# taz.de -- Propagandakrieg in der Ukraine: Einsatz an der virtuellen Front | |
> Mit „Internetsoldaten“ will die Ukraine der russischen Propaganda Paroli | |
> bieten. Eine ihrer Aufgaben: Aufrufe zur Wehrdienstverweigerung im Netz | |
> aufspüren. | |
Bild: Nicht nur auf Panzern,sondern auch im Netz sollen die ukrainischen Nation… | |
KIEW taz | Seit wenigen Tagen ist das ukrainische Portal „[1][i-army.org]“ | |
online. Auf der vom ukrainischen Informationsministerium administrierten | |
Seite kann sich eintragen, wer als Internetsoldat an der Informationsfront | |
des „Hybridkrieges“ kämpfen will. | |
Ein „Hybridkrieg“, so die Macher der Seite, sei ein Krieg mit echten Opfern | |
und verlogenen Informationen. In nur einem Jahr, so das Portal, habe man es | |
geschafft, eine starke kämpfende Truppe zu schaffen, die „mutig unser | |
Territorium im Donbass verteidigt“. Nun sei es an der Zeit, den russischen | |
Okkupanten auch auf der Informationsfront entgegenzutreten. | |
Mit dem neuen Online-Projekt kämpft die Ukraine um den virtuellen Raum, den | |
prorussische Kräfte wie „Cyber-Berkut“ oder auch Kriegsdienstverweigerer | |
nutzen, um über die Computer von Internet-Nutzern direkt in ukrainische | |
Wohnzimmer einzudringen. | |
Wer sich auf „i-army“ als Online-Kämpfer registrieren lässt, erhält jeden | |
Tag eine Aufgabe. Zunächst wird der virtuelle Soldat gebeten, die Seiten | |
der „Informationsstreitkräfte der Ukraine“ auf den sozialen Netzwerken zu | |
liken, zu adden und Freunde einzuladen, dies ebenfalls zu tun. | |
## Jeden Tag im Informationskrieg | |
Eine nächste Aufgabe des Online-Soldaten ist es, seine Freunde auf | |
„i-army.org“ einzuladen und sie zu bitten, sich ebenfalls auf der Seite als | |
Online-Soldat registrieren zu lassen. In einem weiteren Schritt fordert der | |
Administrator seine Online-Kämpfer auf, im Netz aktiv die ukrainische | |
Wahrheit zu verbreiten und gibt gleichzeitig den Rat, unter einem frei | |
gewählten Namen zu agieren. | |
Welche Aufgaben sich darüber hinaus im Katalog finden, ist derzeit unter | |
Verschluss. Doch Arbeit scheint es für die online-Kämpfer genug zu geben. | |
Wer sich einmal eingetragen hat, so der Administrator der Seite, müsse | |
jeden Tag für den Informationskrieg zur Verfügung stehen, die ihm | |
auferlegten Aufgaben peinlichst genau erledigen. Eine weitere Aufgabe | |
könnte das Aufspüren von Aufrufen zur Kriegsdienstverweigerung im Internet | |
und in sozialen Netzwerken sein. | |
Am Montag dieser Woche hatte die online-Ausgabe der ukrainischen | |
Zeitschrift Korrespondent von neuen Strafandrohungen gegen aktive | |
Kriegsdienstverweigerer berichtet. So habe der Nationale Sicherheitsrat dem | |
Korrespondent mitgeteilt, dass der Sicherheitsrat in Zukunft bei Aufrufen | |
zur Kriegsdienstverweigerung in sozialen Netzwerken innerhalb von 24 | |
Stunden ein Strafverfahren einleiten werde. Wem man eine Behinderung der | |
ukrainischen Truppen über das Internet nachweisen könne, der müsse mit | |
einer Freiheitsstrafe von bis zu acht Jahren rechnen. | |
Kürzlich hatten Mitarbeiter des ukrainischen Geheimdienstes im Gebiet | |
Tscherkass einen 56jährigen Lehrer verhaftet. Dieser soll im Internet | |
vorformulierte Schreiben veröffentlicht haben, in denen Wehrpflichtige der | |
Wehrbehörde mitteilen sollten, dass sie für den Krieg nicht zur Verfügung | |
stünden. | |
## Verwarnungen für Fernsehsender | |
Auch im elektronischen Bereich wird der Kampf um die Herzen der | |
Fernsehzuschauer geführt. So plant das ukrainische Informationsministerium | |
in Zusammenarbeit mit dem Verteidigungsministerium einen neuen | |
Fernsehkanal, der sich schwerpunktmäßig militärischen Themen widmen wird. | |
Daneben, so Informationsminister Juri Stez, plane man den Start eines | |
internationalen Senders „Ukraine Tomorrow“. | |
Gleichzeitig wurden in den letzten Monaten mehrere ukrainische | |
Fernsehstationen verwarnt. Dem Kanal „Inter“ wird vorgehalten, in der | |
Silvesternacht russische Künstler gezeigt zu haben, die für ihre | |
antiukrainische Position bekannt seien. Der Kanal „NewsOne“ erhielt eine | |
Verwarnung für ein Interview mit Nikolaj Asarow, der unter Präsident | |
Janukowitsch Regierungschef war. „EspresoTV“ wurde wegen der Ausstrahlung | |
eines Fernsehauftrittes des russischen Präsidenten Wladimir Putins im | |
Dezember abgemahnt. | |
24 Feb 2015 | |
## LINKS | |
[1] http://i-army.org/ | |
## AUTOREN | |
Bernhard Clasen | |
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