# taz.de -- USA und Pariser Klimaabkommen: Weltweite Empörung über US-Ausstieg | |
> Donald Trump kündigt den Pariser Klimavertrag auf. Die internationale | |
> Kritik ist deutlich. Auch US-Großkonzerne zeigen sich enttäuscht. | |
Bild: Greenpeace-Protest an der US-Botschaft in Berlin | |
Washington/Berlin epd/rtr/ |dpa | [1][Der angekündigte Ausstieg der USA] | |
aus dem Klimavertrag von Paris stößt international auf massive Kritik. | |
UN-Generalsekretär António Gutterres sprach von einer großen Enttäuschung. | |
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Frankreichs Präsident Emmanuel Macron | |
und der italienische Ministerpräsident Paolo Gentiloni betonten in einer | |
gemeinsamen Erklärung, der Vertrag sei eine „lebenswichtige Grundlage für | |
den Planeten“. Dem Vorschlag von US-Präsident Donald Trump, das | |
Übereinkommen neu zu verhandeln, erteilten sie eine klare Absage. | |
Macron sagte in einer Fernsehansprache: „Heute Abend haben die Vereinigten | |
Staaten der Welt den Rücken zugekehrt.“ Umweltminister Nicolas Hulot | |
kündigte an, dass Frankreich seine Anstrengungen im Kampf gegen den | |
Klimawandel erhöhen wolle. In Brüssel versicherte EU-Kommissionspräsident | |
Jean-Claude Juncker, dass es keine Abkehr vom Pariser Klima-Abkommen geben | |
werde. | |
Präsident Donald Trump hatte den Rückzug der USA vom Pariser Klimaabkommen | |
am Donnerstag (Ortszeit) im Rosengarten des Weißen Hauses angekündigt. Zur | |
Begründung sagte er, das Klimaabkommen benachteilige die Vereinigten | |
Staaten. Es vernichte Jobs in der US-amerikanischen Kohleindustrie. Während | |
China und Indien ihren Treibhausgasausstoß weiter steigern dürften, müssten | |
sich die USA einschränken. | |
Mit dem Ausstieg aus dem Vertrag halte er sein Versprechen, Amerika zu | |
schützen, betonte der US-Präsident. Es sei aber offen dafür, das Abkommen | |
neu zu verhandeln, fügte er hinzu. | |
## „USA schaden vor allem sich selbst“ | |
Die Kündigung des Vertrages greift formell erst 2020. Allerdings sind die | |
darin enthaltenen nationalen Ziele zur CO2-Minderung von jedem Land selbst | |
gesteckt und rechtlich nicht bindend. Trump kündigte an, dass die Zusagen | |
der USA ab sofort nicht mehr gelten. Auch an der Finanzierung des | |
sogenannten Green Climate Funds zur Unterstützung von Entwicklungsländern | |
im Kampf gegen die Erderwärmung will sich Trump nicht mehr beteiligen. Die | |
USA sind nach China der zweitgrößte Produzent von Treibhausgasen weltweit. | |
Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) erklärte, der internationale | |
Klimaschutz werde weitergehen. „Die USA schaden mit dieser Entscheidung vor | |
allem sich selbst“, betonte die Ministerin. Die US-Regierung verspiele mit | |
dem Ausstieg eine wertvolle Chance für eine zukunftsgerichtete Entwicklung | |
der USA. | |
China will seinen Verpflichtungen im Kampf gegen den Klimawandel | |
nachkommen. Das betonte das Außenministerium in Peking. Auch Russland | |
bekennt sich zum Pariser Klima-Abkommen, wie ein stellvertretender | |
Ministerpräsident laut Nachrichtenagentur RIA sagte. | |
## „Klimawandel ist real“ | |
In den USA zeigte sich der Bürgermeister von Pittsburgh, Bill Peduto, | |
entsetzt darüber, dass Trump seine Stadt für die Absage des Pariser | |
Klimaschutzabkommens instrumentalisiere. Er repräsentiere Pittsburgh und | |
nicht Paris, hatte Trump den Rückzug der USA aus dem Vertrag begründet. | |
„Ich bin entsetzt, dass der Präsident meine Stadt benutzt, um seine | |
inakzeptable Entscheidung zu rechtfertigen, so wie viele andere | |
Pittsburgher hier“, sagte Peduto in einer Erklärung. | |
„Ich war einer der Bürgermeister der Länder, die nach Paris gingen, um für | |
das Abkommen zu kämpfen“, fügte der Demokrat hinzu, der Pittsburgh seit | |
2014 regiert. „Meine Stadt, die sich von Jahrzehnten des industriellen | |
Blutvergießens endlich erholt hat, wird alles Mögliche tun, um für unsere | |
eigenen Umweltstandards zu werben.“ | |
Selbst Vertreter US-amerikanischer Großkonzerne, darunter Microsoft, Coca | |
Cola, Tesla, ExxonMobil, Dow Chemical und Apple, hatten Trump in den | |
vergangenen Tagen dazu gedrängt, das Abkommen nicht zu verlassen. Der Chef | |
des Mischkonzerns General Electric, Jeff Immelt, erklärte auf Twitter, er | |
sei enttäuscht von Trumps Ankündigung: „Klimawandel ist real.“ Die | |
Wirtschaft müsse nun die Führung im Kampf gegen die Erderwärmung | |
übernehmen. | |
## „Ein Schlag ins Gesicht der gesamten Menschheit“ | |
Mit scharfer Kritik reagierten Umwelt- und Entwicklungsorganisationen. „Der | |
von Präsident Trump verfügte Ausstieg aus dem Paris-Abkommen ist ein Schlag | |
ins Gesicht der gesamten Menschheit, und er schwächt die USA selbst“, sagte | |
Klaus Milke, Vorstandsvorsitzender von Germanwatch. Oxfam sprach von einem | |
„übler Fußtritt für den globalen Klimaschutz“. Mit diesem Schritt | |
isolierten sich die USA weltweit, erklärte Oxfam-Klimaexperte Jan Kowalzig. | |
Jetzt sei es wichtig, dass die Welt den Klimavertrag engagiert vorantreibe. | |
Greenpeace-Geschäftsführerin Sweelin Heuss nannte Trumps Entscheidung am | |
Donnerstagabend „eine moralische Bankrotterklärung“. „Mit seinem Alleing… | |
sabotiert der Präsident den Schutz des Klimas, aber er bringt ihn nicht zu | |
Fall – nicht weltweit und auch nicht in den USA.“ | |
Nach Auffassung von „Brot für die Welt“ ist der US-Ausstieg eine | |
„Katastrophe für die ärmsten Menschen“. Ein unbegrenzter Klimawandel werde | |
Millionen Menschen in die Flucht vor Umweltkatastrophen treiben, mahnte die | |
Klimaexpertin des evangelischen Hilfswerkes, Sabine Minninger. Auch wachse | |
die Gefahr von kriegerischen Konflikten um Naturressourcen. | |
In dem Vertrag hatten sich die Staaten bei der UN-Klimakonferenz in Paris | |
2015 dazu verpflichtet, die Erderwärmung auf weit unter zwei Grad, wenn | |
möglich sogar auf 1,5 Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen | |
Zeitalter zu begrenzen. Dafür sollen die Treibhausgasemissionen deutlich | |
reduziert werden. Außer Syrien und Nicaragua haben alle Länder den Vertrag | |
unterzeichnet. | |
2 Jun 2017 | |
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