| # taz.de -- Misstöne zwischen Kroatien und Serbien: Zagreb sauer über Hetze a… | |
| > Die Hassreden eines serbischen Ultranationalisten haben Kroatien in | |
| > Alarmbereitschaft versetzt. Alte Animositäten brechen wieder auf. | |
| Bild: Demo in Belgrad anlässlich der Rückkehr des verurteilten Kriegsverbrech… | |
| SARAJEVO taz | Eigentlich hatten sich die Beziehungen zwischen Kroatien und | |
| Serben in den letzten Jahren positiv entwickelt. Auf den kroatischen | |
| Autobahnen fahren jetzt selbstverständlich serbische Fahrzeuge, an der | |
| dalmatinischen Küste sind Besucher aus Belgrad wieder willkommen. Und die | |
| kroatische Flagge Sahovnica erregt in Serbien schon lange kein Aufsehen | |
| mehr. Die wirtschaftliche Zusammenarbeit ist wieder in Gang gekommen. | |
| Serbien will in die EU. Und das Neumitglied Kroatien unterstützte bisher | |
| diesen Kurs. | |
| Doch mit der Freilassung des Ultranationalisten Vojislav Seselj aus dem | |
| Gefängnis in Den Haag vor 14 Tagen sind die überwunden geglaubten | |
| Spannungen wieder aufgetaucht. Denn nach den Hassreden des aus Den Haag | |
| zurückgekehrten Seselj fühlten sich Kroaten in die Zeiten des Krieges | |
| zurückversetzt. Kroatiens Regierung forderte von der serbischen Regierung, | |
| gegen Seseljs Äußerungen klar Stellung zu beziehen. | |
| Der kroatische Ministerpräsident Zoran Milanovic sagte letzte Woche aus | |
| Protest sogar einen für Mitte Dezember geplanten Besuch in Belgrad ab. | |
| Zagreb regte zudem im Europaparlament eine Resolution gegen Serbien an. Das | |
| Europaparlament warf am 27. November Seselj vor, Kriegshetze zu betreiben | |
| und Serbien von seinem EU-Kurs abbringen zu wollen. Ganz im Sinne Zagrebs | |
| erklärte das Parlament, es habe keine „angemessene politische und | |
| rechtliche Reaktion der serbischen Behörden“ auf Seselj gegeben. | |
| In Belgrad war man über die Resolution entsetzt. Ministerpräsident | |
| Alexandar Vucic nannte die Resolution des Parlaments „sehr enttäuschend“ | |
| und „beleidigend“ für sein Land. „Wir brauchen keine Belehrungen in Sach… | |
| Demokratie“, erklärte er, das EU-Parlament habe „Serbien gedemütigt“. �… | |
| hat denn Seselj aus Den Haag entlassen? Wir oder ihr?,“ fragte er. | |
| Doch zum Kern der Vorwürfe sagte er nichts. Denn Seselj, der vor seinem | |
| Gang nach Den Haag vor 12 Jahren unbestrittener Führer der Radikalen Partei | |
| war, der Vucic selbst einmal angehörte, verfügt nach wie vor über eine | |
| große Anhängerschar in der serbischen Rechten. Seine Position, Serbien | |
| solle seine Zukunft im Bündnis mit Russland suchen, wird von einem großen | |
| Teil der Bevölkerung geteilt. | |
| Seselj nannte die neue Regierung Verräter und diffamierte seine ehemaligen | |
| politischen Freunde Präsident Nikolic und Vucic öffentlich. Beide haben | |
| sich zu diesen Vorwürfen nicht geäußert und damit Seselj ignoriert. Es | |
| sollten wohl innenpolitisch die Wogen geglättet werden. Doch Kroatien und | |
| die EU bestehen auf einer klaren Abgrenzung zu den Äußerungen Seseljs. | |
| 1 Dec 2014 | |
| ## AUTOREN | |
| Erich Rathfelder | |
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