleichen sucht. Die Studenten von 1968 gehörten dazu, | |
die Studenten von Ayotzinapa und die Demonstranten, die jetzt den | |
Präsidentenpalast stürmen wollten, ebenso. Ihr Kampf für ein friedliches, | |
demokratisches Mexiko war lange vor allem ein Kampf gegen die Gewalt des | |
Staates. Die Narcos sind jetzt endgültig als Gegner hinzugetreten. Ihre | |
Macht herauszufordern wird viel Mut brauchen. | |
10 Nov 2014 | |
## AUTOREN | |
Christian Jakob | |
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