| # taz.de -- Treffen von Nahles und Kohnen: Einig über ihre Uneinigkeit | |
| > Der parteiinterne Streit um die Causa Maaßen wird im Bayern-Wahlkampf zu | |
| > einer weiteren Belastung für die SPD. Eine Lösung ist nicht in Sicht. | |
| Bild: SPD-Parteichefin Andrea Nahles muss ein weiteres Mal Kritik von Parteigen… | |
| München taz | Zehn Minuten lang herrscht erst einmal große Einigkeit | |
| zwischen den beiden SPD-Frontfrauen Andrea Nahles und Natascha Kohnen. Die | |
| SPD-Fraktionsvorstände von Bundestag und Bayerischem Landtag haben sich in | |
| München versammelt, um den Genossen Schub für den Wahlkampf im Freistaat zu | |
| geben. Nahles lobt Spitzenkandidatin Kohnen, die zugleich bayerische | |
| Parteichefin und Vize in der Bundespartei ist: „Ich hab Natascha schon | |
| kämpfen sehen wie eine Löwin.“ Der Mieterschutz muss gestärkt werden, klar. | |
| Kitas sollen kostenfrei werden, die Betreuungsqualität dabei besser. „Da | |
| muss man SPD wählen“, meint Nahles. | |
| Dann ist es Natascha Kohnen, die oft so bedächtig auftretende, kleine, | |
| blonde Münchnerin, die auf der offenen Bühne der Pressekonferenz das große | |
| Streitthema benennt, die „Causa Maaßen“. „Ich habe einen Brief mit meiner | |
| klaren Haltung geschrieben“, meint sie. Und davon weiche sie nicht ab. | |
| Nahles hatte der Versetzung und damit dem Aufstieg des | |
| [1][Verfassungsschutzpräsidenten Hans-Georg Maaßen zum Staatssekretär im | |
| Bundesinnenministerium] in der Berliner Koalitionsspitze widerwillig | |
| zugestimmt. Kohnen hat sich im Anschluss per Brief damit „nicht | |
| einverstanden“ erklärt und verlangt, dass die SPD-Kabinettsmitglieder in | |
| Berlin der Beförderung nicht zustimmen. Einige SPD-Politiker haben in den | |
| vergangenen Tagen eine [2][ähnliche Position bezogen] und sich gegen | |
| Parteichefin Nahles gestellt. | |
| Auf eine mögliche Entschärfung oder ein Ende des SPD-internen Zwists wird | |
| man zumindest einige Tage warten müssen: Das Thema Maaßen soll kommenden | |
| Dienstag im SPD-Parteivorstand diskutiert werden. Nahles lässt | |
| durchblicken, dass sie eine einigende Lösungsidee für den Streit vor Augen | |
| hat, will aber nichts verraten. | |
| ## Kompromiss statt Bündnisaufkündigung | |
| Auf der Pressekonferenz mit Kohnen spricht sie den Kritikern ihr | |
| Verständnis aus. Beim Treffen der Parteivorsitzenden der Groko, so ihre | |
| Version, habe CSU-Chef und Bundesinnenminister Horst Seehofer aber damit | |
| gedroht, das Bündnis platzen zu lassen, sollte er Maaßen nicht in seinem | |
| Haus behalten können. Auch aufgrund „größerer Abwägungen“, etwa möglic… | |
| Neuwahlen im Bund, habe sie ihre Entscheidung getroffen. | |
| Die zerstrittene SPD meint, den Schuldigen für den Schlamassel gefunden zu | |
| haben: Seehofer. „Dieser Mann ist außer Rand und Band“, sagt Kohnen. Seine | |
| Position könne „niemand mehr nachvollziehen“. Immerhin habe er Maaßens | |
| Beförderung durchgesetzt, weil sich dieser gegen die Kanzlerin gestellt | |
| hatte. Für Nahles ist es „ein Konflikt, der niemandem hilft“, die Koalition | |
| gebe „kein gutes Bild ab“. Sie spekuliert sogar: „Auch aus Sicht eines | |
| Herrn Söder ist die Entwicklung nicht nachvollziehbar.“ Von ganzen Wellen | |
| an Austrittserklärungen aus der Partei wollen aber die beiden SPD-Frauen | |
| bisher nichts bemerkt haben. | |
| Für Kohnen, die täglich im Wahlkampf rackert, ist die Lage nun doppelt und | |
| dreifach bitter. Die SPD siecht bei der letzten Umfrage zur Landtagswahl | |
| mit 11 Prozent dahin, das wäre [3][fast eine Halbierung der Stimmen] im | |
| Vergleich zur letzten Wahl 2013. Auch rund drei Wochen vor dem Urnengang | |
| ist nicht zu erkennen, dass die Themen der Partei – Wohnen, Soziales, | |
| Bildung – zünden. | |
| Aus Berlin erhalten die Bayern-Genossen aufgrund des bei vielen Bürgern als | |
| schwächlich wahrgenommenen Verhaltens in der Groko keinen Rückenwind, im | |
| Gegenteil. Bei der Kröte Maaßen hat sich Kohnen nun – erstmals – | |
| entschieden, diese nicht auch noch zu schlucken. Am Ende sagt die Bayerin | |
| nochmals: „Meine Haltung dazu kennen Sie.“ Sie wartet einen Moment und | |
| sieht dabei so aus, als denke sie an das Wort, mit dem ihr Gesicht derzeit | |
| überall plakatiert wird: Anstand. Dann ergänzt sie mit fester Stimme: „Und | |
| diese Haltung steht.“ | |
| 20 Sep 2018 | |
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| ## AUTOREN | |
| Patrick Guyton | |
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