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# taz.de -- „Tradwives“ – traditionelle Frauen: Ein bisschen Haushalt fü…
> Tradwives inszenieren auf Instagram ein Frauenbild, das an die
> Fünfzigerjahre erinnert. Das Hausfrauen-Dasein wirkt leicht – aber auch
> realitätsfern.
Bild: Zurück in die 50er?
Auf Instagram werden mir in letzter Zeit diese „Tradwives“-Videos in den
Feed gespült. Ich bin selbst schuld, ich hab mir eines dieser Videos in
voller Länge angesehen, weil ich einigermaßen fassungslos war, dass da eine
topgestylte Frau in einem schwarzen, federbesetzten Morgenmantel in ihrer
Küche steht und zweierlei Cereals – diese Getreideerzeugnisse, die in den
USA mit viel Zucker versetzt auf dem Frühstückstisch landen – morgens für
ihre Kinder „from scratch“, also komplett selbst macht, anstatt sie wie
Normalsterbliche im Supermarkt zu kaufen.
Jetzt denkt der Algorithmus, dass mich das interessiert. Und was soll ich
sagen, es tun sich Abgründe voller Lächerlichkeiten auf. Denn während es
total in Ordnung ist, sich als Mutter dafür zu entscheiden, eine
[1][Hausfrau] sein zu wollen – sofern es aus freien Stücken, finanziell
gleichberechtigt und mit einigermaßen realistischen Erwartungen einhergeht
–, haben diese Tradwives mit realen Hausfrauen so viel gemeinsam wie
[2][Luke Mockridge] mit Menschen, die lustig sind – überhaupt gar nichts.
Tradwives sind ein Internetphänomen. Es geht im Grunde um die verbale oder
optische Glorifizierung der traditionellen Ehefrau, die zu Hause bleibt,
sich um die Kinder kümmert, ständig kocht und ihrem Ehemann huldigt – alles
immer topgestylt und gut gelaunt. In diesen Videos sieht alles ein
bisschen so aus, als hätten die 50er Jahre oder die Amish People ins Zimmer
gekotzt.
Nun wird viel diskutiert, ob das schon rechtes Gedankengut ist, oder ob es
nicht vielmehr Teil der feministischen Emanzipation ist, dass Frauen selbst
entscheiden dürfen, keine Karriere zu verfolgen und kein Geld zu verdienen,
wenn sie das denn wollen. Der Witz an der Sache ist aber, dass das Accounts
sind, die Tausende – oder wie die Dame in Federn gar über 2 Millionen –
Follower haben. Per Definition sind das Influencerinnen. Das ist ein Job,
mit dem man Geld verdient. Eine Karriere sozusagen.
## Fernab der Realität
Diese Frauen sind also Unternehmerinnen, die viel Geld damit verdienen,
zwischendurch Gesichtscremes in die Kamera zu halten. Andere Tradwives
haben wiederum reiche Familien, [3][wie Hannah Neeleman, die Ballerina ist]
und mit Mann und acht Kindern das einfache Farmleben inszeniert.
Das wirkt alles sehr durchsichtig, doch das eigentliche Problem findet man
in den Kommentaren: [4][junge Frauen, die sich mit diesen beigen Videos
voller Glück, Schürzen und Nudelhölzer identifizieren möchten]. Die denken,
das, was sie da sehen, hätte auch nur irgendwas mit der Realität einer
Hausfrau und Mutter in einem durchschnittlichen Haushalt zu tun.
Denn man sieht diese Frauen nie tun, was Hausfrauen hauptsächlich tun: die
Küche dreimal täglich putzen. Die Kinder genervt ermahnen, dass die
dreckige Wäsche in den Korb gehört und nicht auf den Fußboden. Den
Windelmüll unter Brechreiz aus dem Eimer hieven. Verschwitzt mit den
Kindern von einem Termin zum anderen hetzen. Immer mehr Verachtung für den
Partner entwickeln, weil man ständig Socken aufsammelt, Wäsche wäscht,
eingetrocknetes „Cereal“ vom Boden kratzt, Essen auftischt; weil man all
diese Dinge macht, die mit der Zeit keiner mehr sieht. Außer natürlich man
stellt Videos davon auf Instagram.
7 Apr 2024
## LINKS
[1] /Sachbuch-Die-Erfindung-der-Hausfrau/!5814335
[2] /Vergewaltigungsvorwurf-gegen-Mockridge/!5791214
[3] https://www.instagram.com/ballerinafarm/?igsh=eXNwbnVxYTBwbmo1
[4] /Antifeminismus-auf-Tiktok/!5995016
## AUTOREN
Saskia Hödl
## TAGS
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