| # taz.de -- Krieg gegen Islamisten in Nigeria: Sieg über Boko Haram in Sicht | |
| > Präsident Jonathan äußert sich eine Woche vor den Wahlen in Nigeria | |
| > optimistisch: Zwei von drei Bundesstaaten seien von Boko Haram | |
| > „gesäubert“. | |
| Bild: Damasak, 18. März: Nigerianische Soldaten posieren mit Boko-Haram-Flagge | |
| ABUJA taz | Eine Woche vor den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in | |
| Nigeria hat der scheidende Amtsinhaber Goodluck Jonathan den bevorstehenden | |
| Sieg im Kampf gegen die Islamistengruppe Boko Haram verkündet. Nie wieder | |
| würden Terroristen irgendein Stück nigerianischen Bodens besetzen, sagte | |
| der Staatschefs am Donnerstag abend vor Anhängern in Damaturu, Hauptstadt | |
| des Bundesstaates Yobe. | |
| Yobe sei nach Adamawa der zweite Bundesstaat, aus dem Boko Haram komplett | |
| verdrängt worden sei, so Jonathan weiter. „Ich freue mich, verkünden zu | |
| dürfen, dass Yobe frei von Boko Haram ist“, sagte er. „Alle Territorien, | |
| die einst von der Sekte kontrolliert wurden, sind jetzt von unseren fähigen | |
| Truppen zurückerobert worden. Wir werden ab jetzt jeden Versuch der | |
| Sektenmitglieder oder irgendeiner anderen Gruppe zurückschlagen, irgendein | |
| Gebiet unter Kontrolle zu bringen.“ | |
| Die Zeit, wo Boko Haram Tod und Zerstörung über die Menschen bringe, sei | |
| vorbei. „Es ist schade, dass unsere Brüder und Schwestern verrückt wurden | |
| und uns mit diesen traurigen Erinnerungen zurücklassen.“ | |
| Als letzte Stadt in Yobe hatte Nigerias Armee zuvor Goniri eingenommen. | |
| Zuvor waren die Gebiete Gujba udn Gulani „gesäubert“ worden. Letzte Woche | |
| war außerdem die Rückeroberung des Ortes Bama im nordöstlichsten | |
| nigerianischen Bundesstaat Borno verkündet worden. Borno, traditionelle | |
| Hochburg von Boko Haram, gilt jetzt als der letzte Bundesstaat, in dem sich | |
| noch Gebiete unter Kontrolle der Islamisten befinden. | |
| ## 13.000 Tote in sechs Jahren | |
| Nun steigt die Hoffnung auf eine nachhaltige Wende im Krieg gegen Boko | |
| Haram, der seit 2009 schätzungsweise 13.000 Tote und über eine Million | |
| Flüchtlinge produziert hat. Jonathan sagte, innerhalb eines Monats könne | |
| der Krieg vorbei sein. Unter Verweis auf die Militäroperationen hatte | |
| Nigerias Wahlkommission Mitte Februar die auf den 14. Februar angesetzten | |
| Parlaments- und Präsidentenwahlen um sechs Wochen auf den 28. März | |
| verschoben. | |
| „Die Truppen haben bewiesen, dass sie die Unsicherheit überwinden können“, | |
| sagte Mallam Musa Danuba in der zurückeroberten Stadt Gombi im Bundesstaat | |
| Adamawa. „Ich bin sicher, dass die Soldaten fast alle Terroristen getötet | |
| haben. Boko Haram befindet sich auf der Flucht und ist durcheinander. Gott | |
| sei Dank, dass Präsident Jonathan die Soldaten mit neuer Ausrüstung | |
| ausgestattet und ihre Moral angehoben hat. Dass er die Truppe persönlich | |
| besucht, hat dem Kampf gegen die Aufständischen einen großen Schub | |
| versetzt.“ | |
| Präsident Jonathan hatte vor kurzem die Truppen an der Front besucht und | |
| ihren Mut und Patriotismus gelobt. „Die Siege des Militärs beweisen ein für | |
| alle mal dass diejenigen inner- und außerhalb des Landes, die Zweifel an | |
| den Fähigkeiten nigerianischer Soldaten gesät und ihren Kampfeswillen in | |
| Frage gestellt haben, falsch informiert gewesen sind“, sagte er. Man werde | |
| die Soldaten belohenen. | |
| ## Tschad hat Boko Harams Anführer im Visier | |
| Eventuell könnte nun sogar Boko-Haram-Anführer Abubakar Shekau bald ins | |
| Netz gehen. Nach Medienberichten hat Tschads Präsident Idriss Déby gesagt, | |
| er kenne Shekaus Aufeinthaltsort. Déby hatte vor mehreren Wochen mehrere | |
| tausend Truppen nach Nigeria geschickt, um Boko Haram entscheidende Schläge | |
| zu versetzen. | |
| „Abubakar Shekau muss sich ergeben“, sagte Déby auf einer Pressekonferenz | |
| nach einem Regionalgipfel. „Wir wissen, wo er ist. Wenn er sich nicht | |
| ergibt, wird ihn dasselbe Schicksal ereilen wie seine Kollegen. Vor ein | |
| paar Tagen war er in Dikwa. Er konnte entkommen, aber wir wissen, wohin. Es | |
| ist in seinem Interesse, aufzugeben.“ | |
| Derweil fliegt Nigerias Luftwaffe weiterhin Luftangriffe auf zwei | |
| Hochburgen von Boko Haram an der Grenze zu Kamerun: den Sambisa-Wald und | |
| das Hochlandgebiet Gwoza. Ziele sind nach Angaben des Generalstabs die | |
| Trainingslager und die Logistik der Islamisten. „Ein konzertierter | |
| Luftfeldzug ist im Gange, um Terroristen aus all ihren Enklaven | |
| auszuräuchern“, sagte Nigerias oberster Militärsprecher Generalmajor Chris | |
| Olukolade. „Die Angriffe in Sambisa und Gwoza waren sehr erfolgreich.“ | |
| ## Für Flüchtlingsrückkehr zu früh | |
| Verschiedene Politiker äußerten sich ebenfalls zufrieden mit dem Krieg. | |
| „Wir sollten uns bei unseren Nachbarn Tschad, Niger und Kamerun für ihren | |
| Beitrag im Kampf gegen Terroristen bedanken“, sagte Senatspräsident David | |
| Mark. | |
| Der ehemalige Vizepräsident Atiku Abubakar, der zur Opposition gehört, | |
| äußerte ein mit Kritik an der Regierung gepaartes Lob für das Militär: | |
| „Zwar hätten diese Operationen früher erfolgen können, aber es wichtig, das | |
| Militär dafür zu loben, dass sie den Gemeinden zu Hilfe gekommen sind. Der | |
| Erfolg der Militäroperationen belegt die Haltung der Führer der Region: | |
| Zusammenarbeit mit lokalen Kräften bringt Ergebnisse“. | |
| Der Ältestenrat des Bundesstaates Borno warnte derweil jedoch vor einer | |
| überstürzten Rückkehr von Flüchtlingen und Vertriebenen in zurückeroberte | |
| Orte. Trotz der Erfolge des Militärs sei es dafür noch zu früh, sagte der | |
| Ratsvorsitzende Usman Gaji Galtimari: Eine Rückkehr der Terroristen sei | |
| nicht auszuschließen. Und vor einer Rückkehrwelle in zerstörte Gebiete | |
| müsse es ein Wiederaufbauprogramm geben. | |
| Wichtig sei deswegen, dass Kriegsvertriebene am 28. März ihre Stimme | |
| abgeben könnten, egal wo, sagte der Ältestenvertreter. Galtimari | |
| unterstützte einen Vorschlag der Wahlkommission INEC, dass auch in | |
| Flüchtlingslagern gewählt werden dürfe. „Wenn man in Ländern wie | |
| Afghanistan und Irak Wahlen abhalten kann, gibt es keinen Grund, | |
| Nigerianern ihr Wahlrecht zu verweigern, egal unter welchem Vorwand.“ | |
| 20 Mar 2015 | |
| ## AUTOREN | |
| Augustine Osayande | |
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