# taz.de -- Kommentar CSU-Parteitag: Auf dem Tandem in den Abgrund | |
> Horst Seehofer und Markus Söder zeigen sich beim CSU-Parteitag einig wie | |
> noch nie. Doch die Harmonie-Offensive kommt zu spät. | |
Bild: Das neue CSU-Tandem: Horst Seehofer und Markus Söder | |
Da ist sie also wieder, die legendäre Geschlossenheit, derer sich die CSU | |
so gern rühmt. Sie zu demonstrieren war einziger Sinn und Zweck dieses | |
außerordentlichen Parteitags im Münchner Postpalast [1][– und das ist auch | |
eindrücklich gelungen]. Vor allem Seehofer schaffte in einer nie gewesenen | |
Zurückstellung des eigenen Egos den demonstrativen Schulterschluss mit | |
seinem ungeliebten Ministerpräsidenten-Nachfolger Markus Söder. Das ist | |
durchaus bemerkenswert, mag auch den einen oder anderen Wahlkämpfer noch | |
beflügeln – aber von entscheidender Bedeutung ist es nicht. Nicht mehr. | |
Nach der verlorenen Bundestagswahl vor einem Jahr und auch noch ein paar | |
Monate später waren die Grabenkämpfe innerhalb der Partei, vor allem der | |
Dauerzwist zwischen Söder und Seehofer noch eines der Hauptprobleme der | |
CSU. Dass die Partei mittlerweile in Umfragen schon [2][auf historische 35 | |
Prozent] gerutscht ist, ist jedoch anderen Faktoren geschuldet. Jetzt | |
nähert man sich gemeinsam dem Abgrund. | |
Der größte Fehler – und da spielten Söder und Seehofer tatsächlich schon | |
Hand in Hand – war der gezielte Rechtsschwenk der letzten Monate. Dass die | |
CSU sich auf das Wählerspektrum am rechten Rand oder jenseits dessen | |
konzentrierte, führte zu einer Entfremdung bei vielen Wählern in der | |
liberalen Mitte. | |
Sie sahen sich nach neuen Optionen um – und fanden reichlich. Grüne, Freie | |
Wähler, SPD und FDP buhlten alle um das wertkonservative Klientel, an dem | |
die CSU nicht mehr interessiert zu sein schien. Somit war für jeden etwas | |
dabei, und umgekehrt konnten zumindest Grüne, Freie Wähler und FDP auch den | |
einen oder anderen neuen Sympathisanten aus dem Dunstkreis der CSU | |
gewinnen. Nur die SPD schien leer auszugehen. | |
Dass just CSU und SPD in allen Umfragen als die großen Verlierer dastehen, | |
hängt natürlich auch damit zusammen, dass sie in Berlin gemeinsam regieren | |
oder es zumindest versuchen. Ihre miesen Umfragewerte sind auch Urteile | |
über das Erscheinungsbild der Großen Koalition. | |
Und dass an deren miserablem Erscheinungsbild Horst Seehofer entscheidende | |
Mitverantwortung trägt, ist offenkundig: Das erbärmliche Schauspiel um den | |
Masterplan, die Rücktrittsdrohung, das ewige Gezanke mit der Kanzlerin und | |
jetzt der unsouveräne Umgang [3][mit der Causa Maaßen] – dass Seehofer | |
mittlerweile zu den unbeliebtesten Bundespolitikern zählt, kommt nicht von | |
ungefähr. | |
Zurücklehnen können sich Grüne und Co trotz ihres aktuellen Höhenflugs noch | |
nicht. Die letzten Bundestagswahlen haben gezeigt, wie wenig aussagekräftig | |
ein Stimmungsbild vier Wochen vor der Wahl mitunter sein kann. Dass dem | |
neuen CSU-Tandem Seehofer/Söder eine Betriebsdauer weit über den 14. | |
Oktober hinaus beschieden ist, scheint jedoch wenig wahrscheinlich. | |
15 Sep 2018 | |
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## AUTOREN | |
Dominik Baur | |
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