| # taz.de -- Nach Veröffentlichung des CIA-Berichts: Schutz Amerikas als Rechtf… | |
| > Justizminister Maas fordert eine Strafverfolgung der Verantwortlichen. | |
| > Kritik kommt aus China und dem Iran. Drei Ex-CIA-Chefs beteuern: Folter | |
| > habe Leben gerettet. | |
| Bild: Jetzt kam heraus, was die CIA hinter Stacheldraht anstellte. | |
| BERLIN/WASHINGTON rtr | Die Enthüllungen in dem [1][Bericht des US-Senats | |
| über brutale Verhörmethoden der CIA] haben weltweit für Empörung gesorgt. | |
| Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier sprach am Mittwoch von einer | |
| „groben Verletzung demokratischer Werte“. | |
| Justizminister Heiko Maas forderte, alle Beteiligten müssten strafrechtlich | |
| zur Rechenschaft gezogen werden. Ähnlich äußerte sich der | |
| [2][Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen für Menschenrechte, Ben | |
| Emmerson]. Eine Gruppe ehemaliger CIA-Chefs wies dagegen den Bericht als | |
| fehlerhaft und einseitige Darstellung zurück. | |
| Maas sagte zu Bild, die Folterpraxis der CIA sei grauenhaft. „Solche | |
| Methoden sind durch nichts gerechtfertigt.“ Steinmeier sagte ebenfalls zu | |
| Bild: „Was damals im Kampf gegen den islamistischen Terrorismus für richtig | |
| befunden und dann getan wurde, war inakzeptabel und ein schwerer Fehler.“ | |
| Eine solch „grobe Verletzung unserer freiheitlichen, demokratischen Werte“ | |
| dürfe sich nicht wiederholen. | |
| Die „neue Offenheit Washingtons“, Fehler einzugestehen und öffentlich zu | |
| versprechen, dass so etwas nie wieder geschehen werde, sei jedoch „ein | |
| wichtiger Schritt, den wir begrüßen“. Die EU-Kommission erklärte, die | |
| Zusage von Präsident Barack Obama, dass solche Praktiken nie wieder | |
| angewendet würden, solle in ein Gesetz gefasst werden. | |
| ## Ex-CIA-Chefs: „Tausende Leben gerettet“ | |
| Der US-Senat hatte am Dienstag die Ergebnisse einer fünfjährigen | |
| Überprüfung von mehr als 6,3 Millionen Seiten an CIA-Dokumenten | |
| präsentiert. Der Bericht hebt hervor, dass der Geheimdienst bei Verhören | |
| von Gefangenen nach den Anschlägen vom 11. September 2001 brutaler | |
| vorgegangen sei, als es erlaubt gewesen sei und als die CIA es vor der | |
| Regierung und der Öffentlichkeit zugegeben habe. | |
| Verwiesen wird auf Praktiken wie simuliertes Ertränken („waterboarding“) | |
| oder tagelanger Schlafentzug. In keinem einzigen Fall sei die CIA dadurch | |
| an Informationen gelangt, die eine „unmittelbar bevorstehende | |
| Terror-Bedrohung“ ausgeschaltet hätten. | |
| Dagegen verwahrten sich die Ex-CIA-Direktoren George Tenet, Porter Goss und | |
| Michael Hayden sowie drei ehemalige stellvertretende Chefs des | |
| Geheimdienstes im Wall Street Journal. Der Bericht des Senats sei ein | |
| Angriff auf die Behörde, „die nach den Angriffen vom 11. September 2001 am | |
| meisten zum Schutz Amerikas getan hat“. Durch die Verhöre sei man an | |
| Informationen gekommen, die Tausenden das Leben gerettet hätten. Wie in | |
| allen Kriegen habe es zweifelsohne Dinge gegeben, die nicht hätten | |
| passieren sollen. Solche Vorfälle seien aber dem Generalinspekteur der CIA | |
| oder dem Justizministerium gemeldet worden. | |
| ## Strafverfolgung ist unwahrscheinlich | |
| Litauens Ministerpräsident Algirdas Butkevicius forderte die USA auf, | |
| endlich zu sagen, ob die CIA in seinem Land ein Geheimgefängnis zur Folter | |
| von Gefangenen betrieben habe. Der ehemalige polnische Präsident Aleksander | |
| Kwasniewski räumte ein, während seiner Amtszeit US-Geheimagenten die | |
| Nutzung einer Einrichtung auf polnischem Gebiet erlaubt zu haben. Er habe | |
| aber nicht gewusst, was dort konkret passiert sei. Dem Senatsbericht | |
| zufolge wurden Al-Kaida-Verdächtige in Polen in einer von der CIA geführten | |
| Einrichtung in einer Art verhört, die nach Auffassung von | |
| Menschenrechtsgruppen auf Folter hinausläuft. | |
| Auch Staaten, denen selbst regelmäßig Verstöße gegen Menschenrechte | |
| vorgeworfen werden, nutzten den Bericht für scharfe Kritik an den USA. Auf | |
| einem Twitter-Konto, über das Mitteilungen des politischen und religiösen | |
| Führer des Iran, Ajatollah Ali Chamenei, verbreitet werden, war zu lesen, | |
| der Senatsbericht zeige, dass die US-Regierung ein „Symbol der Tyrannei | |
| gegen die Menschlichkeit“ sei. Das Außenministerium in Peking erklärte, die | |
| USA sollten „ihre Methoden korrigieren“ und „aufrichtig die Regeln | |
| entsprechender internationaler Konventionen respektieren und befolgen“. | |
| Auch Vertreter von Menschenrechtsorganisationen forderten Konsequenzen. So | |
| sagte der Direktor der American Civil Liberties Union, Anthony Romero, der | |
| Senatsbericht liefere eine Blaupause für eine mögliche Strafverfolgung. | |
| Dass es dazu kommt, ist jedoch nach Auffassung von Experten [3][höchst | |
| unwahrscheinlich]. Obama, der umstrittene Verhörpraktiken nach seinem | |
| Amtsantritt 2009 verboten hatte, sagte, der Bericht solle nicht ein | |
| weiterer Grund zum ausfechten „alter Argumente“ sein. Er hoffe vielmehr, | |
| dass die Praktiken dort gelassen werden könnten, „wo sie hingehören - in | |
| der Vergangenheit“. | |
| 10 Dec 2014 | |
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