# taz.de -- Gesetzentwurf zur Gas-Förderung: Ein bisschen Fracking | |
> Die Regierung verabschiedet einen Entwurf, der auch den eigenen | |
> Abgeordneten nicht streng genug ist. Die Industrie ist zufrieden. | |
Bild: Natürlich gab es auch Protest. | |
BERLIN taz | Für die Demonstranten vor dem Kanzleramt ist die Sache am | |
Mittwochmorgen klar: Ein „Fracking-Ermöglichungsgesetz“ sei es, was da vom | |
Bundeskabinett beschlossen werde, meinen die Vertreter diverser | |
Umweltverbände. „Fracking richtig verbieten“, rufen sie den vorbeifahrenden | |
Ministern zu. | |
Dieser Wunsch wird erwartungsgemäß nicht erfüllt: Das Gesetzespaket, das | |
das Kabinett kurz darauf billigt, enthält zwar diverse neue Auflagen für | |
die umstrittene Fördertechnologie, aber kein grundsätzliches Verbot. Für | |
diese Forderung äußert Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) | |
anschließend zwar Verständnis, und sie bezweifelt auch den Bedarf für | |
Fracking. „Aber man kann in Deutschland eine Technologie nicht einfach | |
pauschal verbieten“, sagt sie. | |
Stattdessen plant die Regierung nun eine Reihe von Gebieten, in denen | |
Fracking vollständig verboten sein soll. Dazu gehören unter anderem alle | |
Einzugsgebiete der Trinkwassergewinnung. Außerdem soll das besonders | |
umstrittene unkonventionelle Fracking stark beschränkt werden. Für das | |
zuvor schon in Deutschland praktizierte konventionelle Fracking im | |
Sandstein gibt es neue Auflagen. | |
„Mit diesem Gesetzespaket können wir Fracking so weit einschränken, dass es | |
für Mensch und Umwelt keine Gefahr mehr ist“, sagt Hendricks. | |
## Wunsch nach schärferen Vorschriften | |
Das sieht nicht nur die Opposition komplett anders. Auch innerhalb der | |
Regierungsfraktionen wünschen sich viele Abgeordnete schärfere | |
Vorschriften. So will der Wortführer der Fracking-Kritiker der Union, | |
Andreas Mattfeldt, das giftige Lagerstättenwasser, das beim Fracking an die | |
Oberfläche gelangt, allenfalls nach einer aufwändigen Aufbereitung wieder | |
zurück unter die Erde pressen lassen. Überdies möchte er für | |
unkonventionelles Fracking maximal acht Versuchsbohrungen zulassen. „Über | |
diese Forderungen besteht in der Unionsfraktion inzwischen Einigkeit“, sagt | |
Mattfeldt der taz. | |
Bei der SPD steht die Frage im Mittelpunkt, wer nach den Probebohrungen für | |
unkonventionelles Fracking darüber befinden darf, ob in bestimmten | |
Formationen anschließend auch kommerziell gefrackt werden darf. „Die | |
SPD-Fraktion wird keinem Gesetz zustimmen, in dem wichtige Entscheidungen | |
auf eine Expertenkommission übertragen werden“, sagt der SPD-Umweltexperte | |
Frank Schwabe. Über die künftige Erlaubnis kommerzieller Förderung müsse zu | |
gegebener Zeit der Bundestag entscheiden. | |
## Rütteln an der Kommission | |
Umweltministerin Hendricks weist darauf hin, dass die zuständigen Behörden | |
das Fracken auch bei einem positiven Votum der Kommission verbieten | |
könnten. Sie zeigt sich aber trotzdem offen dafür, die Kommission im | |
parlamentarischen Verfahren aus dem Gesetz zu streichen. „Das wäre fachlich | |
auf jeden Fall verantwortbar.“ | |
Auf Widerstand dürfte dieser Versuch allerdings beim Wirtschaftsflügel der | |
Union stoßen; auf dessen Druck hin hatte Kanzleramtsminister Peter Altmaier | |
(CDU) die Kommission ins Gesetz gedrückt. So soll die Erdgasindustrie eine | |
realistische Perspektive erhalten, dass es nach den teuren | |
Versuchsbohrungen auch zu einer kommerziellen Förderung kommt. | |
Mit dem jetzt vorliegenden Entwurf zeigt sich die Industrie zufrieden: Er | |
sei ein „wichtiger Schritt für mehr Planungssicherheit“, kommentiert am | |
Mittwoch der Wirtschaftsverband Erdöl- und Erdgasgewinnung. | |
1 Apr 2015 | |
## AUTOREN | |
Malte Kreutzfeldt | |
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