# taz.de -- Vertreibung für Kaffeeplantage: Mini-Ausgleich für ugandische Bau… | |
> Für die deutsche Kaffeefirma Neumann verloren Familien in Uganda ihr | |
> Land. Nach 24 Jahren haben die ersten Bauern nun eine Entschädigung | |
> erhalten. | |
Bild: Der Hände Früchte beraubt und nach Jahren des Wartens erhalten die Kaff… | |
Kampala taz | 24 Jahre ist es her, dass Bauern in der ugandischen Region | |
Mubende ihr Land verloren. Sie wurden 2001 von ihrer Regierung gewaltsam | |
vertrieben, um einer 2.500 Hektar großen Plantage für den deutschen | |
Kaffeekonzern [1][Neumann Kaffee Gruppe] (NKG) Platz zu machen. Fast | |
genauso lange prozessieren mehr als 400 Bauernfamilien bereits vor | |
verschiedenen Gerichten Ugandas, um Entschädigung zu erhalten – ein | |
juristischer Marathon. Nun hat Ugandas Regierung zum ersten Mal | |
Entschädigungen ausbezahlt. | |
Geld bekommen allerdings nur die 258 Familien, die 2017 auf ein Angebot der | |
Regierung in Kampala eingegangen sind, sich außergerichtlich zu einigen. | |
Bereits 2022 hatte das Gericht die Regierung angewiesen, die Beträge | |
auszubezahlen. Dies geschieht jetzt erst. | |
„Seit Ende Januar erhalten einige der Familien nun Geld auf ihr Bankkonto“, | |
sagte Peter Kayiira, einer der Hauptkläger, im Gespräch mit der taz. Die | |
Beträge seien allerdings relativ gering. „Enthalten ist kein | |
Inflationsausgleich, keine Entschädigung für den Verlust und das Leid, das | |
wir erfahren haben“, so Kayiira. Insgesamt hat Ugandas Regierung an alle | |
Familien zusammen gerade einmal 700.000 Euro ausbezahlt, davon sind 38.000 | |
Euro für die Anwaltskosten vorgesehen. | |
„Uns geht es nicht ums Geld“, führt Kayiira den Grund aus, warum er selbst | |
– wie 143 weitere betroffene Familien – sich nicht auf diese Einigung | |
eingelassen hat. „Uns geht es um Gerechtigkeit“, so der 63-Jährige. | |
Mittlerweile ist für das Verfahren das Bezirksgericht in Mubende zuständig. | |
Doch dort gibt es derzeit keinen Richter. Der Aushilfsrichter aus dem | |
Nachbarbezirk ist zu keinem einzigen der Gerichtstermine im vergangenen | |
Jahr aufgetaucht. | |
## „Bittersüßer Sieg“ | |
„Diese ersten Entschädigungszahlungen sind ein bittersüßer Sieg der | |
Betroffenen über das Unrecht, das ihnen widerfahren ist“, so Gertrud Falk | |
von der deutschen Menschenrechtsorganisation Fian, die den Fall seit Beginn | |
begleitet. Sie betont: „Die Bundesregierung muss sich für die umfassende | |
Entschädigung aller Vertriebenen einsetzen, wie es im Kern auch der | |
UN-Ausschuss für wirtschaftliche, soziale und kulturelle Menschenrechte | |
bereits 2011 angemahnt hat.“ Dazu gehöre, auch das Mutterunternehmen in die | |
Pflicht zu nehmen. | |
Doch die Neumann Kaffee Gruppe fühlt sich nicht zuständig. Laut einem | |
Kaufvertrag von 2001, der der taz vorliegt, hatte Neumann das Land für die | |
Plantage von Ugandas Investitionsbehörde erworben. Darin enthalten waren | |
auch 12.000 Euro als Entschädigung für das Land der Bauern, die umsiedeln | |
mussten, die Neumann bereits damals auf ein Treuhandkonto überwiesen hatte. | |
28 Feb 2025 | |
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## AUTOREN | |
Simone Schlindwein | |
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