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# taz.de -- Jäger lehnen neues Gesetz ab: Lobby der Katzenmörder
> In NRW protestieren Jäger gegen einen Gesetzentwurf des grünen
> Umweltministers. Sie wollen, dass der Abschuss von Haustieren erlaubt
> bleibt.
Bild: Soll dieses süße Kätzchen sterben?
DÜSSELDORF taz | Vor dem Düsseldorfer Landtag ertönt das „Westfälische
Jagdsignal“. Etliche der rund 250 Demonstranten in Loden oder anderer
gediegener Bekleidung haben zur Kundgebung gegen das geplante neue
Jagdgesetz Jagdhörner mitgebracht. Manche haben Hunde dabei, einige
Plakate. „Räuber schützen! Das ist grüne Politik! Niederwild opfern!“,
steht auf einem Plakat neben Bildern von Fuchs und Vögeln.
Fast nur Männer sind gekommen. „Für Land und Leute! Schluss mit den
Verboten!“, fordern sie auf Transparenten. „Umweltminister Remmel will das
Gesetz nur aus ideologischen Gründen, um seine eigene Klientel zu
bedienen“, sagt Andreas Schneider vom Jagdverband NRW.
Die Jäger Nordrhein-Westfalens haben ein klares Feindbild: den grünen
Umweltminister Johannes Remmel. Sie nehmen die Anhörung zu seinem
„ökologischen Jagdgesetz“ zum Anlass für eine von ungezählten
Protestaktionen in den vergangenen Monaten. Die Waidmänner bringt in Rage,
dass die rot-grüne Landesregierung unter anderem den Abschuss von Katzen in
freier Wildbahn verbieten, die Liste der zur Jagd freigegebenen Arten
verkürzen und die von Schwarz-Gelb abgeschaffte Jagdsteuer wieder einführen
will.
Die Jäger sind nicht kompromissbereit. Unterstützt werden sie von der
oppositionellen CDU und FDP. „Aus ideologischen Gründen will man uns
vorschreiben, was wir auf dem Land zu tun und zu lassen haben“, sagt der
Landtagsabgeordnete der oppositionellen CDU, Rainer Deppe, auf der
Kundgebung, auf der sein Flyer „Landesjagdgesetz – Verantwortung statt
Bevormundung“ verteilt wird.
## „Bleiben, wie es ist“
„Das Jagdgesetz muss so bleiben, wie es ist, weil es das beste in Europa
ist“, sagt der FDP-Landtagsabgeordnete Karlheinz Busen bei der Kundgebung
vor dem Landtag. „Nösenberger Pferdefutter“ steht auf der grünen
Regenschutzplane über dem Treckeranhänger, auf dem er steht.
Nicht jeder der geplanten Redner tritt bei der Kundgebung auf, einige sind
schon zur Anhörung in den Landtag geeilt. Dazu eingeladen sind
Repräsentanten von Kommunen, Natur- und Berufsvereinigungen und einer
Organisation namens „Jagdgebrauchshundverband“. Sein Vertreter Ulrich
Augstein ist dagegen, dass die Ausbildung für Jagdhunde an flugunfähig
gemachten Enten verboten werden soll. „Wir wollen ja, dass der Hund die
flugunfähige Ente sucht und nicht die flugfähige“, sagt er.
In der Anhörung geht es um viele Details: ob Fuchspopulationen durch das
Abschießen der Tiere besonders stark wachsen, wie Jäger Bodenbrüter vor
natürlichen Feinden wie Dachs und Marder schützen oder wann mit dem Füttern
des Schalenwilds aufgehört werden soll.
Aus dem Lager der Grünröcke findet nur Elisabeth Emmert vom Ökojagdverband
den Entwurf durchweg positiv. „Wir unterstützen den Gesetzentwurf“, sagt
sie. Naturschutzverbände sehen Nachbesserungsbedarf, sind aber nicht gegen
die Reform. Sie geht ihnen nicht weit genug. Den BUND stört etwa, dass in
Naturschutzgebieten Jagen weiterhin erlaubt sein soll.
## „Jagdrecht ist Freiheitsrecht“
Unter den Remmel-Gegnern sind viele Adelige. Antonius Freiherr von
Boeselager ist eingeladen für den Rheinischen Verband der Eigenjagdbesitzer
und Jagdgenossenschaften, Philipp Freiherr Heereman und Eberhard Freiherr
von Wrede für den Waldbauernverband, Max Freiherr von Elverfeldt für den
Grundbesitzerverband Nordrhein-Westfalen. Hauptargument der Gegner ist, der
Entwurf würde in das Eigentumsrecht eingreifen.
„Das Jagdrecht ist ein Freiheitsrecht“, sagt von Elverfeldt, Waldbesitzer
am Niederrhein. „Dafür haben wir bürgerliche Revolutionen gemacht.“ Erst …
1848 sei das Jagdrecht verankert werden. „Vorher durften nur die hohen
Herren jagen.“ Der Freiherr möchte anregen, über Entschädigungen
nachzudenken, wenn man in Eigentumsrechte eingreift. Die Gegner der Novelle
stört nicht, dass Naturschutzverbände auf ihren eigenen Grundstücken auch
in Zukunft die Jagd nicht untersagen dürfen.
22 Jan 2015
## AUTOREN
Anja Krüger
## TAGS
NRW
Katzen
Haustiere
Jagdgesetz
Jäger
Tierschutz
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