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# taz.de -- Sponsoren für die Hochschule Kempten: Lernen im Aldi-Hörsaal
> Bosch und Siemens sponsern die Hochschule Kempten. Nicht gut, kritisiert
> Transparency International. Nicht schlimm, sagt die Studentenvertretung.
Bild: Siemens ist nur einer von vielen Sponsoren der Uni Kempten.
BERLIN taz | Dafür, dass Unternehmen sie mit hoch erwünschten
Finanzspritzen versehen, räumen immer mehr Universitäten deren Vertretern
in ihren Hochschulräten einen Platz ein. Die Hochschule Kempten sticht
dabei besonders heraus. Das geht aus dem Projekt „Hochschulwatch“ hervor,
das die taz zusammen mit der Kontrollorganisation Transparency
International und der Studierendenvertretung „freier zusammenschluss von
studentinnenschaften“ (fzs) ins Leben gerufen hat.
Die Drittmittel der Kemptener Hochschule stammen zu rund einem Viertel aus
der Wirtschaft. Damit bewegt sich die Hochschule zwar noch im Mittelfeld
der deutschen Studieneinrichtungen. Der Einfluss der Wirtschaft an der
bayerischen Forschungseinrichtung ist trotzdem auffällig und problematisch,
findet Arne Semsrott von Transparency.
Laut Hochschulwatch unterhält die Uni Kempten 77 Kooperationen mit Firmen,
darunter mit Bosch, Aldi und Siemens: mal in Form von Hörsaal- und
Laborsponsoring, mal mit Forschungsprojekten sowie Mitgliedschaften im
Kuratorium. Als besonders problematisch sieht Transparency, dass die
Firmenpartner gleich sieben von acht Wirtschaftsvertretern im Hochschulrat
stellen.
Nach dem bayerischem Hochschulgesetz sollen diese Räte aus den Mitgliedern
des Senats und „acht Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Kultur und
insbesondere aus Wirtschaft und beruflicher Praxis“ bestehen. Sie haben
weitreichende Kompetenzen. So beschließt der Rat die Grundordnung und den
Entwicklungsplan der Hochschule sowie die Einrichtung von Studiengängen.
## Mögliche Interessenskonflikte
Die Studierendenvertretung in Kempten findet die Verflechtungen indes
unproblematisch. Deren Vorsitzender Michael Käser meint, es verstehe sich
von selbst, „dass ein Unternehmensvertreter, der sich durch seine
Mitgliedschaft im Hochschulrat mit der Hochschule verbunden fühlt, diese
Verbundenheit auch durch ein Sponsoring bekräftigt“.
Käser hält die Kompetenzen des Rats, verglichen mit denen des Senats, für
„eingeschränkt“. Auch wenn „der ein oder andere Hörsaal“ einen Firmen…
aufweise – laut Hochschulwatch sind das 35 –, seien ihm bislang keine
Klagen über zu viel Werbung zu Ohren gekommen, erklärte er gegenüber der
taz. Ganz im Gegenteil: Die meisten Studierenden würden die „guten
Verbindungen zu lokalen Betrieben“ sogar als vorteilhaft betrachten.
Transparency hingegen sieht exzessives Sponsoring an Hochschulen wie der in
Kempten als problematisch an: Dadurch könne es zu Interessenkonflikten
zwischen erkenntnisorientierter Wissenschaft und gewinnorientierten
Unternehmenszielen kommen. Deshalb fordert Transparency, solche Beziehungen
zwischen Wirtschaft und Wissenschaftseinrichtungen konsequent offenzulegen.
22 Feb 2015
## AUTOREN
Helke Ellersiek
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