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# taz.de -- Kommentar Neonazi-Anfrage zu Juden: Zu doof zum Googeln
> Dortmunder Neonazis provozieren mit der Frage nach der Zahl der Juden in
> der Stadt. Dabei ist die überhaupt kein Geheimnis.
Bild: Hat Schwierigkeiten mit diesem Weltnetz: Neonazi-Abgeordneter Dennis Giem…
Das ist offensichtlich als Provokation gedacht: Ein Abgeordneter der
Neonazipartei „Die Rechte“ [1][will per offizieller Anfrage von der Stadt
Dortmund wissen], wie viele Juden in der Stadt leben. Der Zentralrat der
Juden stöhnt über diesen „abscheulichen und perfiden Antisemitismus“. Und
Dortmunds Oberbürgermeister sieht hinter der Anfrage einen „unerhörten
menschenverachtenden, antisemitischen und rassistischen Ungeist“.
Ja, diese Reaktionen sind nicht unangemessen. Aber sind sie auch klug? Es
gäbe durchaus eine bessere Antwort auf die Provokation von Rechtsaußen:
Cool bleiben!
Denn die Zahl der Juden in Dortmund ist kein Geheimnis. Im Gegenteil: Jeder
darf sie wissen. Wahrscheinlich wäre es sogar besser, wenn viel mehr
Menschen wüssten, wie wenig Juden in der Stadt und im Rest des Landes
leben.
Man findet die Angaben im Internet auf vollkommen unverdächtigen Seiten.
Etwa in der Datenbank des von der Bundesregierung in Auftrag gegebenen
Zensus 2011, bei dem auch das Merkmal „Religionszugehörigkeit“ erhoben
wurde. Demnach lebten im Mai 2011
[2][statUnit=PERSON;absRel=ANZAHL;ags=059130000000;agsAxis=X;yAxis=RELIGION
_AUSF:rund 2.390 Mitglieder Jüdischer Gemeinden in der Stadt Dortmund].
Selbst der Zentralrat der Juden in Deutschland geizt nicht mit Zahlen. Er
nennt [3][auf seiner Homepage] die Zahl der Mitglieder der Jüdische
Kultusgemeinde Groß-Dortmund: 3.026 waren es Ende letzten Jahres.
Gut so! Warum auch sollte die Zahl der Juden in Deutschland ein Geheimnis
sein?
Und wenn die Nazis zu doof zum Googeln sind und man zu einer Antwort
verpflichtet ist, darf man ihnen gerne die entsprechenden Links nennen. Am
besten noch verbunden mit dem Hinweis, dass im Jahr 1933 noch rund 4.200
Juden in der Stadt lebten – bis sie von Nazis vertrieben oder ermordet
wurden. Und dass die Stadt alles, aber auch wirklich alles dafür tun wird,
dass sich diese Geschichte niemals wiederholt.
Eine Provokation ist eine Provokation ist eine Provokation. Aber erst, wenn
sie zu hektischen Überreaktionen führt, hat sie auch den von den
Provokateuren gewünschten Erfolg.
14 Nov 2014
## LINKS
[1] /Die-Rechte-in-Dortmund/!149533/
[2] http://ergebnisse.zensus2011.de/#dynTable
[3] http://www.zentralratdjuden.de/de/topic/59.gemeinden.html?gemeinde=55
## AUTOREN
Gereon Asmuth
## TAGS
Dortmund
Die Rechte
Juden
Rechtsextremismus
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