# taz.de -- Wegen Klima und Abwanderung: Kaffee ist teurer | |
> Bohnenkaffee war im April 12 Prozent teurer als vor einem Jahr. | |
> Ernteausfälle wegen Wetterextremen und der Arbeitskräftemangel treiben | |
> die Preise. | |
Bild: Brasilianischer Landarbeiter bei der Ernte von Kaffeebohnen | |
Hamburg taz | Die Menschen in Deutschland müssen immer mehr für [1][Kaffee] | |
bezahlen. So sind im April 2025 die Verbraucherpreise für Bohnenkaffee in | |
Deutschland um 12,2 Prozent gestiegen, wie das Statistische Bundesamt am | |
Montag bekanntgab. Das ist deutlich mehr als der Preisanstieg bei | |
Lebensmitteln insgesamt (2,8 Prozent) und die allgemeine Inflation (2,1 | |
Prozent). Im Vergleich zu April 2021 erhöhten sich die Kaffeepreise jedoch | |
ähnlich stark wie Nahrungsmittel insgesamt: rund 31 Prozent. | |
Vieles deutet darauf hin, dass Kaffee langfristig teuer bleiben wird. Dafür | |
gibt es Branchenexperten zufolge vor allem zwei Gründe: den Klimawandel und | |
das Fehlen von Arbeitskräften in den kaffeeproduzierenden Ländern von | |
Brasilien über Kolumbien bis nach Vietnam. | |
In Brasilien und Vietnam, Nummer eins und Nummer zwei der kaffeeliefernden | |
Länder, sorgten Klimaphänomene wie Dürren, Kälte, Überschwemmungen, aber | |
auch Regenfälle zum falschen Zeitpunkt in den vergangenen Jahren für | |
massive Ernteausfälle. Dadurch ist Kaffee knapp auf dem Weltmarkt, die | |
Lager sind weitgehend leer und die Produktion könnte auch in diesem Jahr | |
die Nachfrage unterschreiten. | |
Ein Szenario, das Kaffeeexperten rund um den Globus für wahrscheinlich | |
halten, denn die Kaffeepflanze ist empfindlich. Vor allem die | |
Arabica-Sorte, die in Höhenlagen von 900 bis 2.200 Meter über dem | |
Meeresspiegel wächst, bevorzugt stabile Temperaturen und gleichbleibende | |
Feuchtigkeit. Sie reagiert mit sinkenden Erträgen, wenn die klimatischen | |
Bedingungen nicht stimmen. Robusta ist, wie der Name schon sagt, weniger | |
empfindlich, gilt aber als die minderwertigere Kaffeesorte und wird bisher | |
vor allem in Vietnam und Brasilien in agroindustrieller Produktion | |
angebaut. | |
## Künftig mehr Robusta? | |
Das könnte sich ändern, wie erste Anbauexperimente mit Robusta in | |
Lateinamerika zeigen. Daher stammt das Gros des in Deutschland konsumierten | |
Kaffees laut dem Statistischen Bundesamt. Lateinamerika und vor allem | |
Mittelamerika ist jedoch auch die Region, wo die Kaffeeerträge rückläufig | |
sind und wo es in den kaffeeproduzierenden Ländern wie Honduras und | |
Guatemala nicht nur massive Probleme mit dem Klimawandel, sondern auch mit | |
der Migration gibt. | |
„Es fehlt der kaffeeproduzierende Nachwuchs. Aufgrund der über Dekaden | |
niedrigen und unkalkulierbaren Kaffeepreise ist der Anbau für die | |
nachwachsende Generation nicht attraktiv – sie wandert aus“, erklärt | |
Andreas Felsen von der direktimportierenden Quijote Kaffeerösterei in | |
Hamburg. Abwanderung ist auch in Kolumbien, Ecuador und Peru ein Problem im | |
Kaffeeanbau und verstärkt die verheerenden Effekte des Klimawandels. Das | |
sorgt dafür, dass Kaffee wieder zum Luxusprodukt werden könnte, was er noch | |
in den 1950er Jahren war. Da war ein Pfund Bohnenkaffee etwa dreimal so | |
teuer wie heute. | |
3 Jun 2025 | |
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## AUTOREN | |
Knut Henkel | |
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