# taz.de -- Der Papst und die Familie: „Drei Kinder passen zu Katholiken“ | |
> Franziskus sagt, Menschen sollen sich nicht wie „Karnickel vermehren“. | |
> Katholiken dürfen verhüten, meint der katholische Eheberater Erhard | |
> Scholl. | |
Bild: Katholiken müssen keine Fußballmannschaften produzieren | |
taz: Herr Scholl, nach Ansicht von Papst Franziskus müssen sich Menschen | |
nicht uneingeschränkt fortpflanzen. Gerade sagte er in einem Interview, | |
dass sich gute Katholiken nicht wie "Karnickel vermehren müssen". Wie | |
finden Sie das? | |
Erhard Scholl: Sprachlich ist das ein wenig an der Grenze. Aber gut an dem | |
Satz ist, dass sich der Papst konkret zur Familienplanung äußert. | |
Er sprach von „verantwortungsbewusster Elternschaft“. | |
Er macht das an einem Fall deutlich, bei dem eine Frau nach sieben | |
Kaiserschnitten kein achtes Kind mehr bekommen muss. Auch weil es sie | |
möglicherweise das Leben kosten könnte. | |
Familien mit sieben Kindern sind hierzulande sehr selten. | |
Das stimmt. Aber viele Katholiken in Deutschland fühlen sich allein | |
gelassen bei Fragen der Verhütung und Familienplanung. Da gibt es zwar | |
klare katholische Gebote, aber wenig konkrete Unterstützung, wie die | |
Menschen sie umsetzen können. | |
Pille und Kondome sind aus katholischer Sicht verboten. Das stellt der | |
Papst nicht in Frage. | |
Deutsche Bischöfe haben sich jedoch schon vor Jahren für die | |
Gewissensfreiheit ausgesprochen. Das heißt, jedes Paar entscheidet für | |
sich, wie es verhütet. | |
Pille und Kondom sind demnach erlaubt? | |
Wenn es dem Paar entspricht, hat es auch nach kirchlicher Lehre die | |
Freiheit, nach seinem Gewissen zu entscheiden. | |
Die meisten Katholiken empfinden die Haltung ihrer Kirche gegenüber Sex und | |
Verhütung ohnehin als überholt. | |
Aber es gibt Redebedarf. Nach wie vor sehen viele die Verantwortung für | |
Verhütung bei der Frau. Es stünde der Kirche sehr gut an zu sagen: Männer, | |
das ist auch euer Job. | |
Bei der Familiensynode der katholischen Kirche im vergangenen Herbst, bei | |
der es unter anderem um Verhütung ging, setzten sich die Hardliner gegen | |
die Reformer durch. | |
Die Sorge der Hardliner, die auf dem katholischen Regelwerk bestehen, ist | |
die Sorge, dem Willen Christi untreu zu werden. Hier ist es Aufgabe der | |
Reformer zu sagen: Wir leben im Hier und Jetzt und brauchen dafür konkrete | |
Unterstützung durch die Kirche. Und die Gläubigen sollten den Bischöfen | |
vermitteln, dass sie selbst als mündige Christen die Frage der | |
Empfängnisverhütung so regeln können, wie das zu ihnen passt. Nicht die | |
Methode sollte im Mittelpunkt stehen, sondern die Beziehung des Paares. | |
Der Papst hat vorgeschlagen, dass eine Familie drei Kinder haben sollte. | |
Der Papst hat diese Zahl sicher nicht als Vorgabe gemeint, sondern als | |
Orientierung. Dabei geht es auch um die Situation der Eltern und nicht nur | |
um einen ungebremsten Kindersegen. Dass der Papst hier Verantwortlichkeit | |
einfordert, finde ich richtig. | |
Auf der einen Seite das fehlende Bekenntnis zu nichtnatürlicher | |
Familienplanung, auf der anderen das Plädoyer für weniger Kinder. Ist das | |
nicht widersprüchlich? | |
Der Satz mit den drei Kindern ist so schlecht nicht. Er zielt darauf, dass | |
nicht jeder Beischlaf zum Kind führen muss, sondern dass ein Paar nach | |
seinen eigenen Möglichkeiten und Grenzen fragen darf, was die Zahl der | |
Kinder angeht. In den Hirnen mancher Katholiken spukt noch immer der | |
Glaube, dass sie jedes Kindlein, das ihnen der Herrgott schenkt, nehmen | |
müsssen. Franziskus hat hier ein Maß vorgegeben. | |
21 Jan 2015 | |
## AUTOREN | |
Simone Schmollack | |
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