# taz.de -- Keine Finanzhilfe für Griechenland: „Komplette Zeitverschwendung… | |
> Die griechischen Reformvorschläge reichen der Eurogruppe nicht aus. Die | |
> Debatte darüber dauert noch nicht mal eine Stunde. Am Mittwoch soll es | |
> Expertengespräche geben. | |
Bild: Varoufakis (links) verärgert Dijsselbloem (rechts). Und zwar so richtig | |
BRÜSSEL rtr | Die internationalen Geldgeber stehen vor einer Rückkehr nach | |
Athen. Experten von EU-Kommission, Internationalem Währungsfonds (IWF) und | |
Europäischer Zentralbank (EZB) sollten mit Vertretern aus Griechenland am | |
Mittwoch in Brüssel zusammenkommen, sagte Eurogruppen-Chef Jeroen | |
Dijsselbloem nach einem Treffen der Euro-Finanzminister am Montagabend. | |
Parallel würden, falls nötig, technische Teams der Institutionen in Athen | |
willkommen geheißen. Das Thema ist in Griechenland hoch umstritten. | |
EU-Kommission, EZB und IWF firmierten bisher als „Troika“ und sind in der | |
griechischen Bevölkerung wegen der strengen Reformauflagen verhasst. Die | |
linksgerichtete Regierung hatte im Wahlkampf versprochen, die Inspektionen | |
der Troika vor Ort zu beenden. | |
Es habe Übereinstimmung gegeben, dass man keine Zeit mehr verlieren dürfe, | |
sagte Dijsselbloem. Die vergangenen zwei Wochen sei nur darüber gesprochen | |
worden, wer wen wo treffen solle, kritisierte der Eurogruppen-Chef | |
ungewöhnlich deutlich: „Das ist eine komplette Zeitverschwendung.“ Eine | |
frühere Auszahlung von Hilfsgeldern könne es nicht geben, wenn keine | |
Reformen umgesetzt würden. Er sei aber offen für Gespräche darüber, ob die | |
Gelder in Tranchen aufgeteilt werden könnten, wie das schon in früheren | |
Fällen geschehen sei. | |
Die Beratungen in der Eurogruppe zum Thema Griechenland dauerten | |
EU-Diplomaten zufolge weit weniger als eine Stunde. Eine gemeinsame | |
Erklärung aller 19 Minister gab es nicht dazu. Griechenlands Finanzminister | |
Yanis Varoufakis widersprach der Kritik. Es sei keine Zeit verschwendet | |
worden, sagte er. Den Institutionen würden alle Informationen zur Verfügung | |
gestellt, die sie bräuchten. Die Zeiten der Troika gehörten aber der | |
Vergangenheit an. Er rechne mit einem Abschluss der Prüfung vor dem | |
vereinbarten Termin. | |
## Griechenland kurzfristig unter Druck | |
Varoufakis hatte mit seinen Euro-Kollegen am 20. Februar vereinbart, dass | |
seine Regierung bis Ende April detailliert darlegt, wie sie das Land wieder | |
für den Kapitalmarkt fitmachen will. Damit soll Athen weitere 7,2 | |
Milliarden Euro aus dem laufenden Rettungsprogramm der Euro-Zone und des | |
IWF erhalten. | |
Die Regierung steht aber kurzfristig unter Druck: Noch im März muss ein | |
Kredit über 1,5 Milliarden Euro an den IWF zurückgezahlt werden, im Sommer | |
werden 6,7 Milliarden Euro an die EZB fällig. Regierung- und Finanzkreisen | |
in Athen zufolge kann die Regierung ihre Pflichten gegenüber dem IWF indes | |
weiter erfüllen. Die Rückzahlung einer zweiten Tranche von 350 Millionen | |
Euro eines IWF-Kredits am 13. März sei gesichert, sagten mit der Sache | |
vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. | |
Einem EZB-Insider zufolge scheint sich zudem die Lage bei griechischer | |
Banken teilweise stabilisiert zu haben. Nach der vorläufigen Einigung in | |
der Eurogruppe im Februar habe es Tage mit Netto-Zuflüssen und andere Tage | |
mit Abflüssen von Kundengeldern gegeben. Die EZB-Führung will einem Insider | |
zufolge am Donnerstag über eine Verlängerung der Nothilfen für griechische | |
Banken (ELA) beraten. | |
## Amateur-Steuerfahnder sollen hlefen | |
Wie Dijsselbloem monierte auch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble vor | |
der Eurogruppen-Sitzung, seit dem letzten Treffen habe sich nicht viel | |
getan. Varoufakis will unter anderem Steuern auf Internet-Glücksspiel | |
erheben und Bürokratie abbauen. Zudem sollen Amateur-Steuerfahnder Beweise | |
gegen Steuersünder unter Taxifahrern, Handwerkern und Restaurant-Besitzern | |
sammeln. Ein griechischer Regierungsvertreter fügte am Montag hinzu, dass | |
auch weitere Reformmaßnahmen umgehend auf den Weg gebracht werden könnten, | |
um Steuervermeidung zu bekämpfen. | |
Teil des Reformplanes der griechischen Regierung ist auch, verarmten | |
Griechen mit kostenlosen Lebensmitteln und Strom zu helfen. Die Kosten | |
eines entsprechenden Gesetzes beziffert sie auf 200 Millionen Euro. Am | |
Freitag will sich Regierungschef Alexis Tsipras mit EU-Kommissionspräsident | |
Jean-Claude Juncker zu Beratungen über Finanzhilfen für sozial Schwache | |
treffen. Bei dem Gespräch soll es darum gehen, wie EU-Fonds genutzt werden | |
könnten, um die Krise in Griechenland zu bekämpfen. | |
1 Jan 1970 | |
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