# taz.de -- Mehrheitsprinzip in Härtefallkommission: Gnade vor Rechtspopulismus | |
> Die rot-grüne Koalition in Hamburg will die Härtefallkommission | |
> reformieren, um der rechtspopulistischen AfD kein Vetorecht zu | |
> ermöglichen. | |
Bild: Hamburgs Härtefallkommission soll weiterhin "Nein" sagen können | |
HAMBURG taz | Die designierte rot-grüne Koalition in Hamburg will die | |
Härtefallkommission reformieren. Das parlamentarische Gremium, das | |
ausreisepflichtigen Ausländern aus humanitären Gründen eine | |
Aufenthaltserlaubnis erteilen darf, soll künftig mit Zweidrittelmehrheit | |
entscheiden dürfen. Das sieht ein gemeinsamer Antrag von SPD und Grünen für | |
die nächste Bürgerschaftssitzung am Mittwoch kommender Woche vor. Damit | |
würde in dem künftig sechsköpfigen Gremium das Votum von SPD und Grünen | |
zusammen mit FDP und Linken ausreichen. | |
Grund für die Änderung ist die neu ins Parlament eingezogene AfD, der wie | |
allen Fraktionen ein Sitz in der Kommission zusteht. Bliebe es bei dem | |
bisher geltenden Konsensprinzip, würden die Rechtspopulisten faktisch über | |
ein Vetorecht verfügen: Mit ihrer Gegenstimme könnte die AfD jeden | |
Gnadenakt der anderen fünf Fraktionen SPD, CDU, FDP, Grüne und Linke | |
stoppen. Eben das wollen die Grünen verhindern, die in den laufenden | |
Koalitionsverhandlungen die SPD von der Reform überzeugte. Noch im vorigen | |
Jahr hatte diese jede Änderung abgelehnt. | |
Damals hatte die FDP eine weitreichende Öffnung der Härtefallkommission für | |
gesellschaftliche Gruppen gefordert. Ähnlich wie in Bremen, Niedersachsen | |
und Schleswig-Holstein sollten nicht mehr ParlamentarierInnen dem Gremium | |
angehören, sondern zehn VertreterInnen der Innen- und Sozialbehörde, der | |
christlichen Kirchen, von Flüchtlingsrat und Integrationsbeirat, Amnesty | |
und Freie Wohlfahrtsverbände sowie von Ärzte- und Anwaltskammer. Damals | |
lehnte die allein regierende SPD den Vorstoß mit der Begründung ab, es gebe | |
„keinen Grund, ein bewährtes System zu ändern“. Die neue Anwesenheit der | |
AfD ändert nun diese Sichtweise. | |
Die FDP bringt jetzt ihren Antrag aus dem Vorjahr erneut ein. „Wir wollen | |
mehr Fachkompetenz aus engagierten Institutionen und den Einfluss der | |
Politik zurückdrängen“, sagte Fraktionschefin Katja Suding. Das allerdings | |
geht Rot-Grün zu weit, beide Fraktionen werden mit ihrer Mehrheit diesen | |
Vorschlag ablehnen. | |
7 Apr 2015 | |
## AUTOREN | |
Sven-Michael Veit | |
## TAGS | |
Schwerpunkt AfD | |
Grüne | |
Hamburg | |
SPD | |
Bleiberecht | |
Härtefallkommission | |
Schwerpunkt AfD | |
Rot-Grün Hamburg | |
Hamburger Senat | |
Flüchtlinge | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Hamburger Härtefall-Kommission ohne „harte Hunde“: Keine Gnade für Rechts… | |
Die AfD in der Hamburger Bürgerschaft will vor dem Verfassungsgericht | |
klagen, weil ihre Abgeordneten keinen Platz in der Härtefallkommission | |
bekommen | |
Pro und contra Koalitionsvertrag: Sollen die Grünen zustimmen? | |
Am Sonntag will die Mitgliederversammlung der Grünen darüber abstimmen, ob | |
sie ein Regierungsbündnis mit der SPD eingehen oder lieber nicht. | |
SPD lässt Flüchtlinge hängen: Humanisierung ausgeblieben | |
Beim Umgang mit Flüchtlingen funktioniert kaum mehr als die | |
Notunterbringung. Das Handeln des SPD-Senats prägt zu wenig politischer | |
Mut. | |
Häufiger Bleiberecht gewährt: Härtefallkommission zeigt Erbarmen | |
Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) hat den Jahresbericht | |
der Härtefallkommission vorgestellt. Sie gewährte öfter ein Bleiberecht. | |
Wer entscheidet übers Bleiberecht?: Politiker bleiben unter sich | |
Die FDP will Abgeordnete der Parteien in der Härtefallkommission durch | |
Fachleute ersetzen. Die SPD spielt da nicht mit, das System habe sich | |
„bewährt“. |