# taz.de -- Kommentar Klimaschutz und Wohlstand: Eine Botschaft an die Kohle-Fa… | |
> Die gute Nachricht ist: Die Deutschen werden umweltbewusster. Die | |
> schlechte: Bei der SPD ist das immer noch nicht angekommen. | |
Bild: Nicht sehr beliebt: Braunkohle-Kraftwerke. | |
Es sind durchaus erfreuliche Zahlen, die SPD-Umweltministerin Barbara | |
Hendricks am Montag präsentiert hat: Die Deutschen wollen eine Abkehr von | |
der autozentrierten Verkehrspolitik, und sie achten beim Einkauf zunehmend | |
auf Öko- und Effizienzsiegel. | |
Noch wichtiger ist ein grundsätzlicher Bewusstseinswandel: Anders als | |
früher sieht eine Mehrheit Umwelt- und Klimaschutz nicht als Hindernis für | |
die Sicherung von Wohlstand und Wettbewerbsfähigkeit, sondern im Gegenteil | |
als entscheidende Voraussetzung dafür. | |
Damit ist die Bevölkerung in dieser Frage weiter, als es Teile der SPD | |
sind. Zwar hat Bundeswirtschaftsminister und Parteichef Sigmar Gabriel nach | |
langem Zögern jetzt ein Konzept vorgelegt, das mit neuen Grenzwerten und | |
Abgaben dafür sorgen könnte, dass zumindest die ältesten und | |
klimaschädlichen Kohlekraftwerke ihre Leistung drosseln müssen oder | |
einzelne Blöcke ganz vom Netz gehen. Doch gegen diesen richtigen Schritt, | |
der zum Erreichen der deutschen Klimaziele unverzichtbar ist, laufen nicht | |
nur die Kohlehardliner der CDU Sturm, sondern auch die SPD-geführten | |
Landesregierungen in Brandenburg und Nordrhein-Westfalen. | |
Unter dem Druck der Bergleute und ihrer Gewerkschaft ignorieren die | |
Kohleländer nicht nur die katastrophalen Umwelt- und Klimaauswirkungen der | |
Braunkohle; mit ihrer Warnung vor Arbeitsplatzverlusten setzen sie sich | |
zudem über die Tatsache hinweg, dass die Energiewende insgesamt einen | |
positiven Effekt auf Arbeitsmarkt und Volkswirtschaft hat. | |
Hier hat die ebenfalls aus Nordrhein-Westfalen stammende Umweltministerin | |
noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten. Die neue Umfrage mit ihrer klaren | |
Botschaft an die Kohlefans dürfte dabei hilfreich sein. | |
31 Mar 2015 | |
## AUTOREN | |
Malte Kreutzfeldt | |
## TAGS | |
Barbara Hendricks | |
Umweltpolitik | |
Kohle | |
China | |
Ökostrom | |
Gewerkschaft | |
Greenpeace | |
Schwerpunkt Klimawandel | |
Umweltministerium | |
Radioaktivität | |
Umweltministerium | |
Schwerpunkt Klimawandel | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Emissionen aus Kohlekraftwerken: Nicht nur dreckig, sondern auch giftig | |
Aus Kohlekraftwerken gerät Quecksilber in die Umgebung. Die EU verhandelt | |
über neue Grenzwerte. Was wäre technisch machbar? | |
Japans Klimaziele für Paris: Geiz statt Ehrgeiz | |
Die Industrieländer tun nichts dafür, die Erwärmung bei zwei Grad zu | |
deckeln. Jüngst legte Japan ein schwaches Angebot vor. | |
Zweifel am Jobmotor Energiewende: Arbeitsplätze, fucking kompliziert | |
Die Energiewende schafft jährlich rund 18.000 neue Jobs. „Relativ | |
unbedeutend“, sagen Wissenschaftler. Öko-Lobbyisten nennen oft höhere | |
Zahlen. | |
Kommentar Protest gegen Braunkohle: Wo sind die 99,9 Prozent? | |
Anders als das Atomthema hat der Kohleprotest kaum größere Massen auf die | |
Straße gebracht. Ein strukturelles Problem, das sich langsam ändert. | |
Umfrage zur Kohlekraft: Mehrheit will Ausstieg | |
Einer Erhebung zufolge, die Greenpeace in Auftrag gegeben hat, sind die | |
Deutschen für einen Kohle-Ausstieg bis 2040. Die Folgen sind umstritten. | |
Umfrage zum Umweltbewussein: Mehrheit gegen Auto-Städte | |
Obwohl Umweltschutz als weniger dringendes Problem gilt, sehen die | |
Deutschen ihn stärker als Voraussetzung für die Lösung zentraler | |
Zukunftsfragen. | |
Umstrittenes Fracking-Gesetz: Hendricks kämpft an zwei Fronten | |
Nach Widerstand aus der Union wird die Billigung des Gesetzespaketes | |
verschoben. Warum sie kein Totalverbot will, erklärte die Umweltministerin | |
ebenfalls. | |
Streit um Atommüll-Rücknahme: Konzept endgültig gescheitert | |
Kaum jemand will den Atommüll haben, der aus dem Ausland zurückgeholt | |
werden muss. Deshalb droht den Ländern jetzt ein Aufnahmezwang durch die | |
Regierung. | |
Kommentar Fehler beim Atomausstieg: Skandalöses Desinteresse | |
Wurde beim deutschen Atomausstieg nach der Fukushima-Katastrophe unsauber | |
gearbeitet? Möglich – aber niemand scheint das aufklären zu wollen. | |
Schlupflöcher beim EU-Klimaschutz: Die Rechentricks der Ministerien | |
Interne Dokumente zeigen: Die Bundesministerien für Wirtschaft und Finanzen | |
wollen die EU-Ziele zum Klimaschutz verwässern. |