# taz.de -- Nach Studentenmassaker in Mexiko: Eltern auf Protesttour | |
> Hunderte Unterstützer verabschiedeten einen ersten Buskonvoi mit | |
> Angehörigen. Sie glauben, dass die Studenten noch am Leben sind und | |
> wollen sie finden. | |
Bild: Hier startet die Tour quer durchs Land aus Protest gegen die Behörden. | |
AYOTZINAPA afp | Die Eltern von 43 mutmaßlich ermordeten Lehramtsstudenten | |
haben am Donnerstag eine Protesttour durch Mexiko begonnen. Hunderte | |
Unterstützer verabschiedeten einen ersten Buskonvoi mit Angehörigen und | |
Kommilitonen der Pädagogischen Hochschule in Ayotzinapa im südlichen | |
Bundesstaat Guerrero. Die Eltern bekräftigten, dass sie den Behörden | |
misstrauten und ihre Söhne noch am Leben sein müssten. | |
Eine Mutter sagte: „Sie sind verschwunden, aber sie sind nicht tot. Wir | |
wollen helfen sie zu finden. Die Regierung hat nur Lügen erzählt.“ Drei | |
Busse waren unterwegs in den von Drogengewalt heimgesuchten nördlichen | |
Bundesstaat Chihuahua an der Grenze zu den USA. Ein weiterer Bus steuerte | |
den verarmten Bundesstaat Chiapas im Süden des Landes an. Ein Treffen der | |
Buskonvois ist für kommende Woche in Mexiko-Stadt vorgesehen. | |
Ein Sprecher der Angehörigen, Félipe de la Cruz, sagte der | |
Nachrichtenagentur AFP, bevor er den Bus bestieg: „Der Staat ist schuld an | |
dem Alptraum, den unsere Söhne durchmachten. Es gibt keinen Zweifel daran, | |
dass es geheime Absprachen zwischen den Behörden und dem organisierten | |
Verbrechen gab.“ | |
Aus Wut über das mutmaßliche Massaker hatten hunderte Studierende und | |
Mitglieder der linken Lehrergewerkschaft Ceteg am Mittwoch das | |
Regionalparlament von Guerrero in der Hauptstadt Chilpancingo gestürmt. Sie | |
legten Feuer im Sitzungssaal und in der Bibliothek und zündeten fünf | |
Fahrzeuge vor dem Gebäude an, wie AFP-Reporter berichteten. Seit die | |
Staatsanwaltschaft vor Tagen mitteilte, dass Drogengangster die Studenten | |
wahrscheinlich verschleppt und umgebracht hätten, reißen die gewaltsamen | |
Proteste nicht ab. | |
Das Schicksal der 43 Studenten wühlt Mexiko seit Wochen auf. Die jungen | |
Männer waren am 26. September nach einer Spendensammelaktion von der | |
Polizei festgenommen und anschließend der mit den Beamten verbündeten | |
Drogenbande Guerreros Unidos übergeben worden. Die Ermittler vermuten, dass | |
der Bürgermeister der Stadt Iguala, José Luis Abarca, das Vorgehen gegen | |
die Studenten anordnete, um zu verhindern, dass sie eine geplante Rede | |
seiner Frau stören. | |
## Unabhängige Pathologen gefordert | |
Die Ermittler sehen kaum Chancen, die bislang gefundenen und verkohlten | |
Leichenreste zu identifizieren. Nur zwei Knochen könnten „möglicherweise“ | |
DNA-Proben der vermissten Studenten zugeordnet werden, sagte | |
Generalstaatsanwalt Jésus Murillo Karam. Diese Fragmente sollen nun von | |
forensischen Experten der Universität Innsbruck mittels DNA-Analyse | |
untersucht werden. | |
Die mexikanische Regierung vereinbarte auf Wunsch der Angehörigen, bei den | |
Ermittlungen mit der Interamerikanischen Menschenrechtskommission (CIDH) | |
zusammenzuarbeiten. Die Familien fordern außerdem, dass unabhängige | |
argentinische Gerichtsmediziner die verbrannten Leichenreste untersuchen. | |
Die Argentinier bestätigten unterdessen Angaben der Regierung, wonach die | |
Untersuchung von 24 von 39 Leichen aus einem Massengrab bei Iguala ergeben | |
hat, dass sie nicht von den Vermissten stammen. Es hatte zunächst der | |
Verdacht bestanden, dass die Studenten dort verscharrt wurden. | |
Die entwicklungspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, Heike | |
Hänsel, kündigte an, sie werde über den Fall während ihres Mexikobesuchs ab | |
Donnerstag mit der Generalstaatsanwaltschaft sprechen. In Chilpancingo will | |
Hänsel mit Menschenrechtlern und Studierenden zusammenkommen. Geplant ist | |
auch ein Besuch der Hochschule in Ayotzinapa. | |
14 Nov 2014 | |
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