# taz.de -- Kommentar Frauenquote: Fast schon lächerlich | |
> Diese Quote wird niemandem wehtun, ja sie wird kaum bemerkt werden. Also | |
> hat auch die CSU zugestimmt, allem Wehklagen zum Trotz. | |
Bild: Muss sich hier auch eine Frau reinquetschen? Peter Altmaier (CDU, hinten)… | |
Und, hat's wehgetan? Gellte ein Schrei durchs nächtliche Regierungsviertel, | |
nachdem der Koalitionsausschuss die gesetzliche Frauenquote durchgewunken | |
hatte? Gab es Tränen bei der CSU? Erste Austrittsmails? Natürlich nicht. | |
Die Frauenquote kommt, und kaum jemand wird etwas davon bemerken. Denn | |
wovon reden wir hier eigentlich? Von einer lediglich dreißigprozentigen | |
Quote für hundert große börsennotierte Unternehmen. Von dreieinhalbttausend | |
mittleren Unternehmen, die einfach mal festlegen sollen, wie sie mehr | |
Frauen in Führungspositionen bringen wollen. Sanktionen sind nicht | |
vorgesehen. Das ist ein Anfang, mehr nicht. | |
Das in den letzten Wochen unübersehbare Kalkül der CSU, beim Thema | |
Frauenquote zum xten-mal einen SPD-Triggerpunkt zu drücken, war irgendwann | |
derart peinlich, dass sogar die Kanzlerin den kleineren Koalitionspartner | |
gegen ihre Union verteidigen musste. Vertrag ist Vertrag. Ein Abschwächen | |
des eh nicht eben weltstürzenden Quotengesetzes hätte Merkel irgendwann | |
selbst beschädigt. | |
Der inszenierte Aufstand gegen die SPD-Ministerin Schwesig, das ganze | |
Geheule und Gewarne haben dem Anliegen der Quote letztlich nur genützt. | |
Politiker, die noch immer meinen, Geschlechtergerechtigkeit sei eine Ware, | |
offenbaren, wie wenig sie verstanden haben. Ihre Wählerinnen und Wähler | |
erkennen das glasklar. Die Quote musste kommen, weil Freiwilligkeit in | |
männlich dominierten Machtzusammenhängen erwiesenermaßen keine Kategorie | |
ist. | |
Ja, im 21. Jahrhundert Frauen in Führungspositionen per Gesetz verordnen zu | |
müssen, wirkt im Grunde fast lächerlich. Aber es wird mit der Quote sein | |
wie beim Gesetz zu den Krippenplätzen für unter Dreijährige. Irgendwann | |
wird sich selbst die Union fragen, was damals eigentlich ihr Problem war. | |
26 Nov 2014 | |
## AUTOREN | |
Anja Maier | |
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