| # taz.de -- Wirtschaftspolitik in Berlin: Begrünungsprogramm für Betriebe | |
| > Bettina Jarasch stellt die grüne Industriestrategie vor: Berlin und | |
| > Brandenburg könnten Vorreiter werden beim Umbau zur klimaneutralen | |
| > Wirtschaft. | |
| Bild: Rückwind von der IG Metall: Bettina Jarasch im Wahlkampf | |
| Berlin taz | Der Blick nach vorn beginnt mit einem Blick zurück. „Lange | |
| waren die Grünen die Lieblingsfeinde der Gewerkschaften“, sagt Bettina | |
| Jarasch, die grüne Spitzenkandidatin. „Doch diese Zeiten sind vorbei.“ Ein | |
| Zeichen dafür sei, dass sie am Mittwoch in den altehrwürdigen Räumen der | |
| Berliner IG Metall die Eckpunkte einer grünen Industriestrategie vorstellen | |
| könne, die die Grünen in den vergangenen Monaten erarbeitet haben. | |
| Berlin und Brandenburg hätten große Chancen, vom Umbau zu einer | |
| [1][klimaneutralen Wirtschaft] stark zu profitieren, betont Jarasch. Die | |
| Hauptstadt sei ein wichtiger Standort der Wissenschaften und innovativer | |
| Wirtschaftsunternehmen, Brandenburg eine große Region für erneuerbare | |
| Energie. „Nirgendwo in Deutschland sind die Bedingungen so gut wie hier, um | |
| auf die Herausforderungen von Digitalisierung, Dekarbonisierung, dem | |
| Fachkräftemangel und die [2][Schwierigkeiten bei den Lieferketten] | |
| zukunftsfähig zu reagieren“, heißt es in dem Papier. | |
| Und auch wenn Jan Otto, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Berlin, nicht | |
| in allen Punkten zustimmen kann – das Papier sei ein Schritt in die | |
| „absolut richtige Richtung“. Zugleich ging Otto mit der Industriepolitik | |
| des aktuellen Senats hart ins Gericht: Sie sei ein deutlicher Rückschritt | |
| gegenüber der Zeit von Regierungschef Michael Müller, dem Amtsvorgänger | |
| Franziska Giffeys (beide SPD). | |
| Die IG Metall habe sich im ersten Jahr „sehr ruhig“ verhalten gegenüber dem | |
| Senat; das werde sich nach dem 12. Februar ändern. Ein interessante | |
| Kampfansage, gelten doch Gewerkschaften in der Regel als Verbündete der | |
| Sozialdemokraten. Berlins Wirtschaftssenator Stephan Schwarz ist parteilos, | |
| aber auf SPD-Ticket. | |
| Um die Herausforderungen, vor denen die Industrie steht, zu meistern, | |
| brauche es eine aktive Politik, betont Jarasch. Gemeinsam mit Betrieben, | |
| Gewerkschaften und Arbeitnehmer*innen müssten | |
| „Transformationsbündnisse“ gebildet werden. Ein Beispiel sei die Rettung | |
| der Mercedes-Fabrik in Marienfelde, wo statt Verbrenner- nun Elektromotoren | |
| gebaut werden. Jarasch schlug vor, dass die Investitionsbank Berlin (IBB) | |
| künftig nicht mehr nur Start-ups, sondern auch etablierte Unternehmen | |
| finanziell unterstützen soll im Transformationsprozess. | |
| ## Mehr Ausbildungsplätze gefordert | |
| Das Land solle Industriegebiete ausweisen, auf denen selbst Energie erzeugt | |
| werde, etwa durch Windkraft und Geothermie. Dafür will sie mehr finanzielle | |
| Förderung durch den Bund holen. Gleichzeitig fordert sie mehr Engagement | |
| von den Arbeitgeber*innen beim Kampf gegen den Fachkräftemangel. | |
| Nirgendwo in Deutschland sei der Anteil an Azubis an den Beschäftigten so | |
| gering wie in Berlin, so die Grüne; es gebe viel zu wenige | |
| Ausbildungsplätze bei gleichzeitig hoher Jugendarbeitslosigkeit. | |
| Mit diesem Papier werden die Grünen zu einem „wirklich ernst zu nehmenden | |
| Bündnispartner“, betont IG-Metall-Chef Otto. Berlin habe, besonders im | |
| Osten, noch viel Platz für neue Firmen. Diese müssen sich aber an geltende | |
| Regeln halten, sagt Jarasch mit Bezug auf Tesla in Grünheide, dem zuletzt | |
| größten Zuzug in der Region. „Ich erwarte, dass sich Elon Musk an | |
| Mitbestimmungsrechte und Umweltstandards hält“, so die Grüne. Tesla fehle | |
| bisher das Verständnis, dass die Fabrik in einem Wasserschutzgebiet gebaut | |
| wurde. Zuletzt hatte es mehrere Vorfälle auf dem Gelände geben, bei denen | |
| die Umwelt verschmutzt wurde. | |
| 11 Jan 2023 | |
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| Bert Schulz | |
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