# taz.de -- Nach dem jüngsten Bayerntrend: Schock und Zweckoptimismus | |
> Für die bayerische SPD ist die Bayerntrend-Umfrage ein Desaster, sie | |
> steht demnach bei 11 Prozent. Freuen können sich nur die Grünen. | |
Bild: Nur er kann sich in seiner Politik habwegs bestätigt sehen: der bayerisc… | |
BERLIN taz | Das ist ein Schlag ins Kontor. Gut vier Wochen vor der | |
Landtagswahl in Bayern sackt die CSU in den Umfragen auf ein historisches | |
Tief. Nur noch [1][35 Prozent der Wahlberechtigten] würden die | |
Regierungspartei aktuell wählen, das geht aus dem am Mittwoch | |
veröffentlichten „Bayerntrend“ des Bayerischen Rundfunks hervor. 35 Prozent | |
wären drei Prozentpunkte weniger als noch im Juli. Damit rückt für die CSU | |
ein Zweier-Regierungsbündnis – etwa mit der SPD, den Grünen oder den Freien | |
Wählern – in weite Ferne. Von Alleinregieren ist schon längst nicht mehr | |
die Rede. | |
Zweitstärkste Partei wären die Grünen mit 17 Prozent (+1). Erst dahinter | |
folgen die Sozialdemokraten; sie sind mit minus zwei Prozentpunkten auf nur | |
noch elf Prozent abgesackt. Die Freien Wähler hingegen legen um zwei | |
Prozentpunkte auf ebenfalls elf Prozent zu. Ebenso die AfD, die einen | |
Prozentpunkt einbüßt. | |
Und noch zwei weitere Sensationen hält die Umfrage bereit. FDP und Linke | |
liegen demnach aktuell bei fünf Prozent. Die Liberalen wären damit nach | |
ihrem Ausscheiden 2013 wieder im Bayerischen Landtag vertreten, die Linke | |
sogar erstmals. Theoretisch – und wohl tatsächlich ausschließlich | |
theoretisch – wäre damit eine grün geführte Landesregierung möglich. | |
Mit CSU-MInisterpräsident Markus Söder sind laut der BR-Umfrage inzwischen | |
weniger Bayern zufrieden als noch im Juli: 42 Prozent sagen jetzt, er sei | |
ein guter Ministerpräsident (minus 2 Prozentpunkte), 44 Prozent verneinen | |
das (plus 6 Punkte). Damit bleibt Söder hinter den Werten zurück, die Horst | |
Seehofer vor der Landtagswahl 2013 (68 Prozent) für sich verbuchen konnte. | |
Mit der Arbeit der Staatsregierung sind derzeit 52 Prozent weniger bis gar | |
nicht zufrieden, 47 Prozent äußn sich zufrieden oder sehr zufrieden. | |
Söder, der am Mittwochmorgen noch in neongrüner Warnweste Münchner | |
Schülerlotsen charmierte und nachmittags bei der MAN-Betriebsversammlung | |
„ein klares Bekenntnis zum Diesel“ ablegte, äußerte sich nach Bekanntwerd… | |
[2][der aktuellen Bayerntrend-Werte] zweckoptimistisch. | |
## Hochstimmung bei den Grünen | |
Die Umfrage müsse „Ansporn und Weckruf für alle sein“, sagte er dem | |
Münchner Merkur. Ob er mit „alle“ seinen Parteichef, Bundesinnenminister | |
Horst Seehofer, meint, ist nicht überliefert. Seehofer, der in Berlin die | |
Kanzlerin ein ums andere Mal [3][zu Scharmützel herausfordert], spielt für | |
das desaströse Gesamtbild der CSU eine nicht unbeträchtliche Rolle. | |
In der SPD reagiert man auf die 11 Prozent erwartungsgemäß geschockt. | |
„Natürlich sind die Zahlen absolut enttäuschend“, sagt Generalsekretär U… | |
Grötsch dem Merkur. „Wir müssen das jetzt in einem starken Schlussspurt | |
herumreißen.“ Wie das gelingen soll, ist äußerst fraglich. Käme es am 14. | |
Oktober tatsächlich zu einem solchen 11-Prozent-Ergebnis, hätte die | |
Bayern-SPD ihr Ergebnis von 2013 nahezu halbiert. | |
Hochstimmung herrscht natürlich bei den Grünen. Fraktionschef Ludwig | |
Hartmann sieht eine reale Chance, als zweitstärkste Kraft ins | |
Landesparlament einzuziehen. „Die Menschen setzen große Hoffnungen in uns | |
Grüne“, sagt Hartmann dem Merkur. „Beim Schutz der Tier- und | |
Pflanzenvielfalt, dem Kampf gegen den [4][ausufernden Flächenfraß], dem | |
Einstehen für den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft gegen Nationalismus, | |
Rechtsextremismus und Menschenfeindlichkeit unterstützen die Menschen | |
unsere inhaltlichen Ziele.“ | |
Als drängendste Probleme im Land identifizieren übrigens laut der | |
BR-Umfrage 44 Prozent Zuwanderung und Integration. 22 Prozent nennen Wohn- | |
und Mietfragen, 19 Prozent die Bildungspolitik. | |
12 Sep 2018 | |
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## AUTOREN | |
Anja Maier | |
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