# taz.de -- US-Bericht über die CIA-Folterpraktiken: Noch brutaler – und erf… | |
> Die Praktiken: tagelanges Einsperren in winzigen Boxen oder sexuelle | |
> Übergriffe mit Stöcken. Der Bericht über die CIA-Folter löst wütende | |
> Reaktionen aus. | |
Bild: Brisante Dokumente dieser Tage für das politische Washington. | |
NEW YORK taz | Der lang erwartete [1][Bericht des Geheimdienstausschusses | |
des US-Senats über die geheimen CIA-Folterprogramme (pdf-Datei)] zwischen | |
2002 und 2009 ist am Dienstag veröffentlicht worden. Die | |
Ausschussvorsitzende, die Demokratin Dianne Feinstein, stellte den Bericht | |
im Senat vor. | |
Auf 6.700 Seiten, von denen gut 500 stark bearbeitete Seiten für die | |
Öffentlichkeit bestimmt sind, listet der Bericht unter anderem die | |
verschiedenen Methoden auf: simulierte Ertränkungen („Waterboarding“), | |
Eintauchen in Eiswasser, monatelanges beidhändiges Anketten an einen Ring | |
an einer Mauer, tagelanges Einsperren nackter Gefangener in winzigen | |
hölzernen Boxen, Rund-um-die-Uhr-Beschallung mit lauter Rockmusik, sexuelle | |
Übergriffe mit Stöcken. | |
[2][Feinstein] fasst die vier Grunderkenntnisse des Berichts so zusammen: | |
Die CIA-Praktiken haben nichts gebracht, die CIA belog die Öffentlichkeit | |
und den Kongress über das Programm, das Management des Programms war | |
unzureichend und letztlich: Die Praktiken waren viel brutaler als bislang | |
öffentlich von der CIA eingestanden. | |
Waterboarding etwa sei wesentlich häufiger angewandt worden als zunächst | |
von der CIA zugegeben. Und hatte die CIA stets behauptet, zu härteren | |
Methoden sei nur gegriffen worden, wenn andere Methoden nichts ergeben | |
hätten, beschreibt der Bericht das exakte Gegenteil: „In vielen Fällen“, | |
heißt es in Feinsteins Erklärung, „wurden sofort die aggressivsten | |
Techniken angewandt, in Kombination und ohne Unterbrechung. Schlafentzug | |
von bis zu 180 Stunden, in denen die Gefangenen in schmerzhaften | |
Stresspositionen stehen mussten, oft mit ihren Händen über den Köpfen | |
angekettet.“ Die CIA habe mehreren Gefangenen zu verstehen gegeben, sie | |
würden die CIA-Haft nie mehr lebend verlassen. | |
Schon vor der Veröffentlichung protestierte die alte republikanische | |
Führungsriege gegen die Veröffentlichung. Expräsident George W. Bush sagte | |
am Sonntag, die US-Amerikaner könnten sich glücklich schätzen, bei der CIA | |
so „hart arbeitende“ und „patriotische“ Männer und Frauen zu haben. �… | |
dieser Bericht ihren Beitrag zu unserem Land schmälert“, sagte Bush, „ist | |
er daneben.“ Sein ehemaliger Vize, Dick Cheney, nannte die Foltermethoden | |
„absolut total gerechtfertigt“. | |
## Sicherheitsmaßnahmen verstärkt | |
Und der republikanische Abgeordnete und Geheimdienstexperte Mike Rogers | |
prognostizierte, es werde „Gewalt und Tote“ weltweit infolge der | |
Veröffentlichung des Berichtes geben. Wie viele seiner republikanischen | |
KollegInnen meinte er, es sei wegen der Gefahren durch den „Islamischen | |
Staat“ der falsche Moment für eine Veröffentlichung. Er nannte den Bericht | |
„parteilich“. Und Rogers bestand wider aller Beweise darauf, dass die | |
Folter die USA „sicherer“ gemacht habe. | |
Auch von demokratischer Seite steht die Komiteevorsitzende Dianne Feinstein | |
unter Druck. Von John Kerry bekam sie kurz vor Veröffentlichung einen | |
Anruf. Der Außenminister informierte sie über Gefahren für US-Botschaften | |
und CIA-Dienststellen weltweit und sprach von dem Risiko „gewalttätiger | |
Ausschreitungen“. | |
Freilich soll Kerry zu Feinstein gesagt haben, die Wahl des Termins sei | |
ihre Sache. Im Weißen Haus hat Sprecher Josh Earnest die Veröffentlichung | |
des Berichtes dagegen gerechtfertigt. Prophylaktisch hat die US-Regierung | |
ihre Sicherheitsmaßnahmen vor US-Einrichtungen weltweit verstärkt. | |
Präsident Barack Obama hatte schon in seiner ersten Amtswoche im Januar | |
2009 die Folter kritisiert und ihr abgeschworen. Allerdings sind in seiner | |
Amtszeit niemals US-Folterer oder ihre Auftraggeber vor Gericht gestellt | |
worden. | |
Die Veröffentlichung des Berichtes ist der bislang weitestgehende Versuch, | |
Folter in Zukunft zu verhindern. Ob daraus auch Anklagen gegen FolterInnen | |
und ihre BeraterInnen folgen können, ist unklar. | |
9 Dec 2014 | |
## LINKS | |
[1] http://www.intelligence.senate.gov/study2014/sscistudy1.pdf | |
[2] http://www.documentcloud.org/documents/1376736-release-final.html | |
## AUTOREN | |
Dorothea Hahn | |
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